Volltext: Österreich und England [2]

große Napoleon, die ganze Kraft dieses Landes. Sofort nahm 
das erstarkende Frankreich die alte Politik wieder aus, be¬ 
gehrte das linke Rheinuser und Belgien. Noch immer 
das letztere Land unter österreichischer Herrschaft dahin. Es 
ist nicht Schuld der Habsburg-Lothringer gewesen, wenn es 
aus diesem Schlafe nicht erwachen konnte. Ernstlich hatte 
Kaiser Joses II. versucht, Belgiens Lage zu bessern. Der 
demütigenden Besetzung belgischer Festungen durch hollän¬ 
dische Truppen hatte er ein Ende gemacht, aber nicht gelang 
es ihm, die Schelde zu öffnen und Antwerpen zu glücklicher 
Entwicklung zu bringen. Dagegen hatten sich die Holländer, 
von England vorgeschoben, so entschieden gewehrt, daß Kaiser 
Joses I I. schließlich daraus verzichten mußte. Wenn jetzt die 
junge französische Republik dieses Land sich unterwarf und 
weiter begehrliche Blicke aus Holland richtete, so konnte Eng¬ 
land das unmöglich zulassen. Zum Grund für den ausbre¬ 
chenden Krieg nahm es seine Entrüstung über die Hinrichtung 
Ludwig XVI. 
Sowohl die Machthaber der jungen französischen Repu¬ 
blik, wie der spätere erste Konsul und Kaiser, Napoleon I., 
haben in der Bekämpfung Englands ihre wichtigste politische 
Aufgabe erkannt. Die Erwerbung von Holland ist ihnen dann 
ja auch gelungen, die Schelde ist offen und Antwerpen wird 
zum großartigen Kriegs- und Handelshafen ausgestaltet. 
Napoleons oberster Grundsatz ist geblieben, die Freiheit der 
Meere zu sichern, den englischen Handel zu vernichten, den 
englischen Kolonialbesitz zu schwächen, England niederzu¬ 
werfen: wir kennen Napoleons berühmte „Kontinental¬ 
sperre". 
Es ist Englands Glück gewesen, daß Frankreich und Na¬ 
poleon durch andere Aufgaben von dem Kampfe gegen Eng¬ 
land abgelenkt worden sind, wir wissen ja, wie das neue Frank¬ 
reich bald fast mit allen Mächten des Kontinents im Kriege 
liegt. So konnte England immer wieder für seine Kriege 
gegen Frankreich auf Verbündete rechnen, die ihrerseits Eng¬ 
lands Gold nicht missen wollten. Fn den langen Kriegen von 
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