Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Drei Brüder, die sich freiwillig beim FeldarLillerieregimenL Nr. 76 meldeten und nicht nur bei dev 
gleichen Batterie, sondern sogar beim gleichen Geschütz als Fahrer dienen. 
Was die Zahl anbelangt, so schwanken die Angaben 
sehr beträchtlich. Es konnte natürlich nur ein Teil heran 
gezogen werden; auch sollen sich die Mohammedaner, 
also die Afridi und Pakhan, sowie die aus Nordafrika 
stammenden Anhänger des Islams als nicht völlig 
zuverlässig erwiesen haben. An Eingeborenentruppen 
überhaupt hat Frankreich 4 Regimenter Tonkinesen, 1 Re 
giment Anamiten, 3 Regimenter Madegassen, 7 Regi 
menter und 6 Bataillone Senegalschützen, 2 Regimenter 
und 2 Bataillone Aquatorialafrikaner, 9 Regimenter ein 
geborene Schützen aus Nordafrika, sämtlich Infanterie, 
ferner 68 Batterien eingeborene Artillerie und sonstige 
kleinere Abteilungen. Die Engländer haben an indischen 
Truppen 133 Bataillone Infanterie, 39 Bataillone Ka 
vallerie, 13 Batterien Artillerie und kleine Abteilungen für 
andere Dienstzweige; auch in ihren sonstigen Kolonial- und 
Einflußgebieten, wie Ägypten, Nigeria, Zentral- und Ost- 
afrika, Njassa, Somaliland usw., haben sie Eingeborenen 
bataillone gebildet. Die militärischen Formationen in 
Kanada, Australien und Südafrika dagegen, die auch gegen 
uns kämpfen sollen, bestehen aus Angehörigen der weißen 
Rasse und sind nach dem Milizsystem aufgebaut. 
Bei MonLigny. 
(Aus einem Feldpostbrief.) 
Landstuhl, den 21. September 1914. 
Meine Lieben! 
Am Freitag abend hatten wir als Spitze unserer Brigade 
das Dörfchen Br. östlich Dun s. M. erreicht. Wie immer 
hatte unsere stolze elfte Kompanie die Ehre, Vorposten zu 
stellen. 
Es war durch Kavalleriepatrouille gemeldet worden, 
daß die Gegend bis zur Maas frei sei. Die Elfte marschierte 
al!o getrost noch etwa 5 Kilometer vor, in einen schönen Wald 
hinein, stellte zwei Feldwachen und einen Unteroffizier 
posten aus und begab sich, nach Einteilung der Patrouillen 
für die Nacht und nachdem gegessen war, zur Ruhe. Ich 
glaube aber nicht, daß einer von uns trotz unendlicher 
Müdigkeit die Augen geschlossen hätte, wenn er eine Ahnung 
der Wahrheit gehabt hätte. Tatsächlich stellte sich am 
kommenden Morgen heraus, daß 3000 versprengte Fran 
zosen mit einigen Maschinengewehren sich in demselben 
Walde ganz in unserer Nähe aufhielten. Und in diesem 
fürchterlichen Wespennest hatten wir Hundert sorglos ge 
schlafen! 
Am anderen Morgen dann, als dichte Nebel jede Aus 
sicht verschleierten und plötzlich von allen Seiten die 
Kugeln pfiffen, wurde uns klar, wo wir eigentlich ge 
schlafen hatten. Aber inzwischen kam Verstärkung und be 
sonders unsere Maschinengewehre; nun atmeten wir erst 
wieder auf. Und als die Nebelschleier sich langsam ver 
zogen. da hatten wir uns schön eingerichtet im Waldrand. 
Und da kommen sie auch schon „vom Walde hernieder", 
in hellen Haufen, teilweise mit, teilweise ohne Gewehre, 
mit und ohne Tornister, wie immer! Und als sie in hellen 
Kalifen und Kolonnen iin Tal sich 
vorwärts wälzten, da legten wir und 
unsere Maschinengewehre los. In 
wenigen Augenblicken bedeckten 600 
Franzosen den rotgefärbten Grund. 
Die übrigen 2000—2500 zogen vor, 
sich gefangennehmen zu lassen. Wir 
hatten fast keine Verluste! 
Klug geworden durch diese Lehre, 
gingen wir nun mit der allergrößten 
Vorsicht weiter gegen die Maas. 
Glühend brannte die Sonne auf uns 
hernieder, als wir uns in ganz losen 
Schützenlinien, Mann von Mann 
10 Schritte Zwischenraum, Linie von 
Linie 100 Meter Abstand, gegen 
Sassey an der Maas in Bewegung 
setzten. Alle Augenblicke erwarteten 
wir Feuer in unseren Reihen von 
einem Berg, der sich in der Ferne, 
jenseits der Maas, erhob und von dem 
man wußte, daß er stark befestigt 
war. Doch kein Schuß fiel, so daß 
wir alle an eine Falle glaubten, in die man uns locken 
wollte. 
Doch weiter ging's, Schritt für Schritt, in der glühenden 
Sonne. Unaufhaltsam lief mir ein „Brünnlein" vom Kinn 
auf die Patronentaschen; Hemd, Unterhose, Waffenrock und 
Hosen, alles durch und durch zum Auswinden naß. Wie 
Schlingen legten sich mir die Kartoffelkräuter und Bohnen 
ranken, Disteln und Getreide um die Füße, daß ich kaum 
Der älteste Bürgergardist in Budapest, der 73jährige Fuhrmann 
Ludwig Weiß. 
In Budapest bildete sich unter der Führung des Grafen Andrassy eine „Bürger 
garde", die nach einer kurzen militärischen Ausbildung den Wachdienst über 
öffentliche Bauten, Brücken, Krankenhäuser usw. zu versehen hat. Die Budapester 
Bürgergarde oder, wie sie amtlich genannt wird, das „freiwillige Wach 
korps" setzt sich aus militärdienstfreien Bürgern der ungarischen Hauptstadt 
zusammen, die sich freiwillig melden und den Dienst freiwillig versehen. Die 
erste, bereits ausgebildete Truppe hat im Oktober einige wichtige Wachposten 
übernommen. Zweck der Bürgergarde ist, durch Übernahme des Wachdienstes 
dem aktiven Militär zu ermöglichen, sich auf dem Kriegschauplatz zu betätigen.
	        
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