Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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kein Gehör, auch mochten ihnen die Namen der französischen 
Offiziere nicht bekannt sein. So blieb Luise nichts Anderes 
übrig, als abzuwarten, ob nicht ein glücklicher Zufall sie 
zum Ziele führen möchte. So groß das Gedränge auf dem 
Marktplatze war, beschloß sie doch, daselbst zu bleiben und 
auf die ab und zu gehenden Leute genau Acht zu haben. 
Schon waren einige Stunden verstrichen, und noch 
immer war von dem französischen Oberst keine Spur zu 
entdecken. Da fieng es Luise bange zu werden an, und sie 
dachte schon daran, von Haus zu Haus und endlich sogar 
ins Lager hinauszugehen, um nach dem Manne zu fragen, 
als plötzlich in der Menge ein Stocken eintrat, und die 
Augen Aller sich nach der Straße wandten, welche in den 
Marktplatz einmündete. Auch Luise wurde aufmerksam und 
blickte dorthin. Und siehe, ein französischer General ritt mit 
glänzendem Gefolge daher, unter welchem Luise von Weitem 
schon Oberst Lormand erkannte. Nun war ihre Aufmerk¬ 
samkeit auf das Höchste gespannt. Sie verfolgte den Offizier 
so lange mit ihren Blicken, bis er vor dem gegenüberliegenden 
Gasthofe vom Pferde gestiegen und in das Haus einge¬ 
treten war. 
Kaum war dies geschehen, als Luise auch schon ihren 
Platz verließ und durch die Menge sich hindurchzudrängen 
suchte, um dem Absteigequartier des Oberst möglichst nahe 
zu kommen oder wol gar in der Thorhalle des Gasthofes 
ihm vorzuwarten. Nachdem sie daselbst ein günstiges 
Plätzchen gefunden, wo sie unbehelligt die aus und ein 
Gehenden beobachten konnte, stieg in ihr der beunruhigende 
Gedanke auf, ob sie wol Gelegenheit fände, dem Oberst in 
schicklicher Weise ihr Anliegen vortragen zu können. Denn
	        
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