Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
andere Erze sind auch auf der Halbinsel Kola und in Ka- 
relien vorhanden, in einem Gebiet, das, vorzugsweise von 
Finnen bewohnt, als natürliches Hinterland des finnischen 
Staates angesehen werden mutz. 
Die Lage zur Ostsee, die Wasserfälle und Stromschnellen, 
die Wälder und die im Felsgestein ruhenden Erze also sind 
die Faktoren, aus denen sich in Zukunft die Wirtschaft des 
neuen, selbständigen Finnlands weiter entwickeln wird. 
Mit Hilfe der Wasserkräfte läht sich ein großer Teil des Lan 
des „elektrisieren"; die fehlende Kohle kann außerdem in 
gewissem Grade durch Ausnutzung der reichen Torflager 
ersetzt werden. 
Ungeachtet seiner geringen Volksdichte — es kommen 
in Finnland nicht ganz zehn Bewohner auf ein Quadrat 
kilometer — wird das Land von der Natur selbst dahin ge 
drängt, ein richtiger Industriestaat zu werden. Trotzdem 
darf aber auch die Landwirtschaft nicht zu kurz kommen. 
Diese war in den letzten Jahren immer mehr auf die Ge 
winnung von Molkereierzeugnissen eingestellt worden, und die 
Ausfuhr von Butter steigerte sich auf den Wert von 38 Mil- 
Kriege nicht nachgelassen haben. Dies läßt sich sogar in 
Zahlen ganz klar nachweisen: im Jahre 1913 erhielt Finn 
land rund 41 v. H. seiner gesamten Einfuhr aus dem 
Deutschen Reich. Finnland bezog aus Deutschland Waren 
für 202,5 Millionen F. Mark, während dagegen Ruß 
land nur für 140,2 Millionen lieferte und England mit 
der bedeutend geringeren Summe von 60,7 Millionen 
F. Mark erst an dritter Stelle stand. Was das heißt, 
wird erst dann recht klar, wenn wir wissen, daß der Wert 
der deutschen Ausfuhr nach Finnland ebenso hoch war wie 
die Ausfuhr nach der Türkei oder nach Chile oder endlich 
vier Fünftel von dem, was Deutschland nach dem gewal 
tigen chinesischen Reich verfrachtete. Dabei hat Deutschland 
Finnland nicht allein mit den Erzeugnissen seiner hochent 
wickelten Industrie versehen, sondern es befriedigte auch 
teilweise seinen Bedarf an Getreide und Kolonialwaren, 
das heißt an Gegenständen, die Deutschland nicht selbst 
erzeugte. 
Kann Deutschland einerseits stolz auf diese Leistungen 
seines Handels sein, so muß es sich anderseits wieder 
lionen F. Mark. Dennoch hat sich im Kriege erwiesen, daß 
es nötig sein wird, auch den Anbau von Getreide mehr 
zu berücksichtigen. An Raum fehlt es ja in Finnland nicht, 
und eine der wichtigsten Aufgaben bedeutet die Verteilung 
freien Bodens an landlose und landarme Arbeiter und 
Bauern, das heißt Durchführung der inneren Kolonisation» 
die von der russischen Regierung gehindert wurde, solange 
das Land vom russischen Reiche abhängig war. 
Es mag nicht vielen unter uns bekannt sein, daß der 
Finne kein eigenes Wort für den Ausdruck „Kaufmann" 
besitzt; „Kaufmann" heißt in der Sprache des finnischen 
Volkes „Sara", das ist Deutscher. Das läßt sich nur so 
erklären, daß im Mittelalter, zur Zeit der Hansa, tatsäch 
lich der Deutsche den auswärtigen Handel Finnlands be 
sorgte. In hellen Scharen zogen die Hanseaten aus ihren 
Koggen von Deutschlands Küsten nach den Gestaden am 
Finnischen und am Bottnischen Meerbusen, wo sie an den 
Küstenplätzen lange Zeit eine hervorragende Rolle spielten. 
Viele von ihnen wurden seßhaft und ließen sich dauernd 
dort nieder, und deren Nachkommen sind sich heute noch 
als finnische Bürger dieser Tatsache wohlbewußt. Somit 
bestehen bereits sehr alte Beziehungen zwischen Finnland 
und Deutschland, die auch bis in die jüngste Zeit vor dem 
sagen, daß Finnland durch seine Natur und seine Lage an der 
Ostsee geradezu geschaffen erscheint, einen bedeutenden 
Teil der Bedürfnisse der deutschen Industrie an Holz, Holz 
produkten und an Erzen zu decken. Es liegt daher nur.im 
Interesse des deutschen Volkes, die während des Krieges 
nach Finnland angebahnten freundschaftlichen Beziehungen 
in jeder Hinsicht zu bewahren und zu pflegen, und das umso 
mehr, als Finnland ein Zukunftsland ist, dessen Bürger 
auch ihrerseits bereit sind, in ein möglichst nahes Verhältnis 
zu Deutschland einzutreten. 
Unsere UnLerwasserschneid-Abteilungen. 
Von Hans Schipper. 
iHierzu das Bild Seite 288.) 
Der Weltkrieg hat auf dem Gebiete der Technik gewaltige 
Umwälzungen hervorgerufen. Was man früher für un 
möglich hielt oder doch nur in seinen kühnsten Träumen er 
hoffte, ist jetzt alltägliche Tatsache geworden. Besonders 
die Heeresleitungen haben sich die neuen technischen Er 
findungen und Entdeckungen zunutze gemacht. Aber auch 
die schon bestehenden technischen Einrichtungen wurden in 
großzügigem Maßstabe zum Gebrauch herangezogen. Neue
	        
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