Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13 
(Fortsetzung.) 
Bei der Beschießung von Antwerpen haben auch 
österreichisch-ungarische Motorbatterien (siehe Seite 201) nut- 
gewirkt und hier im Verein mit den Unsrigen wieder Groß 
artiges geleistet. 
Die Zielsicherheit, mit der die Antwerpener Südforts 
in Trümmer gelegt worden sind, grenzt ans Wunder 
bare. Bei einem der östlichsten Forts von Antwerpen 
fuhr der erste Schuß mitten in den Hauptpanzerturm, 
schlug den ellendicken Stahldeckel glatt durch und fuhr innen 
durch die Kasematten und Gänge bis zur Munitionskammer.. 
Die vielfachen Sicherungstüren aus dicken Stahlschichten 
flogen wie Kartenblätter auseinander. Die Verteidiger in 
abgelegenen Kasematten wurden durch den Luftdruck gegen 
die Wände geschleudert und zerquetscht. 
Der Kommandant einer der kleineren Befestigungen 
der äußeren Verteidigungslinie von Antwerpen, der Redoute 
Chemin de Fer, sprengte sich mit der ihm anvertrauten Feste 
selbst in die Luft, nachdem er die Beschießung eines be 
nachbarten größeren Forts beobachtet hatte und nun das 
Feuer auf ihn eröffnet werden sollte. 
Aber die Siegesbeute wurde durch das Wolffsche Büro 
folgende amtliche Meldung verbreitet: 
Großes Hauptquartier, 15. Oktober, mittags. 
Bei Antwerpen wurden in: ganzen 4000 bis 5000 Ge 
fangene gemacht. Es ist anzunehmen, daß in nächster Zeit 
noch eine große Zahl belgischer Soldaten, die Zivilkleidung 
angezogen haben, dingfest gemacht wird. Nach Mitteilung des 
Konsuls von Terneuzen sind etwa 20 000 belgische Soldaten 
und 2000 Engländer auf holländisches Gebiet übergetreten, 
wo sie entwaffnet wurden. Ihre Flucht muß in größter 
Hast vor sich gegangen sein. Hierfür zeugen Massen weg 
geworfener Kleidungsstücke, besonders von der englischen 
Royal Raval-Division. 
Die Kriegsbeute in Antwerpen ist groß: mindestens 
500 Geschütze, eine Unmenge Munition, Massen von Sätteln 
und Woilachs, sehr viel Sanitütsmaterial, zahlreiche Kraft- 
wagen, viele Lokomotiven und Wagen, viele Millionen 
Kilogramm Getreide, viel Mehl, Kohlen, Flachs, für 
zehn Millionen Mark Wolle, Kupfer und Silber im Werte 
von einer halben Million Mark, ein Panzereisenbahnzug, 
mehrere gefüllte Verpflegungszüge, große Viehbestände. 
Belgische und englische Schiffe befinden sich nicht mehr in 
Antwerpen. 
Die bei Kriegsausbruch im Hafen von Antwerpen be 
findlichen vierunddreißig deutschen Dampfer und drei 
Segler sind mit einer Ausnahme vorhanden, doch sind die 
Maschinen unbrauchbar gemacht. Angebohrt und versenkt 
wurde nur die „Eneisenau" des Norddeutschen Lloyd. Die 
große Hafenschleuse ist intakt, aber zunächst durch mit Steinen 
beschwerte, versenkte Kühne nicht benutzbar. Die Hafen 
anlagen sind unbeschädigt. Die Stadt Antwerpen hat 
wenig gelitten. Die Bevölkerung verhält sich ruhig und 
scheint froh zu sein, daß die Tage des Schreckens zu Ende 
sind, besonders, da der Pöbel bereits zu plündern be 
gonnen hatte. — 
General v. Beseler erließ nach seinem Einzug folgenden 
Aufruf: 
„Einwohner von Antwerpen! Das deutsche Heer betritt 
eure Stadt als Sieger. Keinem eurer Mitbürger wird ein 
Leid geschehen und euer Eigentum wird geschont werden, 
wenn ihr euch jeder Feindseligkeit enthaltet. Jede Wider 
setzlichkeit dagegen wird nach Kriegsrecht bestraft und kann 
die Zerstörung eurer schönen Stadt zur Folge haben." 
Ein unzweifelhaft echtes Dokument, das aktenmäßig fest 
stellt, daß den belgischen Soldaten der Befehl, Parla 
mentäre niederzuschießen, gegeben worden ist, befindet sich 
Fort Boirssois bei Maubeuge. 
Amerikan. Copyright 1916 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 61
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.