Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
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nalen Arbeit ins Leben gerufen hatten. Die Aus 
führungen ihres Hauptredners strotzten von Hast gegen 
Deutschland. Er forderte die nach seiner Ansicht polnischen 
Teile Schlesiens» Posens, Ost- und Westpreußens für 
das neue Königreich Polen» dem die Deutschen erst zur 
Auferstehung verholfen hatten. Als es galt» das neue 
Königreich mit Leib und Leben gegen den Ansturm der 
Heere des Zaren zu verteidigen, riefen die Deutschen auch die 
Polen zur freiwilligen Verteidigung ihrer Heimat auf. Unter 
dem zehn Millionen starken Volke fanden sich dann im ganzen 
854 Mann, die gewillt waren» die neu gewonnene Freiheit 
unter Einsetzung des eigenen Blutes zu festigen. Die riesige 
Mehrheit der vor Vaterlandsliebe glühenden Söhne Polens 
überliest es den deutschen Soldaten, für Polens Unab 
hängigkeit zu verbluten. Jetzt aber, wo die Polen die 
Deutschen für machtlos hielten, wollten sie ihnen noch durch 
deutschen Fleiß zur Blüte gebrachte Provinzen mit weit 
überwiegender deutscher Bevölkerung (siehe die Karte 
Seite 274 oben) rauben. Ein polnischer Redner gestand 
zu, dast Danzig eine deutsche Stadt sei, aber dennoch zu 
Polen gehören müsse, als Hafen für das neue Königreich 
Polen. 
Diese maßlosen Forderungen riefen allgemeine Ent 
rüstung und schärfste Zurückweisung hervor, die auch die 
Freunde der Polen teilten. — 
Die Nachrichten vom 
Kriegschauplatz klangen 
etwas hoffnungsvoller. 
An der deutschen West 
front war die Schlacht 
seit dem 20. Oktober etwa 
im Gleichgewicht; sie 
stand irrt großen und 
ganzen, wenn sich auch 
noch Schwankungen er 
eigneten, die aber das 
Gesamtbild nicht mehr 
merkbar veränderten. Um 
den 20. Oktober wurde, 
nachdem auch der im 
Oise—Aisne-Winkel stark 
vorspringende Front 
bogen La Före (siehe die 
Kunstbeilage) — Laon— 
Reims geräumt worden 
war, eine Verlegung der 
deutschen Front in den 
Hauptzügen beendigt, die 
den Feind vor schwierige 
neue Aufgaben stellte und 
die von ihm gesuchte 
Entscheidung vorläufig 
wieder in die Ferne 
rückte. Die ganze Front 
war mit Metz als Dreh 
punkt ostwärts gerückt 
worden und hatte durch 
wesentliche Verkürzung 
an allen Punkten eine 
erhebliche Verstärkung er 
fahren. Die erforder 
lichen Bewegungen konn 
ten mit ziemlicher Schnel 
ligkeit durchgeführt wer 
den, weil die südlichen 
Frontabschnitte, auf die 
sich die Schwenkung 
stützen mußte, trotz wuch 
tigster feindlicher Ein 
wirkung unverrückbar 
feststanden. 
Dem schwersten feind 
lichen Ansturm hielt die 
östlich von der Aisne den 
Ardennen vorgelagerte 
Verteidigungsfront der 
Deutschen stand, wo Foch 
seine besten Divisionen 
zusammenzog. Eine Un 
terhöhlung der deutschen Front an der oberen Aisne 
hätte unzweifelhaft neue große Rückwärtsbewegungen der 
Deutschen bis an die Küste notwendig gemacht. Mit be 
trächtlicher Übermacht suchte General Eouraud zum Ziel 
zu kommen. Die deutsche Aisnelinie war durch Teilüber 
schwemmungen für die Verteidigung vorzüglich geeignet. 
Unter großen Opfern schlugen die Franzosen aber doch an 
drei Stellen Brücken über den Fluß und legten einen Brücken 
kopf an, von dem aus sie einen Hauptangriff auf die Höhen- 
stellungennördlichvonder Aisne unternahmen. Die schwachen, 
mit Maschinengewehren (siehe Bild Seite 273) wohl ver 
sehenen Besatzungen, namentlich Württemberger und Bayern» 
boten jedoch am 21. Oktober und an den folgenden Tagen 
so unerschütterlichen Widerstand, daß die Angreifer ihr Ziel 
nicht erreichen konnten und Division um Division nutzlos 
verbluten sahen. Die Engländer führten zur gleichen Zeit neue 
Stöße gegen die deutsche Mitte im Raume von Solesmes— 
Le Cateau, wo sie am 20. Oktober auf etwa 20 Kilometer 
breiter Front mit den stärksten Streitkräften immer wieder 
vorbrachen. Doch auch ihnen gelang ihr Vorhaben nicht; 
im deutschen Gegenstoß mußten sie sogar einige eroberte 
Dörfer, wie Romeries und Amerval, wieder aufgeben. 
In Flandern wurde an diesem Tage im Abschnitt der 
Lys, deren Westufer der Feind vergeblich zu gewinnen 
trachtete, zu beiden Seiten von Deinze und um den wichtigen 
Straßenknotenpunkt Dichte gekämpft. Tournai lag bereits 
Phot Bild- und Film-Amt. 
Teutsche Geschütze werden durch Mannschaften in die Stellungen gezogen.
	        
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