Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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hauste eine andere feindliche Horde gar schrecklich in der 
Wasservorstadt, und die aus der Kirche heimkehrenden Bürger 
fanden dort ihre Häuser entweder bereits geplündert und 
ausgeraubt, oder sie mußten zusehen, wie die Feinde all ihre 
wertvolle Habe zusammenrafften und forttrugen. 
Ueber 7000 Mann Kavallerie und Infanterie waren 
bis Mittag in die Stadt eingerückt, und um 9 Uhr Abends 
folgte noch ein weiteres Regiment nach. Nachdem der größte 
Theil dieser Truppen am 28, Dezember gegen Gaslenz ab¬ 
gezogen war, rückten andere in Waidhofen ein, welche nicht 
minder schrecklich hausten. 
So war denn die friedliche Gebirgsstadt in schrecklicher 
Weise aus ihrer Ruhe aufgestört worden, und die gewerb- 
fleißigen Einwohner erlitten an Hab und Gut unberechen¬ 
baren Schaden. Kein Haus blieb von der Einquartierung 
verschont, und selbst das kleine Taglöhnerhäuschen in der 
Vorstadt draußen, das doch nur aus Stube, Küche und 
Vorhaus bestand, bekam schon am nächsten Tage nach 
Luisens Ankunft einen französischen Infanteristen ins 
Quartier. 
Wieder sollte das arme Waisenmädchen von dannen 
ziehen, fort ins Elend unter wildfremde Menschen. Aber 
Gott half in dieser Not. Er rührte das Herz des fran¬ 
zösischen Kriegers, der eben zurecht kam, als Luise unter 
der Hausthüre von ihren freundlichen Wirten Abschied nahm. 
Der Soldat, der deutschen Sprache nicht ganz unkundig, 
verstand Einiges von dem, was gerade gesprochen wurde, 
und was er nicht verstand, das sagten ihm Luisens 
Thränen. In dem Augenblicke, als das Mädchen unter 
heftigem Schluchzen über die Thürschwelle hinaustrat, 
Weißenhofer. Die Waise von Abbsthal. l
	        
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