Volltext: Linzer Hessen

Tllajo und das dritte in Kärnten — hatten nur pionier¬ 
schwärme unter Führung von Unteroffizieren bei sich, die 
natürlich nur kleinere flrbeiten, wie Unterstände und Kavernen 
ausführen konnten. vabei war auf dem Plateau von Lomen 
die flrbeit durch feindliche Einwirkung außerordentlich er¬ 
schwert, sie konnte nur in der Nacht verrichtet werden. Dem 
sehr harten karstkalk mußte jeder Zentimeter Krabentiefe 
mühsam abgerungen werden, fluf dem pasubio lagen die 
Verhältnisse ähnlich, doch gestattete die günstigere veckungs- 
möglichkeit eine bessere flusnützung der Zeit. 
ven Pionieren erwuchs mit winterbeginn neue Lron. Sie 
mußten in den vergstellungen der Vaone, besonders am Monte 
wajo fest zugreifen, um mit dem weißen Leinde, den Schnee¬ 
massen fertig zu werden. 
fluf dem Monte Limone ergaben sich, gar nach der Spren¬ 
gung seines Kipfels eine Lülle dringender flrbeiten: ven flus- 
bau der lzauptstellung und ihrer Kavernen, der Unterkünfte 
und des Laufgrabens im Hexenkessel, der später weit nach 
rückwärts verlängert wurde, um den gesicherten und gedeckten 
Verkehr zu ermöglichen. Vies stellte bei dem eintretenden 
schlechten Wetter harte flnforderungen an die Mannschaft. 
Dazu kamen noch die nervösen Schießereien der Italiener, 
die uns von der priasora überhöhten, alles einsahen und jede 
auffällige Vewegung mit rasendem Leuer bedachten. 
Vie Irichterstellung und ihre Leldwachen waren des Begi- 
mentskommandos stetige Sorge, weil die sie besetzt haltende 
Kompagnie dem schweren Leuer des Leindes nahezu schutzlos 
preisgegeben war. per Kavernenbau in dem zermalmten 
Sestein kostete Ströme von Schweiß. Vie vollständige Siche¬ 
rung der Stellung gelang erst lange nach dem flbmarsch des 
Begiments, durch die flnlage eines Stollen- und kavernen- 
sgstems. 
In dieses konnten schließlich auch die fünf immer Vpfer 
kostenden Leidwachen einbezogen werden, die im Laviojo, aus 
kürzeste Entfernung ein böses kegenüber hatten, vis zum 
Spätherbst ISIS blieb das Beziehen und flblösen dieser Leld¬ 
wachen eine höchst gefährliche Sache. Vei loge und bei 
hellem Mondschein durfte sich dort keine vasenspitze sehen 
lassen, vie flusgestaitung des gefürchteten Eimonekopfes 
mußte deshalb bei den Leldwachen, durch die Schaffung kleiner 
Kavernen und ihrer wenn auch bescheidenen Verdrahtung, be¬ 
gonnen werden. 
Ein Zufall fügte es, daß für die feindnächste Leldwache 
eine natürliche sjöhle entdeckt wurde, die einstweilen noch 
nicht zugänglich war. Ver Pionier Mühleder erbot sich frei¬ 
willig die Sache genauer anzusehen. Semeinsam mit dem 
Vffizier-Stelloertreter Haslinger unternahm er in einer dunk¬ 
len Vegennacht das Wagnis. Er ließ sich zu der Stelle abseilen. 
Trotz peinlichster Vorsicht kollerten Steine den Hang hinab und 
alarmierten die Eaviojobesatzung: Scheinwerfer flammten auf. 
suchten den flngreifer und Maschinengewehre hämmerten, ver 
aber hing am Seile und konnte weder vor noch zurück, 
kerne wäre er weitergekrochen um das rettende Loch zu 
finden, aber das Seil gab nicht nach, auch die Haltemann- 
schast wagte keine Vewegung. vingsumher prasselte es ins 
kestein, aber wie durch ein Wunder geschah dem braven 
Pionier nichts. Umschwirrt von Lelssplittern bekam er nur 
ein paar tüchtige Schrammen, flls die Italiener sich be¬ 
ruhigt hatten, stieg Mühleder weiter ab und fand die Höhle, 
die sich als eiffe halb eingestürzte italienische Kaverne erwies, 
die sicherlich der früheren Eimonebesatzung als Unterschlupf 
gedient hatte. Es waren noch Sandsäcke und leere Kisten 
darinnen. Ver Lund war herrlich. Zeht galt es nur noch, 
einen gangbaren weg zu der Kaverne zu finden und herzu¬ 
stellen. In den darauffolgenden Nächten gelang es Mühleder 
nicht nur die Kaverne, ohne ihre Umgebung zu verändern, 
für die kleine Leldwache beziehbar zu machen, sondern auch 
einen Steig auszukundschaften, der es gestattete leichter an sie 
heranzukommen, vorsichtshalber wurde aber auch ein Seil 
gelegt, an dem die Leute einen Halt fanden und das gleich¬ 
zeitig Wegweiser war. Vaß Mühleder dabei noch etliche Male 
in das Kreuzfeuer der überaus wachsamen Italiener geriet 
ist nicht verwunderlich. Vas Soldatenglück blieb ihm treu. 
Lür diese lat erhielt der wackere Mann als erster Pionier 
aus dem italienischen kriegsschauplah die „kroße Silberne". 
kleichzeitig mit der weiteren flusgestaitung der Limone- 
Kops- und der anschließenden sogenannten Limone-Vst- und 
Weststellungen, ging im Spätherbste unter der Leitung Leut¬ 
nant kärtners die Vollendung eines breiten Prügelweges und 
der Vau einer kleinen Leldbahn flott vonstatten, die den Trans¬ 
port allen Bedarfes erleichterte, fluch der Vau von Unter¬ 
künften für Mann und Voß und Höhenmagazinen wurde 
eifrig betrieben. Es sollte sich in den Wintermonaten zeigen, 
daß diese Vorsorgen nur allzu berechtigt waren, keschah es 
doch, daß die Truppen, auch auf dem Tonezzaplateau, manch¬ 
mal eine Woche vom Etappenraum abgeschnitten blieben, wenn 
der passa della Vena durch Schneemassen unpassierbar wurde. 
Es lagen ja um die Jahreswende 1916/17 bis zu drei Meter 
Schnee an einzelnen Stellen. 
Ende November kam das Vegimentskommando auf 
die Lima Tarbisa östlich der Tonezzaspitzen, und die 
Pionierabteilung in ihre alten Unterkünfte am Hang 
der Lima pajle. flm berüchtigten 13. vezember griffen 
auch die Pioniere bei den Bergungsarbeiten ein, als 
eine Lawine die Sanitäts-Lähnriche Eck und Emminger ver¬ 
schüttete. Leutnant Vovotng und eine flnzahl arbeitender 
Pioniere gerieten in eine zweite an der gleichen Stelle ab¬ 
gehenden Lawine. Leider blieben alle Bemühungen die 
beiden verschütteten noch lebend zu bergen erfolglos. In 
einem Vegimentskommandobefehl wurde der Pionierabteilung 
die flnerkennung ausgesprochen. 
Weihnachten wurde unter einem heimatlich geschmückten 
Lichterbaume gefeiert. Eine große Menge Liebesgaben be¬ 
glückte die Mannschaft. 
flm vorletzten Tage des Jahres 1916 konnte festgestellt 
werden, daß der kegner das Mo Lreddotal geräumt und 
sich fast bis vangelista zurückgezogen hatte, flm Silvester- 
tag unternahm das flbteilungskommando in Begleitung eines 
Vffiziers des 2. Vaons eine Erkundung der neuen Leld- 
wachenlinie, um für den Bau entsprechender Stellungen und 
Unterkünfte Vorsorge treffen zu können, va man an diesem 
Tage noch gar nicht wußte, wie weit der Italiener gewichen 
und auch keine sichere Verbindung zwischen den neu vorge¬ 
schobenen Leidwachen des Infanterieregimentes 14, der 
Schwadron des Ulanenregimentes 7 und des Infanterie¬ 
regimentes SV am Monte Seluggio hergestellt war, gab 
diese Erkundung zu einigen erheiternden Zwischenfällen flnlaß. 
weit gerieten wir vor die eigene Stellung, da aber der 
Leind unsichtbar blieb, endete der abenteuerliche flusflug gut. 
Nach Neujahr wurde sofort mit dem Bau von Veckungen 
und Kavernen begonnen. Vas Herabschleppen des Materials 
gestaltete sich sehr schwierig, da aus dem Plateau noch zwei 
bis drei Meter Schnee lagen. Im Tale aber war es aper, 
Schneeglöckchen und Primeln blühten, vie flrbeiten wurden 
von den Italienern in keiner weise gestört, es herrschte in 
der ersten Zeit wohltuende Buhe. 
flnsangs Lebruar 191? verließ das Begiment die Stellun¬ 
gen, die es fast neun Monate innegehabt, um nie mehr 
zurückzukehren. Teuere Erinnerungen verbanden die Vier¬ 
zehner mit dem Limonegebiet, das die harten Läuste ober¬ 
österreichischer Bauern dem alten Erbfeinde im ersten flnsturm 
entrissen hatten. Mit Wehmut und Stolz blickte jeder vom 
passo della Vena noch einmal zurück, vort ruhten viele 
gute Kameraden: aus dem stillen Waldfriedhose bei Eampana 
oder im Kottesacker von Tonezza. fluch der Limone, den 
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