Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Neunter Band. (Neunter Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
in der Nähe der Front und wurde vom Feinde mit Granaten 
beschossen. 
Der 21. Oktober brachte im allgemeinen eine Erleichte 
rung des feindlichen Druckes. Die Deutschen suchten ihre 
Front zum Teil im Gegenangriff, zum Teil durch Zurück 
verlegung zu festigen, und der Feind zog an allen drei 
Hauptangriffspunkten in den Gebieten um Verdun, Le 
Cateau und in Flandern neue Divisionen zusammen. Am 
23. Oktober eröffneten die Engländer beiderseits von Soles- 
mes und Le Cateau eine neue große Schlacht. Es sollte jetzt 
der Versuch gemacht werden, die deutsche Verteidigung 
stellung in der Mitte zu sprengen und nach beiden Seiten 
auszurollen. überall rangen die Deutschen gegen gewaltige 
Übermacht, so besonders zwischen Pommereuil und Catillon, 
wo der Feind Panzerwagen (siehe Bild Seite 280) und Ba 
taillone gehäuft hatte. Schleswig-Holsteiner, Mecklenburger, 
Hanseaten und Württemberger boten den Gegnern aber so 
kräftigen Widerstand, daß sich diese eine blutige Abfuhr 
holten und sich mit einer geringen Einbeulung der deut 
patrouillen verbellen sollten, ging die französische Infanterie 
vor (siehe Bild Seite 281). Der Hauptanprall richtete sich 
gegen die Linie zwischen Oise und Serre und zwischen 
Sissonne und der Aisne. Aber trotz aller Tapferkeit der 
Angreifer zerschellten die Stöße an der ungebrochenen Stand 
haftigkeit der Deutschen, oder sie wurden durch deutsche 
Gegenangriffe wettgemacht. Selbst Panzerwagenangriffe, 
wie sie sich östlich von Sissonne und beiderseits von La Selve 
siebenmal wiederholten, blieben erfolglos. 
Tags darauf setzten die Feinde ihre Stürme nutzlos fort; 
auch Panzerwagen, von denen die deutschen Batterien (siehe 
die Bilder Seite 275) eine große Anzahl vernichteten, ver 
mochten keine Wendung herbeizuführen. Diese ungewöhn 
liche Widerstandskraft der deutschen Heere war nicht zum 
wenigsten auch eine Überraschung für die Feinde. 
Anderseits war man sich in Deutschland ohne Zweifel 
klar darüber, daß infolge der Nachgiebigkeit gegenüber 
Wilson die Auflösung des Widerstandes der übrigen Vier 
bundmächte beträchtlich gefördert wurde. So mußte die 
Die Abwehrkämpfe im Westen: Auf einer Marschstrabe zwischen Maas und Mosel. 
scheu Front begnügen mußten, durch die jedoch keine gün 
stigeren Angriffsgelegenheiten geschaffen wurden. 
Württemberger, die sich bei diesen Abwehrkämpfen 
hervorgetan hatten, trotzten zusammen mit Bayern (siehe 
Bild Seite 276/277) auch vier feindlichen Stürmen gegen 
die Aisnehöhen nordöstlich von Vouziers, und zwischen Olizy 
und Grand Prä schlugen Elsaß-Lothringer, Thüringer und 
Hessen die Gegner ab» denen sie so schwere Verluste zu 
fügten, daß hier am 24. Oktober die Gefechtstätigkeit merk 
lich nachließ. 
Östlich von der Linie Solesmes—Le Cateau erweiterten 
die Engländer ihr Hauptangriffsgebiet im Norden bis an 
die Schelde. Der Übermacht der Feinde gelang es zwar 
nicht, die Deutschen aus ihren Stellungen zu vertreiben, 
doch nahmen diese ihre Linien von selbst um 800 bis 1000 
Meter zurück, weil die vorderen Stellungen Schaden ge 
litten hatten und deshalb keine günstigen Verteidigungs 
möglichkeiten mehr boten. 
Während am 25. Oktober die englischen Angriffe er 
matteten und Teilangriffe der Amerikaner auf beiden Maas 
ufern (siehe die Bilder Seite 278 und 279) abgewiesenwurden, 
setzten die Franzosen zwischenOise und Aisne in60Kilometer 
Breite einen Vorstoß an, dem weitreichende Ziele gesteckt 
waren. Hinter einer Meute von Hunden, die verborgene 
knutsche Maschinengewehre und Stützpunkte der Kampf 
deutsche Regierung einen neuen Schritt unternehmen, der 
den wirklich entscheidenden Bruch mit der Vergangenheit 
bedeutete. Am 26. Oktober beriet der Reichstag über die 
Übernahme der Befehlsgewalt über das Heer durch die 
Zivilregierung. Diese sollte künftig für alle Heeresangelegen 
heiten verantwortlich sein und naturgemäß auch bestimmend 
in sie eingreifen. Diese Wendung veranlaßte den Ersten 
Generalquartiermeister Ludendorff, seinen Abschied zu neh 
men, noch bevor die Änderung eintrat. Hindenburg dagegen, 
der politisch nie hervorgetreten war, behielt das Ober 
kommando. — 
Auf die letzte Note Wilsons erließ die deutsche Regie 
rung am 27. Oktober folgende Antwort: 
„Die deutsche Regierung hat von der Antwort des 
Präsidenten der Vereinigten Staaten Kenntnis genom 
men. 
Der Präsident kennt die tiefgreifenden Wandlungen, 
die sich in dem neuen deutschen Verfassupgsleben voll 
zogen haben und vollziehen. Die Friedensverhandlungen 
werden von einer Volksregierung geführt, in deren Händen 
die entscheidenden Machtbefugnisse tatsächlich und ver 
fassungsmäßig ruhen. Ihr sind auch die militärischen Ge 
walten unterstellt. 
Die deutsche Regierung sieht nunmehr den Vorschlägen 
für einen Waffenstillstand entgegen, der einen Frieden der
	        
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