Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Zweiter Band. (Zweiter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914 15. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/16. 
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Nähe der Festung ein russisches Plakat 
folgenden Inhalts angeschlagen: „Wir 
wünschen euch, ihr tapferen Verteidiger 
der Festung, von ganzem Herzen ruhige 
und fröhliche Feiertage. Friede, Friede, 
Friede auf Erden allen, die guten Willens 
sind. Möge euch Gott alle eure Wünsche 
erfüllen. Das wünschen euch von ganzem 
Herzen die Offiziere und Mannschaften 
der... Batterie der ... Artilleriebrigade." 
* * 
Der Monat Dezember brachte über 
unsere Marine schweres, aber nicht un 
erwartetes Leid. Das Schicksal unserer 
Auslandsflotte erfüllte sich, wie es sich 
erfüllen mutzte. War es doch ein in 
der Seekriegsgeschichte noch nie dage 
wesenes Heldenstück, datz sich so wenige 
Kreuzer ohne alle Stützpunkte fast vier 
einhalb Monate im Weltmeer behaupten 
und dem Feinde ungeheuren Schaden 
zufügen konnten. Tiefe Erregung 
ging durch England, datz die wenigen 
deutschen Schiffe das Meer so unsicher 
zu machen vermochten, und unsere Feinde 
rafften sich auf, um mit vereinten Kräften 
von unseren Kreuzern zu vernichten, 
was sie erlangen konnten. Vollständig ist 
das Werk doch nicht gelungen, aber trotz 
dem bleibt der Verlust für unsere Marine 
beklagenswert. Nicht weniger als 43 eng 
lische, französische und japanische Schiffe 
waren hinter unseren Auslandskreuzern 
her, und bei den Falklandsinseln gelang es 
dieser ungeheuren Flotte endlich, ihr Ziel, 
wenn auch nicht ganz, so doch annähernd 
zu erreichen. Die erste Meldung über das 
traurige Ereignis lautete folgendermatzen: 
Laut amtlicher Reutermeldung aus 
London ist unser Kreuzergeschwader am 
8. Dezember, siebeneinhalb Uhr morgens, 
in der Nähe der Falklandsinseln von 
einem englischen Geschwader unter dem 
Kommando des Vizeadmirals Sturdee 
gesichtet und angegriffen worden. Nach 
der englischen Meldung sind in dem Ge 
fecht S.M. schiffe „Scharnhorst", „Gnei- 
senau" und „Leipzig" gesunken. Zwei 
Kohlendampfer sind in Feindeshand ge 
fallen. S. M. schiffen „Dresden" und 
„Nürnberg" gelang es, zu entkommen. 
England, dann zum Teil auch Frankreich, 
.das sie Malwineninseln nannte, später 
Spanien, das sie hauptsächlich als Ver 
brecherkolonie benutzte, dann Argentinien 
und schließlich wieder England. Merkwür 
dig ist, datz dieser Schauplatz des tragischen 
Kampfes der deutschen Schiffe eine Zeit 
lang auch deutsches Eigentum war. Die 
argentinische Regierung verkaufte die 
Falklandsinseln nämlich an einen Ham 
burger, Louis Vernet. Erst 1835 wurden 
sie endgültig von England besetzt, 1840 
die Kolonisation beschlossen. 
Ohne starke Verluste sind die Eng 
länder aber offenbar nicht aus dieser 
Schlacht hervorgegangen: von Argen 
tinien aus wurde berichtet, datz sie drei 
Kreuzer verloren hätten. 
Viele unserer Braven sollten hier den 
Heldentod finden, und nur wenige wurden 
gerettet. Mit seinem Flaggschiff „Scharn 
horst" sank auch Graf Spee, der helden 
hafte Admiral dieses Geschwaders, in die 
Tiefe des Meeres. (Siehe das Bild 
Bd. I S. 355.) Sein Schiff wurde ihm wie 
vielen seiner Getreuen zum Sarge. Glor 
reich ging er nach hartnäckigem Wider 
stände unter, ein glänzendes Beispiel 
deutschen Mannesmutes und deutscher 
Seemannstugend. Wie aus einer später 
veröffentlichten Verlustliste hervorging, 
wurde von der Besatzung seines Schiffes 
niemand gerettet. Von der „Eneisenau" 
wurden 17 Offiziere und 171 Deckoffiziere, 
Unteroffiziere und Mannschaften gerettet, 
von der „Nürnberg" 7 Unteroffiziere und 
Mannschaften, von der „Leipzig" 4 Offi 
ziere, 15 Unteroffiziere und Mannschaften. 
Am 17. Dezember gab der Kommandant 
des entkommenen kleinen Kreuzers „Dresden" 
dem deutschen Konsul in Punta Arenas 
folgende Schilderung dieses Kampfes: 
„Das deutsche Geschwader verlieh den 
Stillen Ozean und ging um Kap Hoorn 
nach den Falklandsinseln. Ehe es dort 
ankam, sandte Admiral Graf v. Spee einen 
Kreuzer voraus, um festzustellen, ob eng 
lische Schiffe anwesend seien. Der Kreuzer 
berichtete, datz er zwei englische Kreuzer 
gesichtet habe. Der Admiral traf sofort die 
Vorbereitungen zum Kampfe. Als wir 
Die Vorhut des 5. k. u. k. Dragonerregiments überschreitet beim Vormarsch den Fluh Ioczinka 
in der Nähe von Przemysl. 
Sie werden angeblich verfolgt. Unsere 
Verluste scheinen schwer zu sein. Eine 
Anzahl Überlebender der gesunkenen 
Schiffe wurde gerettet. Aber die 
Stärke des Gegners, dessen Verluste 
gering sein sollen, enthalten die eng 
lischen Meldungen nichts. 
DerChef des Admiralstabes der Marine: 
v. Pohl. 
Schon am nächsten Tage berichtete 
Reuter, datz auch der kleine Kreuzer 
„Nürnberg" noch am selben Tage in 
den Grund gebohrt worden sei. Nach 
derselben Meldung soll die Seeschlacht 
fünf Stunden mit Unterbrechung ge 
dauert haben. „Scharnhorst" sank 
nach dreistündigem Kampfe, und 
„Gneisenau" folgte zwei Stunden 
später. 
Die Taten unserer Kreuzer in drei 
Ozeanen hatten den Glanz der bri 
tischen Weltherrschaft zur See bereits 
zerstört. Ganze Flotten wurden voin 
Feinde aufgeboten, um den deutschen 
Kaperschiffen nachzujagen. Die „Em 
den" wurde vernichtet, nachdem sie 
ein Vielfaches des eigenen Wertes 
OfterreichiWngarische 
Infanterie im lihützengraben 
bei Iajnna. 
Phot. Kllophvl G. m. b. amen. 
zerstört hatte. Die „Königsberg" wurde 
unschädlich gemacht. Aber trotz Auf 
bietung gewaltiger Kräfte war es durch 
Monate nicht möglich, des Geschwa 
ders des Grafen v. Spee Herr zu 
werden. Eine englische Kreuzerflottille 
unter Konteradmiral Craddock wurde 
ausgeschickt, um die deutschen Schiffe 
zu Zerstören. Am 1. November wurde 
sie bei der Insel Santa Maria in den 
Grund gebohrt (vgl. Bd. l S. 354 und 
die Karte S. 355). 
Nun endlich war es der feindlichen 
Abermacht gelungen, unsere Kreuzer 
bei den Falklandsinseln zu bewältigen. 
Diese liegen östlich von der Magel- 
haensstratze an der südlichen Spitze 
von Südamerika, jedoch bereits im 
Atlantischen Ozean. Ihre Bedeutung 
besteht darin, datz der jetzige Regie 
rungssitz Port Stanley, an der äutzersten 
Spitze Ostfalklands, einen vortrefflichen 
Hafen hat, wo grotze Linienschiffe ein 
fahren können. Die Kolonie ist außer 
dem wichtig als Halbwegstation und 
Steinkohlendepot für die Ozeanfahrer. 
Die Falklandsinseln gehörten zuerst 
Phot. Berliner Illustrations-Gefellschast m. b. H- 
Ungarische Gendarmerie als Grenzschutz an der rumänischen Grenze. 
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