Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

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Die amerikanische Regierung hatte sich 
bis Ende Februar noch nicht zu weiteren Maß 
nahmen gegen Deutschland entschlossen. Durch 
Vermittlung des schweizerischen Gesandten 
in Washington setzte sie sich sogar wieder mit 
Deutschland in Verbindung und gab ihre Ge 
neigtheit zur Aufnahme von Verhandlungen 
zu erkennen, wenn der O-Bootkrieg in der 
seit dem 1. Februar geübten Form aufgegeben 
würde. Die deutsche Regierung war zu un 
mittelbar mit Amerika zu führenden Verhand 
lungen bereit, lehnte aber die Zumutung» die 
in bezug auf den O-Bootkrieg erlassenen An 
weisungen zurückzunehmen, entschieden ab, 
höchstens einige Erleichterungen für die Neu 
tralen, im besonderen für die Amerikaner, 
sollten unter Umständen in Erwägung ge 
zogen werden. Darauf ging Amerika nicht 
ein, und so schlug dieser Versuch Wilsons, 
England aus seiner bedrängten Lage zu be 
freien, fehl. Währenddessen verstärkte die 
amerikanische Regierung unausgesetzt Heer 
und Flotte,' gleichzeitig verhandelte sie mit 
Japan, um sich dessen Wohlwollen für den 
Fall eines Krieges mit Deutschland zu sichern. 
Das alles konnte die deutsche Regierung 
nicht wankend machen; sie war entschlossen, 
den Krieg jetzt möglichst rasch mit allen Mit 
teln zu beenden. In diesem Bestreben wurde 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
holländischen Reeder, die ihren Schif 
fen die Anweisung gegeben hatten, 
trotz der Warnung der deutschen 
Negierung zu fahren; aber auch die 
englische Regierung war mitschuldig, 
weil sie die Schiffe anr 9. und am 
11. Februar am Auslaufen hinderte. 
An beiden Tagen hätte nach einer 
früheren Zusicherung der deutschen 
Regierung die Heimat ohne Gefahr 
erreicht werden können. 
Auch über ein neues, geheimnis 
volles deutsches Kapersckiff, 
„Puyme" genannt, liefen wieder 
Meldungen ein, nach denen es im 
südlichen Teil des Atlantischen Ozeans 
bis zum Dezember 1916 26 Schiffe 
versenkt hatte. Wo es sich im Ja 
nuar und Februar 1917 aufhielt, 
war aus den aus Amerika stammen 
den Nachrichten nicht zu entnehmen. 
Es wurde vermutet, daß es einige 
der von ihm aufgebrachten Dampfer 
auch als Kaperschiffe ausgerüstet 
hatte. 
Das glänzende Ergebnis des 
Seekrieges im Monat Januar ließ 
die Hoffnungen auf seine frieden 
fördernde Wirkung berechtigt erschei 
nen. In diesem Monat büßten die 
Feinde durch kriegerische Maßnah 
men der Mittelmächte 170 Fahr 
zeuge mit 336 000 Bruttoregisterton 
nen ein; dazu kamen 58 neutrale 
Handelsfahrzeuge mit 103 500 Ton 
nen, die beim Bannwarenhandel 
abgefaßt wurden. Die Gesamt 
summe des vernichteten Schiffsraums belief 
sich somit auf 439 500 Tonnen; davon waren 
245 000 Bruttoregistertonnen von 91 Schiffen 
englischen Ursprungs. Hatte schon der Kreuzer 
krieg der 11-Boote so große Erfolge aufzu 
weisen, so konnte mit vollkommener Sicher 
heit darauf gerechnet werden, daß der unein 
geschränkte Tauchbootkrieg noch ganz wesent 
lich höhere Ergebnisse bringen würde, umso 
mehr als am 28. Februar auch die Schonfrist 
ablief, die auf dem Atlantischen Ozean be- 
findlichenSegelschiffen gewährt worden war.— 
Phot. Prefse-Photo-Vertrieb, Berlin. 
Leutnant z. S. d. R. Badewitz. 
Ern deutsches Prisenkommando in Stärke von 16 Mann 
von der Besatzung des deutschen Hilfskreuzers „Möwe II" 
brachte unter Führung des Leutnants Badewitz den im 
Atlantischen Ozean gekaperten englischen Dampfer „Iar- 
rowdale" (4600 Tonnen) mit 469 Gefangenen in Swine 
münde ein. 
sie durch den deutschen Reichstag 
unterstützt, der in seiner Sitzung vom 
23. Februar den geforderten neuen 
Kriegskredit von 15 Milliarden Mark 
bewilligte. — «Fortsetzung folgt.» 
Illustrierte 
Kriegsberichte. 
Mit der neuen „Möwe" 
auf hoher See. 
(Deuisch von Werner Peter Larsen.) 
(Hierzu das nebenstehende Bildnis.) 
Die Kopenhagener Zeitung „Po 
litiken" veröffentlicht einen langen 
Bericht des norwegischen Kapitäns 
A. Anderson über seine Erlebnisse 
an Bord der neuen „Möwe". Das 
Schiff des betreffenden Kapitäns 
wurde im Dezember 1916 von dem 
deuts chen Hilfskreuzer im Atlantischen 
Ozean versenkt und die Mannschaft 
zuerst auf den Kreuzer, dann aber 
auf den erbeuteten englischenDa mpfer 
„Parrowdale" und mit diesem nach 
Deutschland geschafft. Von hier aus ist 
sie in ihre Heimat zurückbefördert wor 
den. Wir entnehmen dem Bericht des 
norwegischen Kapitäns das folgende: 
Mein Schiff „Hallbjörg" war am 
23. November von Neuyork mit der 
Bestimmung nach Frankreich abge- 
Die Hafenanlagen von Dünkirchen, von einem deutschen Flugzeuge aus aufgenommen 
Man sieht im Hafen eine Anzahl feindlicher Kriegschiffe liegen.
	        
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