Volltext: Illustrierte Geschichte des Balkankrieges 1912 - 13 Erster Band (I. / 1913)

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Die Schlacht von Kirkkilisse. 
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Teten der bulgarischen Kolonne angegriffen. Die 
Bulgaren wurden gezwungen, sich zu entwickeln 
und ihren Vormarsch einzustellen. 
Rachdem es der Ostarmee so gelungen war, 
zog sie sich, um einen entscheidenden Kampf, 
dessen Nusgang zweifelhaft gewesen wäre, zu 
vermeiden, in Ordnung zurück. Um den Feind 
glauben zu machen, das) ihr Ziel nicht darin 
bestand, ihn lediglich zu beschäftigen, führten 
einige Abteilungen glänzende Angriffe aus, die 
ausgezeichnet geleitet waren. Durch diese Kämpfe 
ist der gegenwärtige Zweck erreicht worden." 
Amtlich wurde in Konstantinopel ferner mit 
geteilt: Die ottomanische Armee, die den bul 
garischen Truppen gegenübersteht, die östlich 
vom Tundschaflusse die Grenze überschritten 
Haben, zieht sich zurück. 
Eine ähnliche Erklärung, wie sie das tür 
kische Kriegsministerium gab, findet sich über 
die Räumung von Kirkkilisse auch in einem 
Konstantinopler Telegramm des ..Daily Tele 
graph". Es heißt da: Es ist beschlossen, daß 
Kirkkilisse geräumt wird und alle Armeekorps 
mit Ausnahme desjenigen, das Adrianopel 
hält, sich zur Hauptarmee zurückzuziehen, die 
zwischen Baba Eski und Lüle-Burgas kon 
zentriert ist. Dies wird die Hauptarmee auf 
sieben Armeekorps bringen mit vier in der Re 
serve, die näher an Konstantinopel in der For 
mierung begriffen sind, -ln der starken Stellung 
zwischen Baba Eski und Lüle-Burgas, welche 
die Bahnlinie schützt, kann der türkische Höchst 
kommandierende mit Zuversicht den Angriff der 
bulgarischen Hauptkraft abwarten. Sollte der 
Feind die Offensive ablehnen, so wird die 
ganze türkische Armee vorrücken und ihn zur 
Schlacht nördlich von Adrianopel zwingen. 
Der Rückzug aus Kirkkilisse ist rein strate 
gischer Ratur, um die allgemeine Konzentrierung 
herbeizuführen und hat mit der gestrigen Schlacht 
nichts zu tun. 
Freitag geht Razim Pascha nach Baba 
Eski ab, das sein Hauptquartier sein wird. 
Adrianopel kann, wenn nötig, eine Belagerung 
aushalten. 
Mittwoch wurde von der Gegend östlich des 
Tundscha bis nördlich von Kirkkilisse ernst ge 
kämpft. Die Türken, drei Armeekorps stark, 
rückten aus der Linie Adrianopel—Kirkkilisse 
vor, um zu rekognoszieren und so die Bulgaren 
zur Aufrollung ihrer Stellung zu zwingen. Der 
Zusammenstoß fand nahe der Grenze statt und 
der vielstündige Kamps verursachte auf beiden 
Seiten schwere Verluste. Die Türken waren 
nicht stark genug, um den Angriff nachdrücklich 
durchzuführen und zogen sich in voller Ordnung, 
vom Feinde nicht verfolgt, zurück. 
Soweit der Bericht des englischen Blattes. 
Die türkische Heeresleitung suchte die Rieder 
läge noch mit taktischen Gründen zu be 
mänteln und stellte vor allem in Abrede, daß 
die osmanische Armee fluchtartig zurückgegangen 
und vom Feinde verfolgt worden sei. Die Ver 
schleierung nützte indes nicht viel. Die Ungeduld, 
mit der das Publikum in Konstantinopel die 
Rachrichten vom Kriegsschauplatz erwartete, 
wurde durch das Eommunique des General- 
stabs nicht befriedigt, im Gegenteil setzte sich 
die Meinung fest, daß der als Manöver be 
zeichnete Rückzug als ein definitiver betrachtet 
werden müßte. Die Stimmung in der türkischen 
Hauptstadt war bereits sehr pessimistisch ge 
worden. 
Der erste Detailbericht. 
In Stara Zagora wurde am 25. Oktober 
folgender Detailbericht ausgegeben: 
Am Abend des 23. Oktober hatten sich 
die Bulgaren der Werke Rakliza, Karakol und 
Uhndala bemächtigt, die im Rorden, Rordosten 
und Rordipesten von Kirkkilisse liegen. Dabei 
erbeuteten sie zwei Kanonen und eine Mitrail- 
leuse. Trotz eines furchtbaren Wolkenbruches 
setzten die Bulgaren den Angriff fort. Infolge 
des schlechten Wetters konnten die Schein 
werfer der Türken die Bewegungen der bul 
garischen Truppen nicht verfolgen. 
Am Morgen des 24. Oktober begann dann 
der Entscheidungskampf auf der ganzen Linie. 
In Kirkkilisse stand die 7. und die halbe 8. 
Division unter dem Kommando Mahmud 
Mukhtar Paschas. Von Tschorlu wurde in 
Eile die 9. Division herangeworsen, konnte 
aber den Sieg der Bulgaren nicht mehr auf 
halten. 
Von Adrianopel wurden drei Kavallerie 
regimenter nach Kirkkilisse dirigiert. Diese griffen 
überhaupt nicht in den Kampf ein. Sie zeigten 
sich bei Kararder und verschwanden dann 
spurlos. 
Vor Kirkkilisse selbst spielte sich inzwischen 
der letzte Akt des Dramas ab. Rachdem alle 
Forts der äußeren Linie gefallen waren, griff 
ein bulgarisches Infanterieregiment ein nörd 
lich gelegenes Innenfort mit dem Bajonett an. 
Die Türken machten einen Gegenangriff. Von 
Osten aus nach Kirkkilisse vorbrechend, voll 
führten dritthalb Jnfanterieregimenter einen 
Flankenangriff gegen das bulgarische Regiment. 
Gleichzeitig eröffnete die türkische Festungs 
artillerie das Feuer gegen die Angreifer, jedoch 
ohne Wirkung, da die Geschosse meist zu hoch 
gingen. Immerhin geriet durch den Flanken 
angriff die bulgarische Infanterie in eine be 
denkliche Situation. Run griff bulgarische Ar 
tillerie die Position 6'8 Kilometer nördlich von 
Kirkkilisse an. Sie richtete ihr Feuer hauptsäch 
lich auf die türkische Infanterie.
	        
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