Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Ul 3 iettniana. 
leituug umfangreiche Verträge mit 
größeren Bäckereien abgeschlossen, 
in Lenen der Betrieb Tag und 
Nacht nicht aussetzt. Für den Ver 
sand werden die gut ausgekühlten 
Laibe, damit sie unterwegs nicht 
durch Nässe und Schmutz leiden, 
in saubere weiße Leinwandbeutel 
geschoben, ehe man sie in die 
großen Kisten verpackt, und die 
Herstellung solcher Beutel wirft 
wieder ein gern verdientes Neben- 
einkommen für Frauen ausge 
rückter Krieger ab. In Riesen 
stapeln lagern dann die Laibe auf 
den Etappenstellen, von wo sie so 
rasch wie möglich ihrer Bestim 
mung zugeführt werden. In den 
Zügen mit den Brotwagen fährt 
meist auch gleich die vierbeinige 
Zukost mit: Rinder, Schafe und 
Schweine; denn wenn auch die 
Heeresleitung in erster Linie die 
Viehbestände in den besetzten Ge 
bieten für die Truppen ausnutzt, 
muß doch noch viel aus der Heimat 
nachgeliefert werden. 
Die Erstürmung 
der Höhe 708 in Serbien. 
(Hierzu das nebenstehende Bild.) 
Nach unserem ersten Vorstoß 
in der Richtung gegen Valjevo 
hatten wir uns, wie von öster 
reichisch-ungarischer Seite be 
richtet wird, bis fast Zur Drina 
zurückgezogen. Wir besetzten den 
Eucevorücken, der etwa die Form 
einer offenen Schere hat. Hier 
bei unterließen wir es, eine Rück 
fallskuppe zu besetzen, die, wie 
sich später herausstellte, dem Geg 
ner eine dominierende Stellung 
sicherte. Es war dies die Höhe 
708, um die wir mehrere Wochen 
kämpften und die wir trotz wie 
derholter Angriffe nicht einzu 
nehmen vermochten, weil wir den 
Punkt infolge unserer scheren 
artigen Stellung nicht nachdrück 
lich unter Artilleriefeuer nehmen 
konnten, ohne unsere eigenen 
Stellungen zu gefährden. Die 
Höhe mußte aber um jeden Preis 
genommen werden, weil erst 
dann ein weiteres Vorgehen mög 
lich war. Dann erst konnten wir 
mit unserer Südgruppe Fühlung 
gewinnen, und von dieser Füh 
lungnahme hing auch der weitere Vormarsch, die Eroberung 
der Macva und all das, was sich im weiteren Verlaus 
ereignete, ab. 
Der Hauptmann P. vom 78. Infanterieregiment ist es, 
der den Plan zur Erstürmung der Höhe ausarbeitete. Er 
und die Oberleutnante M. und Sch. und die Fähnriche H. 
und V., sämtlich Kroaten, führten eine todesmutige Schar 
von 200 Freiwilligen gegen den Feind, und der Tapferkeit 
dieser Gruppe ist der entscheidende Teilerfolg zu danken. 
Die ersten Novembertage hüllten die Landschaft in 
einen dichten Nebel. Unter seinem Schuhe gelang es, drei 
Feld- und zwei Gebirgsgeschütze unbemerkt vom Feind 
auf die der Höhe 708 gegenüberliegende Kuppe hinauf 
zubringen, wo die Unsrigen schon seit Wochen eingegraben 
lagen, ohne einen entscheidenden Erfolg erringen zu können. 
Nur etwa hundertfünfzig Schritt Luftlinie lagen die Unsrigen 
vom Feind. Aber dazwischen befand sich ein Sattel, so daß 
wir, auch infolge des steinigen Terrains und des vielen Wurzel- 
werks in der Erde, mit unseren Sappen nicht sehr weit 
vorwärts kommen konnten, ohne vom Gegner „eingesehen" 
zu werden. So kam der 6. November heran. Unsere fünf 
Geschütze waren gut eingegraben und hatten bisher ge 
schwiegen, um dem Gegner nicht vorzeitig ihre Stellung 
zu verraten. Als es finster wurde, krochen die 200 Frei 
willigen, geführt von den genannten Offizieren, soweit es 
ging, die Sappen entlang, etwa dreißig Schritt vor die 
eigene Kampflinie. Da kauerten sie eng aneinandergepreßt 
und harrten der weiteren Entwicklung. Um zwei Uhr 
nachts begannen plangemäß unsere fünf Geschütze ihr Zwie 
gespräch mit denen des Feindes. Zwei Stunden lang flogen 
die Granaten über den Köpfen der todesmutig vor der 
eigenen Stellung Liegenden. Es waren zwei an den Nerven 
zerrende Stunden. Auch mit Schrapnellen schossen die 
Unsrigen, wobei sie allerdings die Schrapnelle gewisser 
maßen als Aufschlaggranaten wirken ließen. Mit der Uhr 
in der Hand kauerten die Offiziere. Punkt vier Uhr 
schwiegen die ehernen Münder still; unser Maschinen 
gewehr begann zu spielen und bestrich die feindliche Stel 
lung. Gleichzeitig schossen die Unsrigen aus der Stellung mit 
zu hoch gehaltenem Gewehr, um den Feind zu täuschen und 
Aus den Köpfen um die 
Höhe 708' Serbien. 
Nach einer Or^Uzeichnung non 
Fritz »«mann. 
am Auslugen zu hindern. Die 200 aber sprangen auf und 
stürmten, rascher als es erzählt ist, die Anhöhe hinauf. Oben 
angelangt, schossen die Offiziere Leuchtpistolen ab. Unser 
Maschinengewehr setzte auf die Sekunde das Feuer aus. 
Und während die einen ihre Gewehre in die feindlichen 
Schießscharten hineinsteckten und in die feindlichen Schützen 
gräben hineinschossen, schwangen sich die anderen, ehe. der 
Feind noch erfassen konnte, was geschehen war, auf die 
feindliche Deckung hinauf und stachen mit den Bajonetten 
auf den Gegner los. Gleichzeitig stürmten die Mannschaften 
aus unseren Stellungen nach. Die Serben waren so ver 
blüfft, daß sie sofort die Waffen von sich warfen und sich 
mit erhobenen Händen ergaben. Ein Teil von ihnen ver 
suchte zu fliehen, doch wurden von uns sofort an die Kreuz 
punkte^ der serbischen Laufgräben Leute geschickt, die das 
Entweichen verhinderten. Einige Unruhe wurde wohl noch 
durch das Auffliegen einer serbischen Flattermine hervor 
gerufen, doch war die Höhe sehr bald in unseren Händen. 
Wir nahmen hierbei 520 Serben gefangen und erbeuteten 
drei Geschütze und drei Maschinengewehre. Ouo Kraus. 
Unsere 
tapferen Feldköche. 
(Hierzu die farbige Kunstbeilage.j 
Das „tägliche Brot" kann der 
Soldat, der auf der Höhe seiner 
physischen und seelischen Kraft 
bleiben soll, wohl einmal vorüber 
gehend entbehren, und für Not 
fälle führt jeder Mann eine 
„eiserne Ration" mit sich. Aber 
auf die Dauer muß für möglichste 
Regelmäßigkeit der Verpflegung 
gesorgt sein. Wir wissen auch, 
daß die mit dieser Fürsorge be 
trauten Stellen das Menschenmög 
liche leisten und im Felde Bewun 
dernswertes geschaffen haben. 
Schlächtereien und Feldbäckereien, 
Wurstbereitungs-, Pökel- und 
Räucheranlagen wurden auf allen 
Etappenlinien errichtet, und ihre 
Erzeugnisse werden durch Last 
autos bis in die vorderste Front 
geführt. Die von unseren braven 
'Feldgrauen, wie von den wackeren 
Streitern der österreichisch-unga 
rischen Armeen am meisten ge 
schätzte Verpflegungseinrichtung 
ist aber die Feldküche, die der 
deutsche Soldatenwitz wegen ihrer 
äußeren Form „Gulaschkanone" 
getauft hat. Ihre Aufgabe ist, 
den Kompanien und Batterien 
möglichst unmittelbar zu folgen, 
und die Mannschaften mit Früh 
kaffee und warmen Mahlzeiten 
zu versorgen. Die „Eulaschkano- 
niere", wie die Feldköche in folge 
richtiger Ableitung genannt wer 
den, haben im ganzen Feldzug 
bisher alles getan, um sich die Zu 
friedenheit ihrer Pflegebefohlenen 
in der vordersten Front und in 
den Schützengräben zu sichern; 
auch haben sie opfermutig schon 
manches kühne Wagestück ausge 
führt, so daß nicht wenige dieser 
„Kanoniere" das Eiserne Kreuz 
oder eine Tapferkeitsmedaille er 
halten konnten. 
Häufig ist es den im Feuer 
stehenden Mannschaften nicht ein 
mal zur Nachtzeit möglich, den 
für die Kompanie bereitgehalteuen 
schwarzen Kaffee, das Fleisch 
gericht oder die Speckerbsensuppe 
in den hierfür bestimmten Eimern 
von der Feldküche selber herbeizu 
holen. Wohl hat man am Abend, 
wenn es vorn in den Schützengräben vorübergehend einmal 
still war, in der Ferne das Heranrasseln der leichtgebauten 
Gefährte mit dem großen Kochkessel gehört. Aber bald 
begann wieder das gegnerische Feuer, und dann war es 
selbst im Schutze der Dunkelheit nicht mehr möglich, aus 
dem Graben oder der markierten Batteriestellung herauszu 
kommen. In solchen Lagen hat so mancher „Gulaschkanonier" 
die Kameradschaftlichkeit höher gestellt als alles andere und 
sich mutig auf den gefährlichen Weg gemacht, die knurrenden 
Mägen da vorn in der äußersten Feuerlinie zu befriedigen. 
An jedem Ende der großen Tragstange einen gefüllten Be 
hälter geht der Feldkoch vor, von Deckung zu Deckung, aber 
auch, wenn es sein muß, über das kugelbestrichene freie 
Feld, wo jeder Augenblick den Tod bringen kann. Weniger 
gefährlich ist der Gang vielleicht bei Nebel und Regen 
wetter. Aber auch dann ist es keine leichte Aufgabe. Un 
zählige Male rutscht der tastende Fuß auf der durchweichten 
Ackerscholle; durch Moräste und Tümpel geht es mit der 
schweren Last, daß das Wasser klatschend bis an die Hüften 
schlügt. Hier und dort stößt der Fuß wohl gar an einen
	        
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