Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
^Fortsetzung.) 
An der Ostfront hatten die Russen ihre ganze Linie 
in drei große Abschnitte eingeteilt, die von den Generalen 
Rußti, Ewerth und Eurkow befehligt wurden. Rußki hatte» 
wie immer schon, den ganzen Norden bis in die Gegend von 
Pins! unter seinem Kommando, Ewerth war Befehlshaber 
der Mitte von Pinsk bis in die Waldkarpathen, und Eurkow 
führte im wesentlichen an der Serethfront. 
Ihnen gegenüber lagen deutsche und österreichisch-unga 
rische Truppen, die zum Teil durch ottomanische und bul 
garische Streitkräfte verstärkt worden waren. 
Auf dem nördlichen Frontteil, der auf deutscher Seite 
unter dem Befehle des Prinzen Leopold von Bayern stand, 
griffen Stoßtruppen der Deutschen an: 17. Februar an der 
Lawkessa, südwestlich von Dünaburg, die russischen Stellungen 
mit gutem Erfolge an. Die beabsichtigte Erkundung gelang 
vollständig, wobei noch 50 Gefangene mit zurückgeführt 
werden konnten. 
Östlich von Lipnica Dolna an der Narajowka hatten die 
Russen Minen gelegt. Sie sprengten einen Stollen, zer 
störten dadurch einen Abschnitt der vordersten österreichisch 
ungarischen Gräben, besetzten den entstandenen Trichter, 
wurden aber im Gegenstoß sofort aus ihm hinausgeworfen. 
Südlich von Brzezany bereiteten die Russen mit schwerem 
Minenwerferfeuer ein Unternehmen vor, doch blieben ihre 
Anstrengungen vergeblich. Auch in Wolhynien konnten sie 
an diesem Tage an verschiedenen 
Punkten nichts gegen österrei 
chisch-ungarische Truppen aus 
richten. Trotzdem setzten die 
Russen die Vorstöße fort, an 
denen nicht selten ganze Kom 
panien und Bataillone beteiligt 
waren, wie zum Beispiel am 
21. Februar südwestlich von Riga 
und am Südufer des Narocz- 
sees (siehe Bild Seite 229), wo 
sie aber wieder keinen Erfolg 
erzielten. 
Glücklicher waren ihre Geg 
ner, die bei Labusy an der 
Schtschara und an mehreren 
Stellen zwischen dem Dnjestr 
und den Waldkarpathen kecke 
Handstreiche ausführten, wo 
bei sie den Russen großen Scha 
den zufügten. Bei Zwyzyn, öst 
lich von Zloczow, war festgestellt 
worden, daß die Russen Minen 
stollen angelegt hatten, deren 
Entzündung nahe bevorstand. 
Zur Abwendung der drohen 
den Gefahr wurde deshalb am 
22. Februar ein Angriff an 
gesetzt, dem ein kurzes, aber 
schweres Artillerie- und Minen 
werferfeuer vorausging. Der 
Sturm der Infanterie (siehe Bild 
Seite 226 oben) hatte ein glän 
zendes Ergebnis. Die Russen 
wurden aus ihrer vorderen Linie 
vertrieben und konnten trotz zahlreicher Gegenstöße nicht 
verhindern, daß die Angreifer die Stellungen gründlich 
zerstörten (siehe Bild Seite 226 unten). Vor allem gelang 
das Unschäolichmachen von vier fast fertigen Minenstollen. 
Nachdem der Zweck des Vorstoßes erreicht war, zogen sich 
die Sturmtruppen auftragsgemäß unter Mitnahme von 
253 Gefangenen und 2 Maschinengewehren in ihre Aus 
gangstellung zurück. 
Am 25. Februar gingen die Russen westlich von der Aa 
und an einem südlicher gelegenen Punkte bei Brzezany zum 
Angriff über, doch erfuhren sie in beiden Fällen eine ent 
schiedene Abweisung. An der Bahn Kowel—Luck verloren 
sie wieder eine Feldwache, die durch einen kühnen Vorstoß 
deutscher Truppen aufgehoben wurde. 
Ein ähnliches Unternehmen, wie das am 22. Februar 
Phot. Bert. Jttustral.-Gef. m. b. H. 
Feldniarfchalleutnant Szurmay, der volkstümlichste ungarische 
Heerführer, ist zum ungarischen Honvedminifter ernannt worden. 
durchgeführte, wurde am 1. März zur Vernichtung russischer 
Minenstellungen am Ostufer der Narajowka ins Werk ge 
setzt. Auch hier konnten die vom Feinde beabsichtigten 
Sprengungen unmöglich gemacht werden, obwohl dieser 
sich die größte Mühe gab, die in seine Stellungen Ein 
gedrungenen bei ihrer Arbeit zu hindern. Die stattliche 
Beute des Vorstoßes belief sich auf 1 Minenwerfer, 7 Ma 
schinengewehre, 3 Offiziere und 276 Mann. Einen größeren 
Umfang hatte ein Vorstoß der Verbündeten am nächsten 
Tage. Bei Woronczyn, westlich von Luck, drangen sie in 
2,5 Kilometern Breite etwa 1,5 Kilometer tief in die russi 
schen Linien ein, die sie vollständig zerstörten. Sie fügten 
dabei dem Feinde schwere Verluste zu und kehrten nach 
der Ausführung ihres Auftrages mit 4 Maschinengewehren 
und 122 Gefangenen zurück. 
Im Frontabschnitt des Eeneralfeldmarschalls Erzherzogs 
Joseph unternahmen die Russen am 17. Februar in den 
Bergen nördlich vom Oitoztale heftige Angriffe, die aber 
vollkommen fehlschlugen. Am 24. Februar begann eine 
neue Reihe von Vorstößen am Tatarenpaß, wo die Stel- 
lungen in der Bukowina mit jenen in den Waldkarpathen 
zusammenliefen (siehe die Bilder Seite 230). An dieser 
wichtigen Stelle wollten die Russen einen neuen Durch 
bruchsversuch machen, um nach dem ungarischen Tieflande 
vorzudringen. Nach siebenstündiger Artillerievorbereitung 
setzten an dem genannten Tage 
die heftigen Stürme der Russen 
ein. Sie erreichten stellenweise 
auch die österreichisch-ungarischen 
Gräben, an denen sich schwere 
Nahkämpfe entwickelten, aber an 
keiner Stelle vermochten sie sich 
festzusetzen. Mit starken Kräften 
wiederholte der Feind an den 
nächsten Tagen seine Durch 
bruchsversuche, ohne den Sieg 
an seine Fahnen heften zu 
können. 
Während die Russen sich 
hier vergeblich abmühten, gin 
gen am 27. Februar in dem 
Südteil der Waldkarpathen die 
Verbündeten an der Valeputna- 
straße (siehe die Bilder Seite 231) 
zu einem Stoße vor, der einen 
der wichtigsten russischen Ver 
teidigungspunkte kräftig traf und 
von der den Sereth sichernden 
Stellung der Russen am Ober 
läufe des Flusses wieder mehrere 
wertvolle Höhenpunkte absplit 
terte. Der Feind erlitt starke 
blutige Verluste und büßte außer 
dem 12 Offiziere und über 
1300 Mann an Gefangenen, so 
wie 11 Maschinengewehre und 
9 Minenwerfer ein. Um die 
Niederlage wettzumachen, unter 
nahm er zahlreiche Gegenstöße, 
durch die seine Verluste noch 
wesentlich erhöht wurden. Schon in der Nacht, die auf den 
Tag, der den Verbündeten den Sieg brachte, folgte, mußten 
sich diese auf dem eroberten Gebiete kraftvoller russischer 
Wiedereroberungsversuche erwehren, die aber keine Ände 
rung der Lage herbeiführten. Am 28. Februar entbrannte 
deshalb der Kampf fast auf der ganzen Linie in den Wald 
karpathen wieder mit großer Heftigkeit. An den Bistritz 
höhen bereiteten die Russen einen neuen Durchbruchsversuch 
durch heftiges Artilleriefeuer vor, an der Valepuinastraße 
setzten sie ihre Gegenangriffe fort und ließen im Zusammen 
hange damit auch im Slanic- und Oitoztal die Kämp 
aufflammen, wobei sie auf den Höhen zwischen Su 
Putnatal ebenfalls starke Kräfte, darunter Rumänen, vor 
schickten, ohne indessen Fortschritte zu erzielen. 
An der Valepuinastraße steigerten die Russen ihre Gegen- 
e wieder 
ita- und 
wie 
Gesetzlich vorgeschriebener Wortlaut für den Schutz gegen Nachdruck in Amerika: Copr., 1917 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
VI. Band. 29
	        
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