Volltext: Die politischen Probleme des Weltkrieges

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V. Loziopolitische Probleme 
Abrechnung mit dem größeren Rivalen über das größere Ziel ein 
verhältnismäßig billiges Geschäft—und wenn die Zeit vollendet ist, 
wird die Erde offen für die englische Weltherrschaft daliegen. 
Aber in dieser Lage kann Deutschland, dieselbe Stellung, als Ver¬ 
teidiger der Freiheit, auf der größeren Bühne beanspruchen, wie 
England es hier auf der kleineren getan hat. Gestützt auf das volks¬ 
tümliche Vorurteil, das noch das Gesichtsfeld so vieler Menschen in¬ 
nerhalb des spezifisch-europäischen Horizontes beengt, ruft Eng¬ 
land zum Rampf gegen den neuen Napoleon auf. Deutschland aber 
antwortet, indem es den Blick über die wirkliche Bühne der Neu¬ 
zeit, die planetarische, ausweitet, mit dem Feldruf „Los vom eng¬ 
lischen weltjoch!" (Georg Irmer 1914) und „Freie Meere!" 
(Schulze-Gävernitz 1915). Und während England sich zur Stütze 
für seine Monopolstellung auf das Dogma beruft, daß das Welt¬ 
meer, der Natur der Sache gemäß, einen Herrn und nicht 
mehrere haben müsseh, antwortet Deutschland: Gleichgewicht 
auf dem Meere, wie auf dem Lande! Ein Zustand von „mari¬ 
timem Gleichgewicht Zwischen mehreren Seemächten" I Die Weltherr¬ 
schaft ist eine antike und veraltete Erscheinung,- assyrische und 
römische Universalreiche haben ihre Zeit gehabt und sind ver- 
schwunden, sie haben einem System von Landmächten nebeneinan- 
der Platz machen müssen,- das große Meer aber hat keine geringere 
Ausdehnung, auch da muß der Gleichgewichtsgedanke siegen, wenn 
das Recht im Rampf der Mächte aufrechterhalten bleiben soll! 
1) Liehe Monypenny in „Empire and Century“, 1905, S. 27: „(Es 
liegt in der besonderen Natur der Leemacht, vor allem in unseren Tagen 
der Dampfes, eines und unteilbar, und deshalb in den Händen einer herr¬ 
schenden Macht universell zu sein." Ebenso Navy League Annual 1910—11: 
„The sea can endure but one master.“ So auch Seton-Watson, 1915, 
a. a. <V. S. 213: „Die militärische Vorherrschaft kann zwischen mehreren 
mächtigen Staaten geteilt werden, aber die Vorherrschaft zur See ist eines 
und unteilbar-in diesem Krieg werden wir unsere Herrschaft auf dem 
Meere entweder behalten und befestigen oder auch verlieren: mit Deutsch¬ 
land teilen werden wir sie nicht, weil wir das nicht können.“
	        
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