Volltext: Linzer Hessen

Krakau 
Kommando des Regiments in augenblicklich recht ungünstiger 
Lage, Es batte innerkalb 48 Stunden den Verlust von 
700 Mann und 21 Offizieren, darunter 5 lote, zu beklagen. 
Vie Überlebenden aber, durch die außerordentliche Anstren¬ 
gung erschöpft, mußten überdies noch starkes flrtillerieseuer 
in ikren kaum angekrakten Deckungen ertragen. 
Vach Verstärkung durch das 1. 50er-Baon ging der 
flngriff gegen fjöbe 200 in den Lrübstunden des 20. No¬ 
vember wieder vorwärts. Er gelang. Vie zirka 1000 Schritte 
nordöstlich Viorküw liegende russische Stellung wurde genom¬ 
men, das lempo der Vorrückung jedoch durch das wirksame 
feindliche flrtillerieslankenfeuer verzögert. Sie kam aus 
fjöbe 200 zum Sieben. Oben, bei grimmiger Kälte, trat der 
Spaten in ftktion. Vach verbältnismäßig rubig verbrachter 
vacht erreichte das Regiment obne feindliche Velästigung 
Zazdowiczkg und am 22. November die fjöben nördlich 
Makocice. 
Leider ging in diesen lebten lagen auch Oberstleutnant 
päschmann krank ab und der bisberige Kommandant des 
Zeldjägerbaons I, Oberstleutnant Richard von Vittorelli, über- 
nabm die Lübrung der liessen. 
Die Saline in kefalir 
wäbrend des Sefechtes bei Viorküw geriet unsere alte, 
ebrwürdige Labne in Sefabr. Darüber schreibt Oberleutnant 
i. d. Res. Dr. Lran; Lasser: Och war am 17. November 1014 
beim flngriffe auf Viorküw mebrere Male mit der Regiments- 
fabne neben Oberleutnant windisch vorgegangen, flus dem 
Wege erbielt ich einen Veckendurchschuß und stürzte zusam¬ 
men. Soweit ich mich erinnern kann, lief Oberleutnant win¬ 
disch zurück und holte unsere Regimentsfabne, wäbrend die 
Mannschaft weiter vorging. Och blieb infolge meiner Schuß- 
vcrlebung liegen und wurde erst gegen Mitternacht von einer 
Sanitätspatrouille aufgefunden. Ich weiß daber nicht, was 
sich nachträglich zugetragen bat, ob die Labne zum Baons- 
kommando zurückgebracht wurde und was dann mit dersel¬ 
ben gescheben ist. Zu der Darstellung des Zugsfichrers wichrer, 
daß die Labnenstange gebrochen oder entzweigeschossen wor¬ 
den sei, kann ich mich ebenfalls nicht äußern. Ich glaube aber 
kaum, daß damals der Labne selbst irgend etwas gescheben 
ist, weil ihre Stange schon vorbei am San durch das Spreng- 
stück einer Sranate durchschlagen wurde. Ich babe damals 
diese Beschädigung durch Umwickeln der Bruchstelle mit 
lelepbondrccht notdürftig beboben. 
wenn Zugsfüstrer ljans wichrer bei der Vergung der 
Labne am 17. November 1014 beteiligt war, so müßte er 
damals im Verband der Kompagnie des Oberleutnants 
windisch gewesen sein. 
Zugsfübrer fjans wöbrer weiß darüber zu erzäblen: Nach 
wenigen Rubetagen des Regimentes in Krakau ging es nord¬ 
wärts den Russen entgegen (15. November 1014]. Vie Ma- 
schinengewebrabteilung, der ich angebörte, war einem Nach¬ 
richtendetachement zugeteilt. Vas Regiment selbst folgte erst 
am 16. November und entwickelte sich zu einem bevor- 
stebenden großen Kamps. Der 17. November brachte mir fol¬ 
gendes Erlebnis: 
„Fils sich das Sefecht in den Vormittagsstunden auf das 
heftigste steigerte, setze ich, wie der Labnenfübrer fjerr Lcchn- 
rich Lasser von einer Kugel getroffen stürzte (den Namen 
ersubr ich erst später]. Ich eilte unverzüglich zur Stelle, wo 
bereits jemand um ibn bcmübt war, wogegen ich es mir zur 
Pflicht machte die Labne unter allen Umständen in Sicherbeit 
zu bringen, was mir auch alsbald gelang. Unter heftiger 
Beschießung rannte ich mit ibr einen kleinen Mbang t|in- 
unter, traf zufällig den Baonskommandanten kjerrn Major 
Ontl und übergab ibm die Labne, deren Stange gebrochen 
oder zerschossen war. fjerr Major Ontl nabm die Labne mit 
den Worten: ,vanke, legens s' da nieder' in empfang. Diese 
Worte bleiben mir zeitlebens in lebhafter Erinnerung. Ich 
verschwand nun sogleich wieder zu meiner Maschinengewebr- 
abteilung. wir wurden unmittelbar nachber gegen den linken 
Llügel, in nächster Näbe der Ortschaft Biorküw-male, anschlie¬ 
ßend an die ,Rainer' gebracht. 
Ich selbst wurde am nächsten lag (18. November] ver¬ 
wundet und in das fjinterland abgeschoben. 
Ich war damals Infanterist der Maschinengewebrabtei- 
lung NI Leldwebel Wolf. Ich kann beute leider keinen leben¬ 
den Zeugen mebr anfübren. fluszeichnung erbielt ich für diese 
Sache allerdings keine, dachte auch selbst damals gar nicht 
daran. Lege auch jetzt nur deswegen wert darauf, weil es 
sich um unsere altesirwürdige Regimentsfabne bandelt." 
* 
Sonnenschein, aber kaltes fjerbstwetter. Offizier und Mann 
Kämpfen vergeblich gegen das Ungeziefer, das sich nach der 
Vefebung russischer SchUbengräben einstellte. Diese waren 
nämlich in einem geradezu entseblichen Zustande. Lreuten sich 
die vierzebner auch darüber, reichlich Strob vorzufinden, 
so daß man nicht auf der gefrorenen, kalten Erde ruben 
brauchte, so ergab sich nun dafür ein neues Übel, die Läuse- 
plage. Erst in Krakau konnte man dagegen etwas wirksames 
unternebmen. Nach der Rückkebr in diese Stadt wurden 
Flpotbeker und Drogisten von braven fjessen überlaufen. Es 
brauchte keiner mebr dem Verkäufer anzugeben, was er be¬ 
nötige. Vadurch wurden auch die Sprachschwierigkeiten über¬ 
wunden, weil jeder Verkäufer schon wußte, daß der Soldat 
nur der Laussalbe wegen komme. Diese braune Schmiere 
dürfte in diesen lagen der begehrteste flrtikel in Krakau 
gewesen sein. Später langten allerdings auf Srund der Leld- 
postbriefe aus dem fjinterlande gleichzeitig mit den Liebes¬ 
gaben der pngebörigen zusätzlich auch solche Salbentiegel ein. 
Der am 22. Rooember begonnene Vormarsch führte am 
23. November zu ernsten Sesechten um die Ortschaft Ma¬ 
kocice. lrob heftigsten flrtilleriefeuers besetzte das 1. Baon 
den Rordrand des Ortes, das 4. Baon erkämpfte unter 
beträchtlichen Verlusten, weil es über einen pblzang berab 
und dann über einen breiten wiesenstreifen in vollkom¬ 
men ungedecktem lerrain vorgeben mußte, den Übergang 
über den Szieklecbach und erreichte die fjöben westlich 
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