Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Sechster Band. (Sechster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/17. 
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Minen — die übrigens den internationalen Abmachungen 
entsprechend lediglich im Bereich der eigenen und feind 
lichen Küsten ausgelegt wurden — sind der Gefahr des 
Vertreibens weniger ausgesetzt. Geschieht es aber aus 
nahmsweise doch, so ist durch gewisse technische, selbsttätige 
Vorrichtungen dafür gesorgt, daß sie entschärft und damit 
ungefährlich werden. Nicht nur allgemeine ethische, sondern 
rein militärische Rücksichten verlangen solche Fürsorge, denn 
nichts wirkt entmutigender, als wenn eigene Kampfmittel 
den eigenen Streitern verhängnisvoll werden. Die Nach 
richten über die an neutralen Küsten angeschwemmten Minen 
ließen erkennen, wie gering der Prozentsatz an deutschem 
Material war, der dabei in Frage kam, wie zuverlässig 
also die deutsche Mine arbeitete. Die auf Vorposten kreu 
zenden leichten Streitkräfte suchen durch Gewehr- und Ge 
schützfeuer etwa gesichtete Minen zu zerstören. Treffen 
Geschosse den Zünder, so zerspringt die Mine; andernfalls 
wird das Minengefäß leck geschlagen, es tritt Wasser in sein 
Inneres und die Mine sinkt dann auf den Meeresgrund. 
dem der Zar die Hand Deutschlands zurückgewiesen hatte, 
traten die ersten Anzeichen der großen Januarschlacht her 
vor. Wir müssen uns dazu erinnern, daß die Deutschen 
im Jahre 1915, solange der Sommer noch herrschte, durch 
Litauen und Kurland bis an die Dünalinie vorgedrungen 
waren. Ihr linker, nördlichster Flügel fand einen un 
überwindlichen Widerstand in dem südwestlichen Brücken 
kopf Rigas. Es ist ein natürlicher Brückenkopf, verstärkt 
durch allerlei Bauten, die während des Krieges erst ent 
standen: der Tirulsumpf. Er dehnt sich in großer Breite 
zwischen Riga und dem Mitauer Forst aus und ist zur 
längsten Zeit des Jahres für militärische Handlungen un 
brauchbar. Schmale Pfade führen hindurch und auch die 
sind nur mit Lebensgefahr zu begehen. Selten friert der 
Tirulsumpf zu. So blieb er im Winter 1915/16 ein starker 
Schutz für die Besatzung Rigas. Die deutsche Linie führte 
von der Küste von Raggasem zunächst nach Süden, bog sich 
dann südlich von Kalnzem nach Osten und folgte dieser Rich 
tung durch den Raum von Katharinenhof und Bockowitz, bis 
Zur Beschießung feindlicher Anlagen durch deutsche Flugzeuge. Fliegeraufnahme nach einer Beschießung. 
Die Kämpfe zwischen Mitau und Riga im 
Januar 1917. 
Von Major a. D. E. Moraht. 
(Hierzu die Kunstbeilage.) 
Es ist vom militärischen Standpunkt nicht ohne weiteres 
möglich, den Grund für das plötzliche Auftreten der Russen 
im Raume von Riga zu verstehen. 2Üie immer im Laufe 
dieses Krieges, sind es in Rußland nicht allein die Erwä 
gungen der Heeresleitung, die zu militärischen Unterneh 
mungen anregen. Es sind auch zwei andere Gesichtspunkte 
dabei maßgebend, nämlich die inneren Zustände des Zaren 
reiches nebst der Stimmung für und gegen den Krieg, 
und zweitens der Antrieb von außen, der namentlich, nach 
dem Frankreich in seinen Ansprüchen an die russische Kraft 
bescheidener geworden ist, von der Themse her kommt. 
Kurz bevor sich die russische Heeresleitung entschloß, dem als 
Draufgänger bekannten General Radko Dimitriew Vollmacht 
zu geben zu einem neuen Angriff aus dem Raume von 
Riga, hatte der Widerstand der Duma gegen die regierenden 
„Sphären" einen gefährlichen Grad angenommen und die 
Transport- und Hungersnöte Rußlands hatten die Unzu 
friedenheit mit dem Kriege verbreitet. Der englische Bot 
schafter in Petersburg, Buchanan, erkannte diese warnenden 
Zeichen und es ist möglich, daß seine Rührigkeit die russische 
Heeresleitung in ihrem Angriffsgedanken bestärkte. 
Wir kennen Radko Dimitriew bereits aus den Kämpfen 
in Galizien. Er hat Millionen von Russen auf dem Ge 
wissen, die an der Karpathenfront später zerschellten, und 
man sagt von ihm, daß er auch in Sachen der Ableh 
nung des Friedensangebotes Ränke schmiedete. Kurz näch 
ste die Düna erreichte (siehe die Karte Seite 162). Die Front 
war nicht in dem Sinne ausgebaut wie die übrigen Stel 
lungslinien in West und Ost. Der Boden ließ es nicht zu, 
die Sicherungsfronten in ihm zu versenken. So mußten 
sich die Deutschen mit Hindernissen begnügen, die auf dem 
gewachsenen Boden aufgebaut und durch Drahtverhaue mit 
einander verbunden waren. Die Russen haben wiederholt 
versucht, diese durch Artilleriefeuer leichter zu erschütternde 
Front zu durchbrechen, so im Oktober und November 1915. 
Der neue russische Angriff erwachte in der Nacht vom 
4. zum 6. Januar 1917. Die scharfe Kälte hatte den 
Tirulsumpf begehbar gemacht, der Aafluß und die Düna 
waren mit Truppen zu überschreiten. Neue russische Regi 
menter hatte man herangezogen und ihnen wurde der 
Plan mitgeteilt, Mitau zu überrennen und ganz Kurland 
zu befreien. Wiederum bildeten Sibirier den Hauptteil 
der Angreifer. Das unausgesetzte Schneegestöber erleichterte 
den Russen die Annäherung. Die Truppe hatte man mit 
Schneehemden ausgestattet, und man wartete nicht einmal 
die Wirkung des vorbereitenden Artilleriefeuers ab. Nur 
der Wachsamkeit ihrer Postenkette hatten es die Deutschen 
zu danken, daß am Brückenkopf von Dünhof bei Kekkau, dann 
zwischen Schlok und Tukkum und in der ganzen Breite des 
Tirulsumpfes die Vorwärtsbewegung der Feinde zum 
Stehen kam. Die deutschen Landwehrleute haben sich wieder 
einmal als durchaus brauchbare, findige und kriegsgewohnte 
Soldaten erwiesen. Wo wollten die Russen angreifen und 
von wo sollte der Hauptstoß kommen? Die Flügel waren 
es zunächst nicht, die gefährlich werden sollten, sondern 
die russische Mitte. Sie reichte etwa von dem Orte Mis- 
man, am Südzipfel des Babitsees (südlich von der Aa),
	        
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