Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

604 
Epilog Sir Edward Grcys )u den beiden Balkankriegen. 
□□ 
friedenstellenden Vorschlag für eine gute strategi 
sche Grenze und für die Unterstützung bei der 
Durchführung der Politik zu machen, die ich als 
die Politik bezeichnete, der wir uns anzuschließen 
wünschen und als die Politik, die wir befolgt 
zu sehen wünschen. Mer die Schwierigkeiten, 
betreffend Mrianopel und Thrakien, können die 
ganze Aussicht zerstören. Darum spreche ich in 
einer, wie ich überzeugt bin, genügend klaren 
Sprache, nicht in der Sprache der Drohung, 
sondern in der Sprache der Offenheit. Ich spreche 
für das, was, wie wir glauben, die wahren 
Interessen der Türkei sind. 
Ich möchte nun, was diesen Punkt betrifft, 
noch ein wenig weitergehen, ich möchte von 
unseren Begehungen zu den mohammedanischen 
Mächten im allgemeinen sprechen. Kein Minister 
der Krone kann über diese Gegenstände sprechen 
ohne sich zu erinnern, das) der König viele 
Millionen mohammedanische Untertanen hat. 
Welche Verantwortlichkeit geht dieses nach sich? 
Ich möchte, das) über diese Verantwortlichkeit 
Klarheit herrsche. Wir haben für eines und 
nur für eines unbedingte und ganze Ver 
antwortlichkeit, nämlich dafür, das) wir darauf 
Bedacht nehmen, das) innerhalb der britischen 
Besitzungen die Rassegefühle und die religiösen 
Gefühle dieser mohammedischen Untertanen re 
spektiert werden und vollen Spielraum haben. 
Das ist das eingge, wofür wir volle und ganze 
Verantwortlichkeit haben. Diese Pflicht wollen 
wir erfüllen und erfüllen wir unbedingt. Ich 
glaube, wir können weitergehen und es kann 
mit Recht gefordert werden, das) aus Rücksicht 
auf die Empfindlichkeiten eines großen Teiles 
der Untertanen der Krone unsere Politik nie 
eine Politik der Unduldsamkeit oder des über 
flüssigen oder unprovogerten Mgriffes gegen eine 
mohammedanische Macht sein sollte. Dies, 
glaube ich, sind wir zu fordern berechtigt. Mer 
wir können nicht die Pflicht übernehmen, moham 
medanische Mächte außerhalb der britischen Be 
sitzungen gegen die Folgen ihrer eigenen Hand 
lungen zu schützen. 
Wenn es sich um eine wirkliche Verletzung 
des mohammedanischen Gefühls in irgendeinem 
Teile der Welt handelt, so müssen wir klar 
machen, daß wir uns dem nicht anschließen 
können und es kann sogar Umstände geben, 
in denen, sagen wir, eine Wallfahrt nach den 
heiligen Plätzen od. dgl. in Frage kommt, in 
denen wir erklären können, daß es im Inter 
esse einer großen Zahl von Untertanen der 
Krone nötig ist, darauf zu achten, daß unser 
Volk nicht verletzt werde. Mer vorauszusetzen, 
daß wir eine mohammedanische Macht be 
schützen müssen, oder unsere europäische Politik 
so einrichten müssen, um einer mohammedanischen 
Macht beizustehen, wenn sie den ihr gegebenen 
Rat verwirft — das ist ein Anspruch, den wir 
nicht zulassen können. 
Der Vertrag von Bukarest. 
Ich gehe nun zu der anderen Frage, dem 
Bukarester Frieden, den Beschlüssen über Maze 
donien, über. Ich halte es für wünschenswert, 
daß, falls bezüglich des Bukarester Friedens 
eine Intervention erfolge, dies nur mit einem 
Minimum geschehe. Der Friede sollte als rechts 
kräftig betrachtet werden, abgesehen von etwaigen 
Modifikationen in bestimmten Punkten, die be 
stimmte Mächte zu machen wünschen, deren Inter 
essen stärker in Frage kämen als unsere eigenen. 
Niemand bestreitet das Recht irgendeiner Groß 
macht, Punkte hervorzuheben, die nach ihrer 
Überzeugung modifiziert, d. h. einer Erörterung 
unterzogen werden müssen, aber man muß sich 
vergegenwärtigen, daß, wenn eine Macht die 
Revision eines Punktes vorschlagen würde, 
möglicherweise andereMächte die Revision anderer 
Punkte beantragen würden. Es wäre zwecklos, 
Modifikationen vorzuschlagen, wenn die be 
treffende Macht nicht bereit wäre, ihren Willen 
durch Anwendung von Gewalt durchzusetzen. 
Wir sind bereit, allen Entscheidungen zuzu 
stimmen, die die Zustimmung der Großmächte 
finden. Wir selbst beabsichtigen nicht, Modi 
fikationen vorzuschlagen. Man ist hier der 
Meinung, daß die Mächte eine gewisse Zeit 
brauchen werden, um, sowohl was Thrazien 
als Mazedonien betrifft, die bestehende Lage 
zu prüfen, die durch die Wiederbesehung Adria 
nopels durch die Türken und den Frieden von 
Bukarest entstanden ist, bevor sie sich entscheiden, 
welche Forderungen sie zu erheben und welche 
Schritte sie zu unternehmen wünschen. Wir 
wollen im Interesse des allgemeinen Friedens 
auch weiterhin so eng wie möglich mit den 
anderen Mächten zusammenarbeiten. 
Die Greueltaten auf dem Balkan. 
über ein, zwei Ereignisse kann ich nicht 
stillschweigend hinweggehen. Ich denke, Europa 
hat selten ein traurigeres Schauspiel als diese 
Ereignisse mitangesehen, ich meine die Ereig 
nisse, die sich in den Monaten seit dem Beginn 
des Krieges entwickelt haben. Der Krieg be 
gann als Befreiungskrieg; schnell wurde er ein 
Eroberungskrieg, und er endete, wenn alle die 
Geschichten wahr, all die Anschuldigungen wahr 
sind, die die kriegführenden Staaten gegenein 
ander erheben, als Vernichtungskrieg. Ich sage 
nicht, daß alle die Anklagen, die von den ver 
schiedenen Staaten erhoben wurden, sei es nun 
gegen die Türkei, sei es gegen Bulgarien oder 
Griechenland, wahr sind. Ich zweifle nicht da-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.