Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Siebenter Band. (Siebenter Band)

374 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
einander entstand. Die N.fernen wurden in die allgemeine 
Flucht mit hineingerissen, alles floh teils über den Isonzo 
auf Ronzina, um dort den Deutschen und Tirolern m die 
Hände zu laufen und gefangen zu werden, teils ar f Canale, 
auf das schon andere italienische Heeresteile im Abmarsch 
waren. Die Straßen in dem Jsonzotale waren mit Truppen, 
Artillerie und Kolonnen völlig verstopft, man tonnte weder 
vorwärts noch rückwärts, Bestürzung herrschte, grenzenloser 
Wirrwarr; es gab keine Befehle mehr, keinen Gehorsam, 
alles dachte nur an Flucht (siehe die Kunstbeilage), nur heraus 
aus dieser Hölle, in die die Granaten und Schrapnelle der 
deutschen und österreichisch-ungarischen Batterien hineinhagel- 
ten. UberdemTale aber kreisten ganze Fliegergeschwader, und 
ihre Bomben sowie ik>r wohlgezieltes Maschinengcwehrfeucr 
trugen noch dazu ber, das allgemeine Durcheinander voll 
ständiger zu machen, um so mehr, als bald auch österreichisch- 
ungarische Truppen auf den Höhen am JsoriZv auftauchten 
und gegen Plava vordrängten, wohin die Hauptmasse der 
Flüchtigen ausbog, um dort auf den beiden Jsonzobrücken 
Angriff übergegangen. In jähem Anpralle säuberte 
ungarische Honved den Monte San Gabriele und erstürmte 
am 26. Oktober nach heißem Ringen den Monte Santo. 
Wenige Stunden später fiel auch der Kuk in die Hände der 
tapferen Magyaren. Jetzt ging es auf die Ruinenstätte 
zu, die einstmals Eörz, die Stadt der Veilchen, gewesen 
war. Rach kurzem Handgemenge drangen am 28. Oktober 
Mannschaften des Karlowaccr Infanterieregiments Nr. 96 
als erste ein, und wenige Minuten später flatterte auf denr 
Kastell die Fahne Habsburgs über der befreiten Stadt. 
Allmählich wurde die ganze Armee des Herzogs von Aosta 
in die Niederlage Capeilos mit hineingerissen. Der Wider 
stand wurde matter. Die Podgora, jene ernst so heiß 
umkämpfte Höhe, der Schlüssel von Eörz, wurde am 27. Ok 
tober verhältnismäßig rasch genommen. Die Italiener 
begannen an der ganzen Front zu weichen. An der Spitze 
seiner elften Jäger stürmte Major Mocsary am gleichen 
Tage über die brennende Jsonzobrücke und entriß den Ita 
lienern den Monte Fortin. Die ungarische siebzehnte Divi- 
Brenner P. 
Ürs/Zicnen, 
WCnsla/lo, 
flsTj 
Blöckenh 
--M360 
ZgwO'Mcx/ 
Tonale 
er 
HMahxt 
Cividale ./ 
\aM. Santo 
oberdö^Kostonjev'ica 
JjonFalcoM ' 
/ Arsien 
BPde/Je Ö 
-prüyazze 
CastelFranco 
Ireviso 
/'s. Adame/loti ) 
Übersichtskarte zur Offensive der Mittelmächte gegen Italien. 
diesen Fluß ZU überschreiten. Erreichten die Verbündeten 
bald die Brücken, so stand eine Katastrophe bevor; das sah 
Capello ein. Zum Äußersten entschlossen, holte der italie 
nische Feldherr die fünfte Bersaglieribrigade sowie mehrere 
Alpinibataillone aus dem allgemeinen Gewirr zum Gegen 
stoß heraus, Teile anderer tapferer Regimenter hingen sich 
an, und mit diesen Truppen versuchte Capello einen scharfen 
Gegenstoß. Die Italiener fochten mit hervorragender 
Tapferkeit, ihrer alten Überlieferung als Elitetruppen 
würdig, jedoch ihre Aufopferung war vergebens. Ungarn 
und Kämpfer aus Galizien überwältigten auch diesen letzten 
Widerstand; die Mehrzahl der Italiener fiel, und dann 
stießen die Österreicher und Magyaren am 27. Oktober bis 
nach Plava durch. Wer noch an den Brücken war, wurde 
gefangen, ein unermeßliches Artilleriematcrial und Heeres 
gerät erbeutet. Die eingebrachten Gefangenen wurden 
auf besonders vorbereiteten Gebirgstraßen abgeführt, auf 
denen auch die Verwundeten mittels Ecbirgsponys, Maul 
esel und Karren Zurückgeleitet wurden /siehe Bild Seite 377). 
Sobald der Verlauf der Kämpfe im Norden den Sieg 
der verbündeten Truppen klar erkennen ließ, waren auch 
die bei Eörz und südlich davon stehenden Heeresteile zum 
fion erstürmte den Fajti Hrib, Monfalcone wurde erobert, 
der Jsonzo in breiter Front überschritten. Die Italiener 
mußten schleunigst zurück, wenn sie nicht in die zusammen- 
bruchartigr Niederlage ihrer Nordarmee verwickelt werden 
wollten, denn schon am 27. Oktober waren deutsche Truppen, 
allen Widerstand brechend, in das brennende Cividale ein 
gerückt, und nur noch wenige Kilometer trennten -sie von 
Udine. Außerdem hatten Strcitkräfte des Generals der 
Infanterie Alfred Kraus (siehe Bild Seite 375) am 28. Ok 
tober mittags die erste Bresche in das befestigte Lager von 
Gemona geschlagen, indem sich das steirische Schützenregi 
ment Nr. 28 mittels eines Handstreiches des Panzerwerks 
auf dem Monte Lanza bemächtigte. Fiel der wichtige Bahn 
knotenpunkt Udine in deutsche Hand, bevor der Rückzug der 
Südgruppe eingeleitet war, so stand nur noch die Bahn 
linie über Latisana zur Mbeförderung der Jsonzoarmee 
zur Verfügung und die Niederlage wurde noch größer. 
Nach sorgfältiger Vorbereitung, die sich auch auf die 
Räumung gefährdeter Ortschaften erstreckte (siehe Bild 
Seite 376), hatte die Offensive am 24. Oktober ihren An 
fang genommen, vier Tage später waren über 100000 Mann 
der italienischen Jsonzoarmeen gefangen, über 700 Geschütze
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.