Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
NWS 
Ein Besuch der belgischen Königin in Bpern Ln Begleitung ihres Arztes und eines Adjutanten. 
Die Grande Place zu Vpern. Im Vordergrund ein von einer Granate gerissenes Loch. 
Ein Trupp von Soldaten löste sich aus dem grauen 
Schatten des Dorfes und rückte auf der Straße näher heran. 
Es war eine Offizierpatrouille, die dem zur Meldung ab 
geschickten Posten entgegenkam, weil man den Vorgang im 
Dorfe bereits beobachtet hatte. In der nächsten Minute 
schon schaute der Franzose in zwei graue Augen, die ihn 
fest und gelassen beobachteten. Er nahm sich zusammen 
und sprach seinen Wunsch aus, mit einer höheren Kom 
mandostelle über einen mehrtägigen Waffenstillstand zwecks 
Bergung der Verwundeten und Bestattung der Toten zu 
verhandeln, die seit den Sturmangriffen der letzten Nacht 
in dem Raum Zwischen den Stellungen der Deutschen und 
der Franzosen lagen. 
Noch während er redete und in gutem Deutsch die 
Dringlichkeit einer Aussprache mit höheren Stellen betonte, 
sah der Franzose, wie die Züge des deutschen Offiziers, 
die eben noch ganz voll höflicher Erwartung waren, auf ein 
mal kühl ablehnend wurden, und sogleich wußte er, daß hier 
Gewandtheit und Geschmeidigkeit wirkungslos gegen die 
klare Erkenntnis des hinter den glatten Worten schlum 
mernden Tatsächlichen anrennen mußten. Finster sah, er 
dem schon wieder dorfwärts Marschierenden nach. Der 
deutsche Offizier wollte sich telephonisch mit der maß 
gebenden Kommandostelle verbinden lassen und dann dem 
Franzosen sofort die Entscheidung überbringen. Nicht lange 
blieb dieser seinem Sinnen überlassen. Er rafft sich zu 
sammen und erwidert den Gruß des deutschen Offiziers, 
der im Heranschreiten schon die Hand zur Meldung an den 
Helm legt. Auf seinen Lippen liegt ein hartes „Nein". 
Der Franzose weiß, daß es aus militärischen Gründen 
nicht anders sein kann. Er weiß aber, daß er ein mit 
fühlendes „Ja" hören wird, wenn er nur wenige Stunden 
Waffenruhe fordert, eben nur die Zeit, die zur Hilfe für die 
unglücklichen Kameraden in Wirklichkeit notwendig ist. 
Eherne Gefangene. 
(Hierzu das Bild Seite 316.) 
Zu den von uns gemachten Gefangenen aus Fleisch 
und Blut tritt noch eine erkleckliche Anzahl von Gefangenen 
aus Stahl und Eisen, nämlich 5510 Geschütze, die sich 
am 1. April in deutschen Händen befanden. Davon wurden 
den Belgiern an Feldgeschützen und schweren Geschützen
	        
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