Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
wurden jedesmal blutig abgewiesen. Inzwischen hatte 
ein mächtiger russischer Druck sich auf der Mitte der Rax* 
pathenfront geltend zu machen begonnen; insbesondere 
gegen den auf Baligrod vorspringenden Teil der Front 
wurden überlegene Massen angesetzt. Bei diesen Kämpfen, 
die an die Truppen geradezu übermenschliche Anforderungen 
stellten, war namentlich auch eine ganze Reihe von Ge 
ländeschwierigkeiten zu überwinden. Obwohl der Feind 
bedeutende Verstärkungen, darunter einen großen Teil der 
Einschließungsarmee von Przemysl, heranzog, vermochten 
die österreichisch-ungarischen Truppen das Vorschreiten des 
mächtigen russischen Eingriffs so sehr zu verzögern, daß 
nach zweiwöchigem heißen Ringen die k. u. k. Gefechtslinie 
noch immer auf dem Abfall jenseits des Hauptkammes der 
Karpathen, also auf galizischem Boden stand, während die 
Russen sich bei der letzten österreichisch-ungarischen An 
griffsbewegung beeilt hatten, den Widerstand rasch auf 
ihre Seite des Karpathenwalles zu verlegen. Tag für Tag 
machten die Österreicher und Ungarn in den Karpathen 
kämpfen Gefangene, so allein am 3. April über 2000. 
Das Leben der russischen Soldaten wurde in diesen 
Karpathenkämpfen wenig geschont. Die Zahl der russischer- 
seits dort aufgebotenen Truppen bezifferte man auf etwa 
eine Million. Die Ergebnisse dieses großen Aufwandes 
waren aber sehr gering. Bis zum 6. April gipfelten sie 
in der Besetzung der Schützengräben bei Eisna,' Kalnica 
und Berechy-Ern. Diese Schützengräben kosteten den 
Russen allein über 100000 Mann. In Kämpfen, die sich 
bei Michowa entwickelt hatten, wälzten sich vom Berg 
abhange, dem entlang sich die russische Feuerlinie hinzog, 
schier unabsehbare Menschenmassen in das Tal hinunter, 
um von dort den fast unmöglich scheinenden Angriff gegen 
die österreichisch-ungarischen Stellungen auf den gegen 
überliegenden Berghängen zu richten. In Viererreihen 
ergoß sich der russische Strom herunter. Die ganze Art 
des Vorgehens bewies am besten, wie wenig Wert das 
Leben eines Soldaten bei den Russen besitzt. — Auch das 
Flugzeug spielte mit der Aufklärung der gegenseitigen 
Stellungen keine unbedeutende Rolle in den Karpathe'n- 
kämpfen. Richt selten kam es äuch zu. Luftkämpfen; so 
zum Beispiel fand am 5. April ein solcher zwischen einem 
österreichisch-ungarischen Flieger und drei russischen Flug 
zeugen statt. Diese verfolgten den ersteren Flieger, der 
auf seine Verfolger Bomben warf; dabei wurde eine rus 
sische Maschine getroffen, so daß sie aus 1600 Meter Höhe 
herabstürzte. Die zwei anderen russischen Flugzeuge gerieten 
in eine Luftströmung und stürzten ab. Der k. u. k. Flieger 
konnte hierauf unversehrt entkommen. Am selben Tage 
gelang es österreichisch-ungarischen Truppen, ein russisches 
Flugzeug gefangen zu nehmen, von dessen Führer, angeblich 
einem russischen Fürsten, folgende interessante Äußerung 
berichtet wird: 
„Wir Russen nennen die Karpathen den Haifischrachen. 
Dort herrschen entsetzliche Windströmungen, so daß wir 
ims in den meisten Fällen kaum vor dem Umkippen des 
Flugzeuges zu bewahren vermögen. Ich selbst versuchte 
nicht weniger als dreimal, die Karpathen im nördlichen 
Teil der Bukowina zu überfliegen, mußte aber meine Ab 
sicht immer wieder aufgeben. Die Franzosen haben uns 
schon im Jahre 1911 anläßlich des Budapester Wettflugs 
auf diese Gefahr aufmerksam gemacht. Von 328 Flieger 
offizieren, die in französischen Schulen ausgebildet worden 
sind, ist nicht ein einziger mehr im Dienst, da kein einziger 
imstande war, den Kampf mit dem Haifischrachen auf 
zunehmen." 
Am 6. April wurde gemeldet, daß auf den Höhen öst 
lich des Laborczatales tags vorher deutsche und österreichisch 
ungarische Truppen starke Stellungen der Russen eroberten 
und hierbei 5040 Mann zu Gefangenen machten. Auch 
in den anschließenden Abschnitten wurden mehrere heftige 
Angriffe unter großen Verlusten des Feindes blutig zurück 
geschlagen und weitere 2630 Russen gefangen. 
Aber die Karpathenkämpfe in der Zeit von Ende Januar 
bis Anfang April wurde dem Berliner Tageblatt nach Ostern 
zusammenfassend berichtet: 
„Am Ostersonntag leiteten die Deutschen den Angriff 
Gesprengte Brücke bei Libramont. 
(Die erste deutsche Patrouille wurde beim Verlassen des Ortes vom Wald aus niedergeschossen.) 
Nach der an Ort und Stelle gefertigten Skizze eines Offiziers gezeichnet von E. Klein.
	        
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