Verhängung der effektiven Blockade über die Küste Montenegros.
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untereinander nur über die Art und Weise dieser
Ausführung.
Die österreichisch-ungarischen Offyiere sind
die einigen, die mit den Offizieren aller Schiffe
sprechen können, denn die meisten von ihnen
sprechen französisch, englisch und italienisch. Die
österreichisch-ungarischen Torpedoboote, die un
unterbrochen Mischen Antivari und Cattaro
kreuzen, besorgen für alle Schiffe Lebensmittel
und die Post.
Die Teilnahme Englands und Frankreichs
an der Demonstration und der Blockade rief in
Montenegro, wie aus Antivari hierher berichtet
wird, große Bestürmung hervor.
Die Flotte war bisher von prachtvollem
Wetter begünstigt. Aachmittags sehte jedoch ein
Scirocco ein, was hohen Seegang )ur Folge
hatte.
Unterm 6. April meldet der Korrespondent:
Seit gestern nachmittags herrscht ununter
brochen starker Scirocco, und da Sutomore es
noch )u keinem Hafen gebracht hat und unge
schützt am offenen Meere liegt, so daß die
Wellen in Manneshöhe das Ufer überfluten,
ist es ganz unmöglich, M internationalen Flotte
hinauszufahren, auch die Barkassen der Kriegs
schiffe können nicht ans Land. Wir können des
halb nur von den Fenstern aus die Bewegungen
der Flotte beobachten und daraus Schlüffe
liehen.
Gegen 6 Uhr früh kam aus dem Süden,
offenbar aus Korfu, noch ein Kriegsschiff. Cs
war ein kleiner englischer Kreryer, ungefähr
von der Größe unseres „Aspern". Den Aamen
des Kreuzers konnte man durch das Fernrohr
nicht ausnehmen, da die Schiffe immerhin mehr
als 2 Seemeilen von Sutomore entfernt liegen.
Der Kreuzer stieß zur Flotte, die nunmehr aus
10 großen Kriegsschiffen und 2 Torpedoboot
zerstörern besteht.
Um Vs7 Uhr früh kam aus dem Süden ein
italienischer Handelsdampfer und wollte in den
Hafen von Antivari einfahren. Als er am Kap
Volovica anlangte, erhielt er vom englischen
Admiralsschiff „King Edward VII." ein Signal,
worauf er stehen blieb. Eine halbe Stunde
lang lag der Dampfer vor dem Kap und fuhr
dann in den Hafen, wozu er offenbar durch
den hohen Seegang geMungen war. Dorthin
folgte ihm der „King Edward VII."
Auf dem Landungsplatz in Antivari hörte
man, daß der Handelsdampfer beim englischen
Admiralsschiff liegt, an welches er angeseilt
sein dürfte.
Im Hafen liegen auch die gestern einge
troffene montenegrinische Jacht „Rumija", dann
ein griechisches Transportschiff, das während
des letzten Raids der „Hamidijeh" dorthin
flüchtete, sowie ein Handelsdampfer, dessen
Flagge nicht auszunehmen war. Man erzählt
mir, daß dieser Dampfer vorgestern abends in
Antivari gelandet sei und dort russische Munition
und Geschütze ausgeschifft habe. Aach einer
anderen Version soll dieses Geschenk Rußlands
von 2 Seglern, die ich ebenfalls im Hafen
von Antivari sah, gebracht worden sein.
Antivari ist säst gänzlich ausgestorben. Man
sieht, mit Ausnahme der Polyei- und Zoll
behörden, sowie der Beamten der Eisenbahn,
die Antivari mit Virpazar verbindet, und der
italienischen Hafengesellschaft keinen Menschen.
Alles ist beim Tarabosch, auch die Weiber, die
ihren kämpfenden Männern Lebensmittel bringen.
Viele von diesen werden wohl kaum mehr
zurückkehren, denn in den letzten Kämpfen am
Tarabosch soll das Antivaribataillon fast voll
ständig aufgerieben worden sein.
Einsam und verlassen liegt gegenüber Anti
vari das Schloß Topolitza des Kronprinzen Danilo,
sein Lieblingsaufenthalt. Gestern soll König
Aikolaus in Topolitza gewesen sein, wohin ihn
die Jacht „Rumija" gebracht haben soll. Es
heißt, er sei im Automobil nach Cetinje weiter
gefahren. Die Richtigkeit der Aachricht läßt
sich jedoch nicht kontrollieren.
Um 5 Uhr nachmittags lief der Kreuzer
„Breslau" in den Hafen von Antivari ein.
Gleich darauf lief der vormittags angehaltene
italienische Handelsdampfer aus. Bald darauf
kehrte auch das englische Flaggschiff „King
Edward" aus dem Hafen zurück. Jur selben
Zeit traf ein viertes Torpedoboot aus den
Bocche ein und nachdem es beim Flaggschiff
„Erzherzog Franz Ferdinand" eine Zeitlang
verblieben war, fuhr es in den Hafen, wohin
ihm „Scharfschütze", „Ulan" und „Dinara"
folgten.
In einer Aachschrift bemerkt der Korre
spondent:
Die Aachricht von der Anwesenheit des
Königs Aikolaus in Topolitza, respektive Anti
vari, wird von mehreren Personen verbreitet.
Er soll gestern im Hafen von Antivari späteren
gegangen sein und die internationale Flotte be
obachtet haben.
Für morgen wird der Generalangriff auf
den Tarabosch erwartet. Auch in Antivari hört
man seit gestern andauernd Kanonendonner.
Sir Edward Grey über den Zweck der
Flottenaktion.
In Beantwortung einer Anfrage betreffend
die Flottendemonstration erklärte Sir Edward
Grey am 7. April im englischen Unterhause:
Zwei britische Kriegsschiffe haben sich nach
der montenegrinischen Küste begeben, um an
der internationalen Flottendemonstration teiyu-