Volltext: Der Völkerkrieg Band 12 (12 / 1918)

Vom Kreuzerkrieg der Unterseeboote 
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Verluste durch Versenkungen erlitten hat, weist ein Plus auf. Italien mag etwa einen 
Schiffsraum von 150000 t sequestriert haben, Portugal 200000, Rußland etwa 150000 t. 
Ueber England selbst läßt sich folgendes feststellen: 
Englische Berichte weisen nach, daß die Mittelmächte 1405 421 t Schiffsraum ver» 
loren haben. Von der Gesamtzahl dieses Verlustes von 1405421t gehen etwa 100000 t als 
versenkt ab, etwa 500000 haben Englands Alliierte gewonnen, so daß England immer 
hin noch 800000 t seiner Flotte zuführen konnte. Es hat jedoch seine Flotte auch 
auf anderer Basis vermehrt, und zwar durch Kauf (was durch Verkäufe, die in den 
ersten Kriegsmonaten gestattet waren, kompensiert erscheint), hauptsächlich aber durch 
Bau neuer Schiffe. England baute laut den eigenen Ausweisen im Jahre 1914 
1755 000 t. Da die Veröffentlichung des Lloyd-Registers im Juni schließt, so bedeutet 
das für unsere Rechnung die Hälfte, das ist 877500 t. Im Jahre 1915 wurden 
664200 ausgewiesen und im Jahre 1916 soll allen Berichten nach die Produktion 
um 20 Prozent gehoben worden sein, so daß man mit etwa 800000 rechnen kann. 
Davon die Hälfte für unsere Rechnung, das heißt für die ersten 6 Monate des Jahres 
1916 und es ergibt sich somit, daß das Englische Imperium seit dem Juni 1914 
seine Flotte vermehrte um 
877500 t im Jahre 1914 (II. Halbjahr) 
664200 t „ „ 1915 
400000 t „ „ 1916 (I. Halbjahr), 
dazu kommen 800000 t sequestrierte Schiffe, 
zusammen 2 741 700 t 
Die englische Flotte betrug bei Beginn des Krieges im Jahre 1914 20523 706 t. 
An Seenot verlieren die Flotten, wie im Durchschnitt nachgewiesen wird, etwa s / 4 Prozent 
jährlich, das bedeutet in 2 Jahren IV, Prozent — 300000 t, bleiben daher 20223000 t. 
Rechnen wir dazu, daß es 2790220 t durch Bau und Aneignung gewonnen hat, so 
ergäbe dies 23013 220. Da aber Lloyd-Register für 1916 nur 20463 881 t aufweist 
stehen wir vor einem Manko von 2549339 t. 
Hier ist vielleicht noch zu erwähnen, daß auch die Alliierten Schiffsraum verloren 
haben und ebenso die Neutralen, was aber durch Bau und Sequestrierung auch nicht 
mehr kompensiert erscheint. Italien baute in den 2 Jahren etwa 60000 und Japan 
123000 t, Frankreich zirka 100000; Rußland und Portugal kommen gar nicht in Be 
tracht. Wenn man daher die Schadensummen der Alliierten Englands abzieht, so kommen 
wir für den 1. Juli 1916 auf einen Verlust der englischen Flotte, welcher mindestens 
10 Prozent beträgt. Es ergibt sich daraus, daß die deutsche Ausstellung absolut und un 
verrückbar auf festen Ziffern beruht und tatsächlich im H-Boot-Kreuzerkriege allein über 
10 Prozent der englischen Handelsflotte versenkt wurden. Es geht aus diesen Daten aber 
auch hervor, daß es die Engländer glänzend verstehen, scheinbar auf Ziffern beruhende 
Ausstellungen zu machen, die jedoch ein grundfalsches Bild von dem Ergebnis des 
Krieges liefern. 
Wenn nun die Engländer zugeben, daß sie vom Juni bis 30. Oktober 1916 
453175 t wirklich verloren haben, so beweist dies, daß ihr Verlust von diesem Augen 
blicke an stärker fühlbar wurde, da die Sequestrierung der Schiffe der Mittelmächte 
naturgemäß aufhörte. Da nun die Heeresverwaltung etwa 50 Prozent der gesamten 
englischen Tonnage mit Beschlag belegt und für ihre Zwecke benützt, 10 Prozent versenkt 
und nur zum Teile ersetzt wurden, so bleibt zur freien Verfügung des Handels ein immer 
geringerer Bruchteil des gesamten Schiffsraumes, ein so geringer, daß er auch für einen 
beschränkten Verkehr nicht mehr ausreichte. Das erklärt auch, warum England plötzlich 
so viele neutrale Schiffe in seinen Dienst zu bekommen suchte.*
	        
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