Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Kriegsberichte. 
Infanterieflieger. 
Von Oberleutnant O. Daenbruch. 
(Hierzu das Bild Seite 377.) 
Seit Stunden wütet das feindliche Trommelfeuer. Es 
ist ein ununterbrochenes Dröhnen in der Luft. Ein Krach 
folgt dem anderen. Die Erde zittert und ist eingehüllt in 
den Rauch der platzenden Geschosse. Die eherne Mauer 
unserer heldenhaften Erabenbesatzung weicht und wankt 
nicht. Der Boden ist zerwühlt, zerfetzt sind die Leitungen 
des Fernsprechnetzes. Keine Kunde von vorn dringt zu 
den Reserven. Die Sperrfeuerzone läßt keinen Melde 
gänger nach hinten gelangen. Das Auge vermag nicht 
durchzudringen durch die Rauchschwaden, die wie dichter 
Nebel auf dem Boden lagern. Der feindliche Sturmangriff 
mutz jeden Augenblick einsetzen. 
Da knattert Motorengeräusch in der Luft. Ein Flugzeug 
grotz. Das Schlachtfeld gleicht einem grotzen Leichenhaufen. 
Die Aufstellung der feindlichen Reserven, die herangeführte 
Grabenartillerie, die Stellung der Maschinengewehre und 
Minenwerfer, alles haben die kühnen Späher gesehen. 
Nichts ist ihnen entgangen, und ehe der Gegner sich erst von 
dem Entsetzen erholt hat, das der Angriff aus der Luft 
bei ihm verbreitet hat, da kommen schon die ersten stäh 
lernen Grütze unserer Artillerie, .die seinen Reserven, den 
angesetzten Sturmtruppen Tod und Verderben bringen und 
alle seine längst vorbereiteten Pläne umwerfen. 
Wie einst aus antikem Schlachtfelde der Streitwagen 
des Heerführers den Truppen im Angriff vorausfuhr, so 
führen jetzt unsere Infanterieflieger unsere heldenhaften 
Sturmtruppen. Ungeachtet des feindlichen Feuers, das 
ihnen bei ihrer niedrigen Flughöhe aus den Gräben ent 
gegenprasselt, machen sie unserer Infanterie Luft und halten 
Verbindung zwischen den vordersten Gräben und der 
Gegen die feindlichen Grüben vorgehender deutscher Stoßtrupp in der Champagne. 
und dann noch eins brausen in geringer Höhe über unsere 
Gräben. Ein Aufatmen geht durch die Grabenbesatzung: 
„Unsere Infanterieflieger." Alles verfolgt gespannt, was 
sich drüben beim Feinde entwickelt. Die Flugzeuge rasen 
in Sturmeseile über die feindlichen Gräben. Alles, was 
drüben schießen kann, schießt wütend nach den todesmutigen 
Spähern- Umsonst, sie sind wie gefeit- Aber nun prasselt 
von oben der feindlichen Grabenbesatzung wohlgezieltes 
Maschinengewehrfeuer entgegen, grast die Gräben ab, schickt 
jähen Tod in die aufgestellten Reserven, verbreitet rings 
umher Furcht und Entsetzen. Der plötzlich auftauchende 
Angreifer in der Luft hat drüben alles in Verwirrung ge 
bracht. Keiner ist vor dem scharfen Blick der kühnen Späher 
sicher. Wehe denen, die nicht schleunigst in Deckung ge 
gangen sind, in sie hinein schlägt erbarmungslos die Ee- 
schoßgarbe der Maschinengewehre der Flieger. Hin und 
her geht es in rasendem Flug. Neue Flugzeuge erscheinen 
auf dem Plan, lösen die ersten ab. Diese wenden, und 
zurück geht es zu dem Befehlstand des höheren Truppen 
führers. Hier harrt man schon voll Ungeduld und Span 
nung ihrer Meldung. Endlich kommen sie und bringen 
Kunde, wie es vorn steht. 
Unsere heldenmütige Erabenbesatzung behauptet trotz 
des Höllenfeuers ihre Stellungen. Drüben beim Feinde 
über sieht es böse aus. Die Verluste sind über alle Begriffe 
Truppenführung, wenn im Trommelfeuer Fernsprecher und 
Meldegänger versagen. 
Auf allen Kampfgebieten hat unsere junge Fliegerwaffe 
den Gegnern den Rang abgelaufen. Keine prahlerischen 
Siegesmeldungen berichten von ihren Taten. Der deutsche 
Heeresbericht begnügt sich mit knappen Worten. Aber in 
diesen wenigen Worten liegt eine Fülle stillen Heldentums. 
Immer fester wird das Bündnis zwischen den Siegern in 
der Luft und den Siegern auf der Erde. Mögen Divisionen 
auf Divisionen feindlicher Angreifer anrennen, die deutsche 
Wacht in West und Ost in der Luft und in den Stellungen 
hält unerschüttert stand. 
Sturm. 
Nacherzählt von Otto Guem. 
Wir waren in Lavarone in Reservestellung. Herrliche 
Tage verlebten wir da unten in Südtirol. Alles blühte, 
die Kirschen hingen schwer von den Zweigen, die Ver 
pflegung war ausgezeichnet, Wein gab es noch genug, 
und dazu herrschte ein herrliches Wetter, das nur den Nach 
teil hatte, datz die feindliche Artillerie uns ziemlich häufig 
Granaten und Schrapnelle herüberfandte, was uns indessen 
nicht besonders störte. Kurz, die Tage vom 9. bis zum 
16. Mai 1916 waren solche des schönsten Frühlings. Es
	        
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