Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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UnLerkunfLshüLLe einer Schweizer Grenzwache. 
Besitz. Es wurde im 
Jahre 1900 in Petersburg 
gebaut, im Russisch-Japa 
nischen Kriege von den 
Japanern erobert und da 
nach etwas modernisiert. 
Zeitungen aus Ost- 
asien entnehmen wir auch 
folgende Erlasse des Gou 
verneurs von Tsingtau, 
Kapitäns zur See Meyer- 
Waldeck, die angesichts der 
heldenmütigen Verteidi 
gung dieses verlorenen 
Postens in Ostasien nicht 
ohne Stolz und Bewegung 
gelesen werden können: 
„Tagesbefehl. 
Am 15. August hat 
Japan Deutschland ein Ul 
timatum gestellt, in dem 
die sofortige Zurückziehung 
oder Entwaffnung aller 
deutschen Kriegschiffe des 
Kreuzergeschwaders sowie 
die bedingungslose Über 
gabe Tsingtaus bis zum 
15. September gefordert 
wurde. Frist zur Be 
antwortung bis 23. August 
mittags. Niemals werden 
wir freiwillig auch nur 
das kleinste Stück Land 
hergeben, über dem die 
hehre Reichskriegsflagge 
weht. Von dieser Stätte, 
die wir -mit Liebe und Erfolg seit 17 Jahren zu 
einem kleinen Deutschland über See auszugestalten 
bemüht waren, wollen wir nicht weichen. Will 
der Gegner Tsingtau haben, so mag er kommen, 
es sich zu holen. Er wird uns auf unserem Posten 
finden. 
Der Angriff auf Tsingtau steht bevor. Gut aus 
gebildet und wohl vorbereitet, können wir den Geg 
ner mit Ruhe erwarten. Ich weist, dast die Be 
satzung von Tsingtau fest entschlossen ist, treu 
ihrem Fahneneid und eingedenk des Waffenruhms 
der Väter, den Platz bis zum Autzersten zu halten. 
Jeder in zähem Widerstände errungene neue Tag 
kann die unberechenbarsten, günstigsten Folgen 
zeitigen. 
Zu stolzer Freude gereicht es uns, dast nun 
mehr auch wir für Kaiser und Reich fechten dürfen, 
dast wir nicht dazu verurteilt sind, tatenlos beiseite 
zu stehen, während unsere Brüder in der Heimat 
in schwerem Kampfe liegen. 
Festungsbesatzung von Tsingtau ! Ich erinnere 
Signalposten auf einem Berggipfel an der Schweizer Grenze. 
euch an die glorreichen Verteidigungen von Kol- 
berg, Eraudenz und den schlesischen Festungen vor 
mehr als hundert Jahren. Nehmt euch diese Hel 
den zum Beispiel. Ich erwarte von euch, dast ein 
jeder sein Bestes hergeben wird, um mit den Kame 
raden in der Heimat an Tapferkeit und jeglicher 
Soldatentugend zu wetteifern. Wohl find wir zür 
Verteidigung bestimmt. Haltet euch aber stets vor 
Augeu, dast "die Verteidigung nur dann richtig ge 
führt wird, wenn sie vom Geiste des Angriffs er 
füllt ist. 
Am 18. August habe ich Seiner Majestät draht 
lich versichert, dast ich einstehe für Pflichterfüllung bis 
aufs Austerste. Am 19. August habe ich den aller 
höchsten Befehl Seiner Majestät erhalten, Tsingtau 
bis aufs Austerste zu verteidigen. Wir werden Seiner 
Majestät unserem allergnädigsten Kriegsherrn durch 
die Tat beweisen, dast wir des in uns gesetzten aller 
höchsten Vertrauens würdig sind. Es lebe Seine 
Majestät der Kaiser! Der Festungskommandeur." 
An die Bürgerschaft von Tsingtau hat der Gou 
verneur gleichzeitig nachstehenden Aufruf gerichtet: 
„Bürger von Tsing 
tau ! Der Augenblick naht 
heran, wo auch wir den 
Beweis unserer nationalen 
Gesinnung und Aufopfe 
rungsfähigkeit zu erbrin 
gen haben. Ich bin fest 
überzeugt, dast jeder waf 
fenfähige Bürger bis zum 
Autzersten seine Pflicht tun 
wird, um unseren Platz zu 
halten. Jeder in zäher 
Verteidigung gewonnene 
neue Tag kann die unbe 
rechenbarsten, günstigsten 
Folgen nach sich ziehen. 
Das halte sich jeder stets 
vor Augen. 
In schwerem See- und 
Landkympfe stehen unsere 
Volksgenossen in der Hei 
mat. Eifern wir densel 
ben nach, jetzt, wo es auch 
unsvergönut ist, für Kaiser 
und Reich zu fechten. Der 
in vergangenen Tagen oft 
bewährtenWehrkraftdeut- 
scher Bürger eingedenk, 
wollen wir mit unseren 
Brüdern in der Heimat 
an Vaterlandsliebe und 
kriegerischer Tüchtigkeit 
wetteifern. Am 18. August 
habe ich Seiner Majestät 
drahtlich versichert, dast ich 
einstehe für Pslichterfül- 
Schweizer Grenzposten.
	        
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