Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
„Duklasenke"in den Ostbeskiden, wo die Russen anscheinend 
den Hauptstoß erwarteten, zu einein hartnäckigen, blutigen 
Ringen wurden. 
Dort, am Duklapaß, haben sich die wackeren Steirer, 
die sich von jeher durch außerordentliche Tapferkeit aus 
zeichneten, am 4. Februar ein neues Ruhmesblatt erstritten. 
Schon am Tage zuvor konnte man trotz des unsichtigen 
Abb. 1. 
Betriebsfertige elektrische 
Zündanlage. 
Wetters gewahren, daß die Russen einen Angriff vorbe 
reiteten, der außer Zweifel gegen den Kastelikorch gerichtet 
war, einen bewaldeten Berg, östlich der nach Zboro führen 
den Straße. Mit Tagesanbruch wälzte sich denn auch eine 
große russische Kolonne, bis an die Brust 
im Schnee watend, die ziemlich steil an 
steigende Berglehne herauf, die in ihrem 
obersten Teil in mehreren Staffeln von 
den österreichisch-ungarischen Streitkräften 
durch Stacheldrähte, Baumverhaue und 
Schützengräben befestigt worden war. 
Hier wurden die Angreifer mit mörde 
rischem Schützen- und Maschinengewehr 
feuer empfangen, das ein furchtbares 
Blutbad unter ihnen anrichtete. Gleich 
wohl schoben sich die Russen bis an die 
Stellung heran, wo sich die Reste der 
Kompanien in den verschneiten Stachel 
drähten fingen und nun größtenteils 
vollends niedergeschossen wurden. Der 
Angriff konnte schon als vollständig miß 
glückt und abgewiesen gelten, da tauchten 
plötzlich am Westabhang des Berges neue, 
weit überlegene russische Streitkräfte auf. 
Der Gegner hatte also Hunderte von 
Menschen geopfert und einen frontalen 
Scheinangriff ausgeführt, um die Stel 
lung nun plötzlich von der Seite her mit 
solcher Wucht anzugreifen, daß es für kurze Zeit in der 
Tat schien, als sollte sie verloren gehen. Aber da waren 
es die heldenmütigen Grazer und Obersteiermärker, die 
mit Bajonett und Gewehrkolben einen schon verloren gegan 
genen Teil der Bergkuppe in erbittertem Handgemenge zu 
rückeroberten und die Höhe binnen 
kurzer Zeit vom Feinde säuberten. 
Die Vernichtung 
eines TurkoregimenLs. 
(Hierzu das Bild Seite 272/273 ) 
Die„BayerischeLehrerzeitung" 
berichtet, wie Präparandenlehrer 
Franz Dietl, Oberleutnant der 
Reserve, das Eiserne Kreuz erster 
Klasse erwarb: 
Das bayrische ... Korps stand 
bald nach seiner Ankunft auf dem 
Westflügel in heftigem, aber er 
folgreichem Kampf mit überlege 
nen französischen Streitkräften, 
die es auf eine Umgehung unseres 
rechten Flügels abgesehen hatten. 
Bei ... - rannfe das wackere 
Bataillon, dessen Adjutant Dietl 
ist, im nächtlichen Sturmangriff 
eine Stellung des Gegners auf 
einem langgestreckten Höhenzug 
über den Haufen und grub sich 
oben in aller Eile ein. Da begab 
es sich nun, daß die vom unaus 
gesetzten Tag- und Nachtkampf 
und von den nachfolgendenSchanz 
Abb. 3. Magnetelektrischer NNnenzünder. 
arbeiten übermü 
deten Truppen wie 
tot in die eben er 
richteten Schützen 
gräben sanken und 
schliefen. Selbstdie 
Führer waren am 
Ende ihrer Lei- 
stungsfähigkeit.Der 
Patrouillendienst, 
der während der 
Nacht lebhaft war, 
erlahmte gegenden 
Morgen. Graue Nebelschwaden dämmerten. 100 Meter vor 
den Schützengräben lag ein Wäldchen; hinter diesem ging 
es den Hügel hinab in eine noch unaufgeklärte Landschaft. 
Da machte ein frisch eingetroffenes Turkoregiment, das 
nach Aussage später gefangener Offiziere noch nie Verluste 
erlitten hatte, einen dichten Massenangriff auf die bayrische 
Stellung. Nach englischer Kampfweise, ohne jeden Laut, 
schlichen die Wüstensöhne mit aufgepflanztem Seitengewehr 
heran, dichtgedrängt, in langgeschlossenen Ketten. Voran 
die Offiziere mit geschwungenem Säbel. Niemand ahnte 
die Gefahr, alles schlief, nur einer nicht — der Adjutant 
des 3. Bataillons. Es bestand höchste Gefahr. Sofort 
weckte Dietl die dem Bataillonstabe beigegebenen Be 
deckungsmannschaften und eröffnete mit ihnen — es waren 
12 Mann — das Feuer. Dies alarmierte rasch die Nächst 
liegende Kompanie, und schnell pflanzte sich das Geknatter 
nach rechts und links fort, die Schützenlinie entlang. Alles 
war im Nu auf den Beinen. Es war aber auch die aller 
höchste Zeit. Schon stand der Feind nur noch 30 Schritte 
entfernt, da blitzte ihm aus Hunderten von Gewehren ein 
mörderisches Feuer entgegen. Der Angriff brach blutig in 
sich zusammen. Hunderte von Turkos bedeckten die Walstatt. 
Hinter Strohhaufen und in Hohlwegen fand man sie sterbend 
in Massen auf. Als dann nachmittags die Bayern ihrer 
seits vorgingen, fanden sie die Häuser eines 15 Minuten 
entfernten Dorfes voll von Sterbenden und Toten. Das 
Turkoregiment war fast völlig aufgerieben. 
Elektrische Minenzündung. 
(Hierzu die Bilder Seite 274 und 275.) 
Bei der Herstellung der verschiedenen Hindernisse, so 
wohl im See- wie im Landkriege, spielen die sogenannten 
Beobachtungsminen eine große Rolle. Ihre Zündung 
erfolgt auf elektrischem Wege von gesicherter Beobachtungs 
stelle aus. Auch sonst findet die elektrische Zündung von 
Sprengstoffen sehr häufig Verwendung. Der Vorgang der 
elektrischen Zündung, die Anlage und Herstellung einer 
solchen sollen daher im folgenden 
kurz erläutert werden. 1 
Eine betriebsfertige elektrische 
Zündanlage besteht aus dem Zün 
der, der Leitung und der Strom 
quelle. Wir geben in unserer 
Abb. 1 eine schematische Darstel 
lung einer solchen Anlage. Die 
Zünder können Funken- oder Glüh 
zünder sein, je nachdem die Zünd 
wirkung durch Überschlagen eines 
Funkens oder durch Erhitzung eines 
die Zündung vermittelnden Stof 
fes herbeigeführt wird. Doch weisen 
die Glühzünder den Funkenzün 
dern gegenüber für vorliegenden 
Zweck eine Reihe von Vorteilen 
auf: sie sind vor allem unemp 
findlicher gegen Witterungsein 
flüsse, ferner arbeiten sie mit nie 
driger Spannung, so daß Versager 
durch Nebenschlüsse viel seltener 
sind, und nicht zuletzt gestatten die 
Glühzünder ein bequemes Durch 
prüfen der fertigen Zündanlage 
vor dem Gebrauch, wenn mehrere 
Zünder gleichzeitig benützt wer 
den. Man verwendet daher zur 
elektrischen Minenzündung in der
	        
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