Volltext: Der Kampf um Livland

Drittes Kapitel 
Die Erneuerung des Mngens um Livland 
Wir lesen in der Chronik Heinrichs des Letten zum 26. Jahre 
Bischof Alberts (1222 n. Chr.; beiläufig ein Irrtum Heinrichs, denn 
das Ereignis, von dem er spricht, fand erst im Jahre darauf statt): „In 
diesem Jahre waren die Tataren im Lande der heidnischen Valver, 
die von einigen auch Parther genannt werden, die kein Brot essen, 
sondern sich von dem rohen Fleische ihres Viehes nähren. Und die 
Tataren kämpften mit ihnen und besiegten sie und töteten alle mit 
dem Schwert, und einige flohen zu den Russen, um von ihnen Hilfe 
zu bitten. Und das Wort ging durch ganz Rußland, es solle mit den 
Tataren gekämpft werden, und die Könige von ganz Rußland zogen 
aus gegen die Tataren, aber sie vermochten ihnen nicht standzuhalten 
und flohen vor ihnen. Und es fiel der Großkönig Mstislaw von Kiew 
mit 40000 Mann, die bei ihm waren. Der andere Mstislaw, der 
König von Galizien, entkam durch die Flucht. Und von den andern 
Königen fielen in diesem Kampfe ungefähr fünfzig. Und sie, die Tataren, 
verfolgten sie sechs Tage und töteten von ihnen mehr als 100000 Mann, 
deren Zahl Gott allein kennt, und die übrigen flohen. Und es schickten 
der König von Smolensk und der König von Polozk und einige andere 
Könige aus Rußland Boten nach Riga und baten um Frieden, und 
der Friede, der schon vorher beschlossen worden war, wurde überall 
hin erneuert." 
Das ist die Erzählung Heinrichs von der Schlacht an der Kalka, 
im Juni 1223, wo Dschingischan die vereinigten Polowzer — kriegerische 
Nomaden im heutigen Südrußland — und Russen vernichtend schlug. 
Die Niederlage bedeutete für Rußland noch nicht gleich den Beginn 
des mongolischen oder tatarischen Joches. Dieses verwirklichte sich erst 
vierzehn Jahre später durch einen neuen großen Einfall, bei dem der 
größte Teil der russischen Fürstentümer verwüstet und auf zweieinhalb 
Jahrhunderte die Zwingherrschaft aufgerichtet wurde. Mit Recht aber 
empfanden die Zeitgenossen, die wie Heinrich im Bereich der Ereignisse
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.