Volltext: Die Waise von Ybbsthal

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hatte, Legte sie sich zu Bette. Noch niemals hatte der Schlaf 
seine wolthätige Wirkung so erquickend an einem Müden 
geübt, als er es heute an dem armen Waisenkinde that. 
Vergessen waren alle die Leiden des Tages, und unsichtbar 
breitete der Schutzgeist seine schirmenden Fittiche über die 
Schlafende aus. 
Eitstes Kapitel. 
Das Godesttrtheil. 
Draußen auf den Straßen war es indessen noch lange 
nicht stille geworden; ja die ganze Nacht hindurch hörte man 
lautes Rufen und Schreien, Gerassel der Wagen und Pferde¬ 
getrappel. Der Bürgermeister Frieß und die Stadträte 
mußten unausgesetzt den noch immer nachrückenden Feinden 
zu Diensten sein, und da die Stadt die Menge der unge¬ 
betenen Gäste bei Weitem nicht fassen konnte, wurden auch die 
Bauerngehöfte in der Umgebung mit zahlreicher Einquar¬ 
tierung bedacht. Schon gestern, am heiligen Christtage, 
hatten die von Steyr her marschirenden Franzosen den Markt 
Gaflenz besetzt; heute war die andere, größere Heeresabthei¬ 
lung von Amstetten her in Waidhofen eingerückt. Die Stadt¬ 
bewohner und die Landleute aus der Umgebung waren soeben 
beim Gottesdienste in den Kirchen versammelt, als plötzlich 
Trompetengeschmetter und wilder Lärm sie aus ihrer Andacht 
aufschreckte. Bestürzt eilte die Menge hinaus ins Freie, 
aber noch ehe die Leute Zeit gefunden, sich zu besinnen, 
drängten sich schon die Feinde an die Einzelnen heran und 
forderten ihnen unter Drohungen Geld ab. Zu gleicher Zeit
	        
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