Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
(Fortsetzung.) 
Auf Seite 110 haben wir bereits berichtet, daß in den 
heftigen Kämpfen, die zwischen Türken und Russen gegen 
die Mitte des November tobten, die Rüssen bei Köpr'köj 
geschlagen wurden, wobei sie 4000 Tote, ebensoviel Ver 
wundete und 500 Gefangene verloren,- ferner büßten sie 
10000 Gewehre und eine Menge Munit'on ein. Rach dieser 
Niederlage zogen sie sich in der Richtung auf Kutek zurück. 
Die Russen fanden in ihrem Kampfe gegen die Türkei 
einen Parteigänger in dem Kurden Abdurrezak Bederkhani, 
der mit einigen hundert Mann am 16. Ngvember die Grenze 
in der Gegend von Maku (siehe die Karte Bd. I S. 342) über 
schritt, um den Russen beizustehen. Maku liegt in der per 
sischen Provinz Aserbeidschan unweit von Khoi. Die Leute 
Abdurrezaks wurden aber von den Türken wieder vertrieben, 
und den nun weiter in Persien vordringenden türkischen 
Truppen schlossen sich jetzt auch die Häupter der verschie 
denen Stämme und diese selbst an. In russischen Kreisen 
und namentlich bei den Behörden in Täbris rief die Nach 
richt von dem Vorrücken der Türken in Aserbeidschan große 
Bestürzung und völlige Kopflosigkeit hervor. 
Das russische Heer bezog im Kaukasus eine Stellung in 
der nahe der Grenze gelegenen Linie Azab—Zazak—Khahab. 
Am 17. November drangen türkische Truppen gegen diese 
Stellung vor und eroberten durch einen Bajonettangriff 
die stark befestigten Höhen in der Umgebung von Azab. 
Auch weiter nahmen die Kämpfe im Kaukasus einen gün 
stigen Verlauf. So brachten die in der Richtung auf Datum 
(siehe Bild Seite 111) vorrückenden türkischen Truppen am 
18. November den Russen eine weitere Niederlage bei, sie 
besetzten die russischen Stellungen von ZavoUar und Koura, 
während die russischen Truppen die Flucht in der Richtung 
auf Datum ergriffen. Auf der Verfolgung kam es am 21. No 
vember am Flusse Tschuruk zu einem Gefecht, in dem die 
Russen auf das jenseitige Flußufer zurückgeworfen wurden. 
Ein Teil der verfolgenden Truppen besetzte Artwin, eine 
Stadt von etwa 7000 Einwohnern im russisch-kaukasischen 
Gouvernement Kutais. 
Bald darauf kam aus Wien die erfreuliche Meldung, 
daß persische Stämme Täbris, die Hauptstadt der persischen 
Provinz Aserbeidschan, besetzt hätten. Täbris hat etwa 
200000 Einwohner und ist der wichtigste Platz für den 
Handelsverkehr nach dem Inneren Persiens, nach Indien, 
Rußland, dem Schwarzen Meer und Konstantinopel. 
In Täbris hatten die Russen keine guten Tage. Einem 
Blutbad, das die in Täbris eingezogenen persischen Stämme 
anrichteten, fielen 2000 Russen zum Opfer. 
Ungünstiges Wetter, das an der kaukasischen Grenze 
eintrat, verhinderte größere Unternehmungen der Türken 
in dem gebirgigen Gelände. Immerhin nahmen sie die 
Stadt Morgul ein, passierten den Tschuruk in der Nähe von 
Bordschika und drangen bis in die Gegend von Atschara, 
10 Kilometer südöstlich von Datum, vor, wo sie die umgeben 
den Höhen an der Küste zwischen Bordschika und Maradit 
besetzten. 
In Persien nahm die allgemeine Volkserregung gegen 
die Russen Ende November und Anfang Dezember der 
art zu, daß die persische Regierung kaum noch imstande 
war, dieser Strömung Widerstand zu leisten. Am 7. De 
zember eroberten die türkischen Truppen, die von Revender 
aus gegen die von den Russen besetzt gehaltene persische 
Provinz Aserbeidschan vorgingen, den Ort Saud-Bulagh, 
70 Kilometer jenseits der persisch-türkischen Grenze, süd 
lich des Urmiasees. Dieser Platz bildete neben Täbris den 
wichtigsten Stützpunkt der Russen in der Provinz Aser 
beidschan. 
Auch an anderen Stellen Persiens waren die Türken 
erfolgreich. So griff am 14. Dezember bei Seldos am 
Südufer des Urmiasees türkische und persische Kavallerie 
ein Regiment Kosaken an und schlug es vollständig, wobei 
der Eeaner 40 Tote und Zahlreiche Verwundete verlor: 
Internat. Photo-Archiv, Terlin. 
Grusinischer Kriegsweg, der von Wladikawkas über den Kasbek nach Tiflis am Kur führt und den besten Zugang von Persien nach Rußland bildet. 
Amerjkan. Copyright 1915 vy Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
II. Band. 25
	        
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