Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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Tische für sie bereit stand, das Barbara in der Küche besorgt 
hatte; denn dieselbe hatte es sich nicht wehren lassen, dem armen 
Mädchen bis zum letzten Augenblicke sich gefällig zu zeigen. 
Während des Frühstückes gieng es sehr einsilbig her.. 
Obwol Frau Gertrud und auch Agnes Luisens Plan voll¬ 
kommen billigten, so war ihnen doch das Herz jetzt schwer, 
wo sie das arme Mädchen einer ganz unbekannten Zukunft 
entgegengehen sahen. Luise hingegen fühlte heute wieder, 
was es heiße, von guten, freundlichen Leuten scheiden und 
in die herzlose Welt sich hinausgestossen sehen zu müssen. 
Bei solch trüber Stimmung war Keines von ihnen, wie sie 
um den Tisch herum saßen, im Stande, heiter zu erscheinen, 
sondern Jedes hatte zu thun, die Thränen zurückzuhalten. 
Als Luise mit dem Frühstücke zu Ende war und sich 
beurlauben wollte, ließen Frau Gertrud und Agnes sich 
nicht abhalten, sie bis zur Mbsbrücke hinunter zu begleiten. 
Barbara freilich mußte zu Hause bleiben. Von ihr nahm 
Luise nun zuerst Abschied und dankte ihr gerührt für die 
so bereitwillig geleisteten Dienste und Gefälligkeiten. Hierauf 
wurde der Weg angetreten. Der anbrechende Tag war 
nebelig und kalt. Die ganze Gegend lag noch im nächtlichen 
Schlummer, und aus keinem Fenster im Dorfe schimmerte 
Licht. Die drei Gefährtinnen giengen meist schweigend über 
die Feldwege dahin. Das Weinen stand ihnen näher als 
das Sprechen, und manche Thräne fiel ungesehen auf den 
Boden. Agnes führte an dem einen Arme ihre Freundin, 
in der anderen Hand trug sie deren Bündel. Frau Gertrud 
folgte hinterdrein, da der schmale Weg das Gehen zu Dreien 
neben einander nicht gestattete. In einer kleinen Viertel¬ 
stunde war die Mbsbrücke erreicht.
	        
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