Volltext: Der Völkerkrieg Band 13 (13 / 1918)

Von der Reichsregierung 
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Bismarck als Wirklicher Legationsrat und Vortragender Rat ins Auswärtige Amt zur Leitung der 
Prefleabteilung berufen. Ihn hat Rudolf Lindau abgelöst, der unseres Wissens in seiner Jugend 
Kaufmann, später im Konsulatsdienst war und die Prefseabteilung bis zu Bismarcks Entlassung 
geleitet hat, der aber im Andenken vor allen Dingen als Schriststeller und Novellist lebt. Auf 
ihn folgte Professor Konstantin Rößler, der bis 1863 einen Lehrstuhl in Jena innehatte, dann 
Journalist, Leiter des Literarischen Bureaus im preußischen Staatsministerium und, schon hochbetagt 
und kränklich, kurze Zeit unter Caprivi Chef der Presseabteilung im Auswärtigen Amt gewesen ist. 
Auf ihn folgte dann Dr. Hammann. 
31. Oktober 1916. 
Dem bisherigen Chef des Kriegspresseamts, Major Deutelmoser, ist unter Verleihung des 
Charakters als Oberstleutnant und mit der Generalstabsuniform der erbetene Abschied erteilt worden. 
An seine Stelle ist der Major im Generalstab Stötten beauftragt worden. 
5. Januar 1917. 
Die „Norddeutsche. Allgemeine Zeitung" schrieb halbamtlich: „In der Leitung der Nachrichten 
abteilung des Auswärtigen Amts ist der angekündigte Wechsel nunmehr eingetreten, nachdem der 
Kaiser daS Abschiedsgesuch des Wirklichen Geheimen Rats, Direktors Dr. Hammann genehmigt hat. 
Damit scheidet eine Persönlichkeit auS dem Amte, deren außerordentliche Verdienste um die politische 
Entwicklung deS Reiches sich nur schwer umschreiben lassen. Exzellenz Hammann nahm eine Ver 
trauensstellung ein, die über den Rahmen der einem Preffedezernenten obliegenden Geschäfte weit 
hinausging. Sein Rat hat bei wichtigen Entscheidungen auf dem politischem Gebiete viel gegolten. 
Den Reichskanzlern, unter denen er tätig gewesen ist, war er ein getreuer Mitarbeiter von unver 
gleichlicher Selbstlosigkeit, dem eS gegeben war, in unbeirrbarer Sachlichkeit Großes groß und Kleines 
klein zu sehen. Ein fester und entschlossener Sinn, ein schnelles, den Kernpunkt der Fragen sicher 
erfassendes Urteil vereinigten sich mit der zunächst im Zeitungswesen, sodann in langer Amtstätigkeit 
erworbenen reichen Erfahrung eines allem Neuen offenen, doch am Bewährten festhaltenden Geistes. 
Auf dem weitverzweigten Arbeitsgebiet, daS er beherrschte, sind Anregungen in jeder Richtung von 
ihm ausgegangen und Unternehmungen inS Werk gesetzt worden, deren dauernder Wert sich erweisen 
wird. In hohem Maße war ihm die nicht erlernbare Kunst der Menschenbehandlung eigen, die auf 
daS Persönliche ging und sich an kein Schema band. Wenn Exzellenz Hammann nach langer, hin 
gebender und erfolgreicher Arbeit sein Amt jetzt in jüngere Hände gelegt hat, so werden seine Kraft 
und sein Wissen dem öffentlichen Leben doch auch ferner erhalten bleiben." 
Wie das „Berliner Tageblatt" (20. X. 16) schrieb, war Hammann, dem auch seine zahlreichen 
Gegner große Klugheit und Erfahrung nicht abstreiten können, 1852 geboren und ursprünglich 
Journalist. BiS zum Jahre 1893 arbeitete er für die „Schlesische Zeitung" und für andere Blätter 
der Rechten, so für das seinerzeit als Konkurrenzorgan gegen die „Kreuzzeitung" gegründete 
„Deutsche Tageblatt", dann auch für den „Pester Lloyd". Als Caprivi die Preffeabteilung im 
Auswärtigen Amt aufgehoben hatte, und diese Abteilung dann wieder, zunächst unter dem Grafen 
Groeben, neu eingerichtet werden sollte, wurde Hammann zur Mitwirkung berufen. 
Hammann, der zeitweilig zu den einflußreichsten Männern im Staate gehörte, ist eigentlich immer 
einer der wenigen wirklich regierenden Leute gewesen. Und schon damit war gegeben, daß es ihm 
an Feinden und Neidern zu keiner Frist gefehlt hat. Man ist gelegentlich mit großer Leiden 
schaftlichkeit wider die „Preffeküche" in der Wilhelmstraße zu Felde gezogen und hat es so darzustellen 
beliebt, als ob vom Auswärtigen Amt eine unzulässige und parteiische Beeinflussung der deutschen 
öffentlichen Meinung ausginge. Wer die letzten Jahre wachen Sinnes durchlebt hat, weiß, daß 
diese Vorwürfe im wesentlichen unbegründet waren; richtig an all den Anklagen war eigentlich nur, 
daß Hammann in der Bülow-Zeit, die zugleich auch der Höhepunkt seines Einflusses und seiner Macht 
war, unterstützt von einem Kanzler, der in diesen Stücken selber ein Meister war, aus der deutschen 
Presse ein Instrument gemacht hatte, auf dem sein oberster Chef spielen konnte wie ein Virtuose 
auf seiner Geige. Aber zu dem Ende war er schließlich da, das war seine Aufgabe. Was man 
gerechterweise Hammann und seiner Amtsführung vorwerfen kann, war vielleicht, daß er es nicht 
recht verstanden hat, auch die Presse des Auslandes in den Bannkreis seines Einfluffes zu ziehen. 
Aber daS lag wohl in unserem ganzen bisherigen System, daS vielleicht mit allzu keuschen Ohren 
und allzu zugeknöpften Taschen an dem vorüberging, was draußen sich begab und gegen unS sich 
zusammenbraute.
	        
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