Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

160 
Illustrierte Geschichte des Welttrieges 1914/15, 
Zündnadelpattone, ältere (A.) und 
neuere (B.) Form. 
a Papierhülse, b Geschoß oder „Langblei", 
v Treibspiegel. ä Zündpille. 6 Pulvsrladung. 
f Doppelter Hülsenboden mit Tucheinlage. 
der Repetier- oder 
Magazinwaffen zu 
rück, der ein Traum 
hatte bleiben müssen, 
solange man mit der 
Papierpatrone eine 
Entzündung des gan 
zen Patronenvorrats 
gewärtigen mußte, der 
aber nun in Nord 
amerika mit dem Re- 
volvergewehrColt, be 
sonders aber dem 
Spencergewehr ver 
wirklicht worden war. 
Dieses letztere hatte 
sieben Patronen im 
Kolben. Auch das 
Henrygewehrwardort 
entstanden, das das 
Magazin unter dem 
Laufe hatte und sich 
dann zum Henry- 
Winchester und Vetterli weiterentwickelte. Zu letzterem 
war schon 1869 die Schweiz, alle Zwischenstufen kühn über 
springend, übergegangen. Andere Gewehre hatten abnehm 
bare Magazine (Krnka, Lee). 
Kurz, Versuche wurden allenthalben gemacht, da trat als 
erste Großmacht das Deutsche Reich mit seinem aus politischen 
Gründen rasch hergestellten Mehrlader 71/84 aus den Plan. 
Sonst fast dem 
Gewehr 71 gleich, 
hatte es in einer 
Röhre unter dem 
Vorderschaft acht 
hintereinander lie 
gende Patronen; 
eine neunte konnte 
einzeln geladen 
werden. Auf die 
Dauer befriedigte 
dieses Gewehr 
nicht» weil das 
Füllen des Maga 
zins umständlich 
war und das Ge 
wehr mit Vorder 
gewicht belastete. 
Mannlicherbildete 
deshalb das Lee- 
sche schwere An- 
hängemagazinvon 
1879 zu einem 
mit dem Abzugs 
bügel zusammen 
hängenden festen 
Gehäuse um, in 
das ein sehr leich 
ter Nahmen mit 
fünf Patronen in 
einem Griff gela 
den wurde. Der Rahmen wog nur 19 Gramm und fiel, 
sobald er leergeschossen war, von selbst zu Boden (Österreich, 
Gewehr 88). Damit war das in Frankreich gerade 1886 
eingeführte Lebelgewehr, welches das Magazin des deutschen 
M 71/84 angenommen hatte, in dieser Beziehung über 
flügelt. 
Anderseits hatte das Lebelgewehr eine neue Epoche 
im Waffenwesen eingeleitet: Das Ziel, ein flacher schie 
ßendes Gewehr mit mehr, also leichteren Patronen zu 
bekommen, ließ sich nur durch leichtere Geschosse, also 
engere Läufe, erreichen und durch ein kräftigeres Treibmittel, 
als es das gute alte Pulver des Bertold Schwarz, die 
mechanische Mischung aus Salpeter, Kohle und Schwefel, 
war. Zur rechten Zeit brachte die Chemie dem Waffen 
wesen ihre stärkeren Erzeugnisse dar, die nebenbei noch sehr 
wenig Rauch entwickelten — die „rauchschwachen" Pulver 
aus Baumwolle, mit Salpetersäure behandelt. 2,7 Gramm 
dieses Pulvers in der Lebelpatrone erteilten dem 15 Gramm 
schweren Geschoß 610 Meter Anfangsgeschwindigkeit 
a Standvisier—350 Schritt, 
b Kl. Klappe = 550 Schritt. 
6 Große Klappe, oberste 
Kimme — 850 Schritt, 
k Kimme. 
Phot. H. Hoffmann, München. 
Vier bayrische Fliegeroffiziere als Ritter des Eisernen Kreuzes 1. Klasse. 
Von links nach rechts: Hauptmann Stadelmeyer, Oberleutnant König und Hailer, Leutnant Schlemmer. 
gegen 515 Meter der österreichischen 
durch 4 Gramm Schwarzpulver bei 
15,8 Gramm Geschoßgewicht. Darauf 
hin nahm Mannlicher 2,75 Gramm 
chemischen Pulvers und kam auf 620 
Meter. Beide Geschosse waren aus 
Blei, schlank walzenförmig mit Ei 
spitze ; bei Lebel mit Nickel-, bei Mann 
licher mit Stahlmantel. 
Diese papierdünnen Mäntel ver 
hinderten eine Verbleiung der Lauf- 
seele und reinigten sie gleichzeitig 
von Pulverrückständen, indem sie sich, 
den Bleikern des Geschosses um 
schließend, mit ihm in die Züge ein 
preßten und so die Führung herstell 
ten. Während die Chassepotpatrone 43,8 Gramm ge- 
wcgen hatte, wog die Lebelpatrone nur 32 Gramm; man 
konnte also bei gleicher Belastung ein Drittel Patronen 
mehr mitführen. 
Eine Fliegerleistung von historischer 
Bedeutung. 
Die Zeitschrift „Flugsport" erzählt: Es war bei Gelegen 
heit des Vorstoßes auf Paris. Die Bewohner der Ville 
Lumisre erhielten jeden Nachmittag den Besuch deutscher 
Flieger, die die Aufgabe hatten, das Verhalten der Pariser 
Reservearmee immer wieder festzustellen. Die Pariser 
Reservearmee war mit der Front nach Osten aufmarschiert. 
Eines Tages war 
wieder ein Flug 
zeug aufgestiegen, 
sie hierbei zu be 
obachten. Da fiel 
diesem eine un 
bestimmte Bewe 
gung beim Gegner 
eines deutschen 
Korps auf, das 
gegen Norden ein 
scheinbar nicht be 
langreiches Ge 
fecht hatte. Auf 
eigene Verantwor 
tung änderte das 
Flugzeug seinen 
Kurs und flog gen 
Norden. Flog und 
flog; denn was es 
sah, war näherer 
Betrachtung wohl 
wert. Dann jagte 
eszurückzumOber- 
kommando und 
meldete den An 
marsch der eng 
lischen Armee in 
die Flanke Klucks. 
Niemand wollte es 
zunächst glauben. 
Die kavalleristische Aufklärung hatte nicht zu dem Ergebnis 
geführt. Dennoch war es wahr. Die Nachricht hatte die 
bekannte Neuorientierung der deutschen Stellung im Westen 
zur Folge und hat der Bemannung des Flugzeuges, dem 
Beobachtungsoffizier und dem Führer, das Eiserne Kreuz 
1. Klasse eingetragen. Der Flug hatte eine ähnliche Be 
deutung wie der bekannte Patrouillenritt des Husaren 
leutnants v. Häfeler, des heutigen Feldmarschalls, am 
17. August 1870 und gehört daher der Geschichte an. 
Auszeichnung eines österreichifch-nngarischenRegiments. 
Nach einer Meldung aus Pest wurde das 50. Infanterie 
regiment, das einzige in der Österreichisch-Ungarischen 
Monarchie, das zum Andenken an die Schlacht von Custozza 
die goldene Tapferkeitsmedaille an die Regimentsfahne ge 
heftet trägt, letzthin auch durch den Deutschen Kaiser aus 
gezeichnet. In Würdigung des tapferen Verhaltens des 
Regiments in den russisch-polnischen Kämpfen sandte er ihm 
eine mit dem Eisernen Kreuz geschmückte prachtvolle Fahne.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.