Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Zweiter Band (Zweiter Band / 1914)

Verhängung der effektiven Blockade über die Küste Montenegros. 
367 
□□ 
untereinander nur über die Art und Weise dieser 
Ausführung. 
Die österreichisch-ungarischen Offyiere sind 
die einigen, die mit den Offizieren aller Schiffe 
sprechen können, denn die meisten von ihnen 
sprechen französisch, englisch und italienisch. Die 
österreichisch-ungarischen Torpedoboote, die un 
unterbrochen Mischen Antivari und Cattaro 
kreuzen, besorgen für alle Schiffe Lebensmittel 
und die Post. 
Die Teilnahme Englands und Frankreichs 
an der Demonstration und der Blockade rief in 
Montenegro, wie aus Antivari hierher berichtet 
wird, große Bestürmung hervor. 
Die Flotte war bisher von prachtvollem 
Wetter begünstigt. Aachmittags sehte jedoch ein 
Scirocco ein, was hohen Seegang )ur Folge 
hatte. 
Unterm 6. April meldet der Korrespondent: 
Seit gestern nachmittags herrscht ununter 
brochen starker Scirocco, und da Sutomore es 
noch )u keinem Hafen gebracht hat und unge 
schützt am offenen Meere liegt, so daß die 
Wellen in Manneshöhe das Ufer überfluten, 
ist es ganz unmöglich, M internationalen Flotte 
hinauszufahren, auch die Barkassen der Kriegs 
schiffe können nicht ans Land. Wir können des 
halb nur von den Fenstern aus die Bewegungen 
der Flotte beobachten und daraus Schlüffe 
liehen. 
Gegen 6 Uhr früh kam aus dem Süden, 
offenbar aus Korfu, noch ein Kriegsschiff. Cs 
war ein kleiner englischer Kreryer, ungefähr 
von der Größe unseres „Aspern". Den Aamen 
des Kreuzers konnte man durch das Fernrohr 
nicht ausnehmen, da die Schiffe immerhin mehr 
als 2 Seemeilen von Sutomore entfernt liegen. 
Der Kreuzer stieß zur Flotte, die nunmehr aus 
10 großen Kriegsschiffen und 2 Torpedoboot 
zerstörern besteht. 
Um Vs7 Uhr früh kam aus dem Süden ein 
italienischer Handelsdampfer und wollte in den 
Hafen von Antivari einfahren. Als er am Kap 
Volovica anlangte, erhielt er vom englischen 
Admiralsschiff „King Edward VII." ein Signal, 
worauf er stehen blieb. Eine halbe Stunde 
lang lag der Dampfer vor dem Kap und fuhr 
dann in den Hafen, wozu er offenbar durch 
den hohen Seegang geMungen war. Dorthin 
folgte ihm der „King Edward VII." 
Auf dem Landungsplatz in Antivari hörte 
man, daß der Handelsdampfer beim englischen 
Admiralsschiff liegt, an welches er angeseilt 
sein dürfte. 
Im Hafen liegen auch die gestern einge 
troffene montenegrinische Jacht „Rumija", dann 
ein griechisches Transportschiff, das während 
des letzten Raids der „Hamidijeh" dorthin 
flüchtete, sowie ein Handelsdampfer, dessen 
Flagge nicht auszunehmen war. Man erzählt 
mir, daß dieser Dampfer vorgestern abends in 
Antivari gelandet sei und dort russische Munition 
und Geschütze ausgeschifft habe. Aach einer 
anderen Version soll dieses Geschenk Rußlands 
von 2 Seglern, die ich ebenfalls im Hafen 
von Antivari sah, gebracht worden sein. 
Antivari ist säst gänzlich ausgestorben. Man 
sieht, mit Ausnahme der Polyei- und Zoll 
behörden, sowie der Beamten der Eisenbahn, 
die Antivari mit Virpazar verbindet, und der 
italienischen Hafengesellschaft keinen Menschen. 
Alles ist beim Tarabosch, auch die Weiber, die 
ihren kämpfenden Männern Lebensmittel bringen. 
Viele von diesen werden wohl kaum mehr 
zurückkehren, denn in den letzten Kämpfen am 
Tarabosch soll das Antivaribataillon fast voll 
ständig aufgerieben worden sein. 
Einsam und verlassen liegt gegenüber Anti 
vari das Schloß Topolitza des Kronprinzen Danilo, 
sein Lieblingsaufenthalt. Gestern soll König 
Aikolaus in Topolitza gewesen sein, wohin ihn 
die Jacht „Rumija" gebracht haben soll. Es 
heißt, er sei im Automobil nach Cetinje weiter 
gefahren. Die Richtigkeit der Aachricht läßt 
sich jedoch nicht kontrollieren. 
Um 5 Uhr nachmittags lief der Kreuzer 
„Breslau" in den Hafen von Antivari ein. 
Gleich darauf lief der vormittags angehaltene 
italienische Handelsdampfer aus. Bald darauf 
kehrte auch das englische Flaggschiff „King 
Edward" aus dem Hafen zurück. Jur selben 
Zeit traf ein viertes Torpedoboot aus den 
Bocche ein und nachdem es beim Flaggschiff 
„Erzherzog Franz Ferdinand" eine Zeitlang 
verblieben war, fuhr es in den Hafen, wohin 
ihm „Scharfschütze", „Ulan" und „Dinara" 
folgten. 
In einer Aachschrift bemerkt der Korre 
spondent: 
Die Aachricht von der Anwesenheit des 
Königs Aikolaus in Topolitza, respektive Anti 
vari, wird von mehreren Personen verbreitet. 
Er soll gestern im Hafen von Antivari späteren 
gegangen sein und die internationale Flotte be 
obachtet haben. 
Für morgen wird der Generalangriff auf 
den Tarabosch erwartet. Auch in Antivari hört 
man seit gestern andauernd Kanonendonner. 
Sir Edward Grey über den Zweck der 
Flottenaktion. 
In Beantwortung einer Anfrage betreffend 
die Flottendemonstration erklärte Sir Edward 
Grey am 7. April im englischen Unterhause: 
Zwei britische Kriegsschiffe haben sich nach 
der montenegrinischen Küste begeben, um an 
der internationalen Flottendemonstration teiyu-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.