Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
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Pyvto-Bericht Hoffmann, München. 
westlichen Kanalufer kamen in unseren festen Besitz. Dabei 
fielen 2470 Franzosen, Engländer und Belgier in unsere 
Gefangenschaft; ferner erbeuteten wir etwa 35 Geschütze 
mit Munition sowie eine größere Anzahl von Maschinen 
gewehren, viele Gewehre und sonstiges Material. Sämt 
liche feindliche Gegenangriffe zur Wiedererlangung des 
verlorenen Geländes blieben erfolglos, und am 24. April 
konnten unsere Truppen auch weiter östlich vorrücken. Sie 
stürmten die Ferme Solaert, südwestlich St.-Julien, sowie 
diesen Ort nebst Kresselaere und drangen siegreich gegen 
Eravenstafel vor. Wieder wurden 1000 Engländer ge 
fangengenommen und mehrere Maschinengewehre erbeutet. 
Der englische Gegenangriff auf St.-Julien am Morgen 
des 25. scheiterte gänzlich. Die Zahl der eroberten Ge 
schütze stieg an diesem Tage auf 45, worunter sich auch 
4 englische schwere Geschütze befanden. Bei Zonnebeke 
wurde am gleichen Tage wieder heftig gekämpft, dabei 
mehr als 1000 Kanadier gefangengenommen. Die Ge 
samtzahl der Gefangenen erhöhte sich damit auf 5000. Be 
lüfte hatten die Engländer auch am 29. und 30. April zu 
verzeichnen. 
Die Kunde von diesen deutschen Erfolgen machte überall 
großen Eindruck, namentlich auch bei den Neutralen. Groß 
war die Enttäuschung in England und Frankreich, wollte 
man doch um diese Zeit nach den energischen Angriffen des 
Dreiverbandes schon längst in Brüssel sein. Als eine von 
vielen Stimmen, in denen die englischen Besorgnisse Aus 
druck fanden, geben wir eine Stelle aus einem Leitartikel 
der „Daily Mail" wieder: 
„Wenn es wahr ist, was der Bericht des deutschen 
Hauptquartiers meldet, so ist das sehr ernsthaft. Wir haben 
uns daran zu erinnern, daß wir nicht allein unsere eigene 
Stellung zu verteidigen haben, wenn wir siegen wollen. 
Wir müssen auch die Deutschen von einer sehr stark ver 
teidigten Linie zurücktreiben, die tatsächlich ganz Belgien 
und einen großen Teil des reichsten Gebietes des nördlichen 
Frankreich einschließt. Seit Beginn dieses Jahres ist die 
deutsche Linie beinahe vollständig unerschüttert geblieben. 
Soldatenlager im Innern einer Kirche. 
merkenswert ist folgende Stelle in dem Tagesbericht unserer 
Obersten Heeresleitung: ein sonderbares Völkergemisch — 
Senegalneger, Engländer, Turkos, Inder, Franzosen, Ka 
nadier, Zuaven, Algerier — fand sich hier auf verhältnis 
mäßig kleinem Raume zusammen; bemerkenswert be 
sonders durch die köstliche Reihenfolge, die die Engländer 
zwischen Senegalneger und Turkos, die Franzosen zwischen 
Inder und Kanadier stellt. Außerordentlich schwere Ver 
luste hatte der Feind am 26. April nördlich und nord 
östlich von Vpern. Die englischen Angriffe brachen fast 
sämtlich sofort in unserem Feuer zusammen. Der Gegner 
hatte seine Artillerie besonders auf den Ort Lizerne ge 
richtet, und da sämtliche Häuser desselben zerstört waren, 
mußten wir ihn am 26. räumen, doch wurde der östlich davon 
auf dem linken Kanalufer gelegene Brückenkopf gehalten. 
Am nächsten Tage setzten die Engländer auf der Front 
dpern—Pilkelm zum Angriff an, der indessen 200 Meter 
vor unserer Stellung völlig zusammenbrach. Weiter östlich 
hatte am Abend ein zweiter englischer Vorstoß das gleiche 
Ergebnis. Auf der ganzen Front wurde am 28. von 
den Engländern ununterbrochen, aber vergeblich ange 
griffen. Auf 63 erhöhte sich die Zahl der von uns er 
oberten Geschütze. Neue Mißerfolge und schwere Ver- 
Den geringen französischen Gewinnen in den Argonnen 
bei St.-Mihiel und in den Vogesen, die kaum auf der 
Landkarte nachzuweisen sind, und den britischen Fort 
schritten von ungefähr einer englischen Meile auf der 
kurzen Front bei Neuve Chapelle ist dieser deutsche Erfolg 
bei dpern gegenüberzuhalten und der frühere deutsche Er 
folg bei Soissons. Die Deutschen an der westlichen Front 
sind noch nicht geschlagen, und es wird eine schwere Auf 
gabe sein, sie zu schlagen. Die Franzosen haben über zwei 
einhalb Millionen Mann an der Front. Die Engländer 
haben eine beträchtliche Streitmacht dort und die Belgier 
die Überbleibsel einer kleinen tapferen Armee. Die Er 
eignisse zeigen aber, daß sie noch nicht genügen. Deutsch 
land hat seine ganze Kraft in diesem Kriege eingesetzt, und 
wenn Großbritannien nicht ebenso handelt und wir nicht 
mit aller unserer Kraft kämpfen, können wir nicht mit Ver 
trauen auf einen Sieg hoffen, und je länger wir zögern, 
unsere ganze Stärke einzusetzen, und je länger unser Volk 
mit Streik, Wettrennen und Wetten spielt, anstatt seine 
ganze Tatkraft auf diesen Krieg zu richten, desto länger wird 
alles unentschieden bleiben, desto blutiger und furchtbarer 
werden die Opfer sein, die wir bringen müssen." 
Man begreift die Enttäuschung, die in England hervor-
	        
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