Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914. 
(Fortsetzung.) 
Während in Deutschland das wärmste Interesse an dem 
heldenmütigen Kampf bestand, den die tapfere Marine- 
besatzung von Tsingtau gegen die japanisch-englische Aber 
macht bis zum Äußersten durchzukämpfen versprach, machte 
sich ^ zugleich eine tiefe menschliche Teilnahme an dem 
Schicksal der Frauen und Kinder bemerkbar, die sich in der 
Kolonie befanden. Es erweckte deshalb überall ein Gefühl 
der Beruhigung und Genugtuung, als es zuverlässigen Nach 
richten zufolge gelungen war, diese Familienmitglieder aus 
Tsingtau zu entfernen und nach neutralem, chinesischem 
Gebiet zu bringen. Bald darauf trafen sie in Schanghai 
ein. Seitens der Marineverwaltung wurde rechtzeitig 
alles veranlaßt, um die Familien mit Geldmitteln und sonst 
in jeder Weise zu unterstützen. 
Wenn man aus der: Aussagen des japanischen Ge 
sandtschaftsekretärs Pokota im Haag einen Schluß auf die 
Haltung Japans ziehen will, so könnte es scheinen, daß 
Japan sich als Englands redlicher Bundesgenosse zur Kriegs 
erklärung an Deutschland gezwungen gesehen habe. Jedoch 
beschränke sich, wie dokota ausführte, Japans Interesse auf 
den fernen Osten, und Kiautschou solle bei geeigneter Zeit an 
China zurückgegeben werden. Zu den Vereinigten Staaten 
und China seien die Beziehungen seines Landes die besten, 
auch stehe Japan mit Rußland auf gutem Fuße. Letzteres 
fei dadurch sogar in den Stand gesetzt, sein Heer aus dem 
fernen Osten wegzunehmen, habe also dadurch freie Ver 
fügung über eine halbe Million Streiter bekommen, die es 
nun gegen Deutschland und Österreich führen könne. 
Wie indes die gerade aus dem fernen Osten stets be 
sonders gut informierte „Frankfurter Zeitung" am 13. Ok 
tober die Sache darstellt, liegen die Dinge wesentlich 
anders. England wollte ein ruhiges Zuwarten Japans, 
bis sich die Kriegslage in Europa zugunsten des Drei 
verbands gestaltet hätte; erst dann hatte es ja wieder die 
Hände frei, etwaige übermütige Gelüste des eigenen Bundes 
genossen im Osten zu zügeln. Gerade weil aber Japan 
dies merkte, schlug es sofort los; ja es ist sogar durch Be 
setzung der Marschallinseln gegen England wortbrüchig ge 
worden. wenn man den Wortlaut des englisch-japanischen 
Vertrags zum Vergleich heranzieht. Was die beiden 
anderen dort besonders interessierten Mächte, China und 
Vereinigte Staaten von Nordamerika, anbelangt, so weiß 
der Berichterstatter der „Franks. Zig." zu melden, daß 
China in Washington ein förmliches Bündnis zum Schutze 
gegen die japanischen Machtansprüche vorgeschlagen habe. 
Der philosophisch veranlagte Herr Wilson habe es aber 
bei ernsten Vorstellungen in Tokio und beruhigenden 
Gegenversicherungen bewenden lassen. Doch wird nach 
anderen Berichten in der amerikanischen Marine sehr fleißig 
gearbeitet, und so ist es wohl möglich, daß auch um die 
von Japan angestrebte Vorherrschaft im Stillen Ozean 
noch ein heftiger Krieg anhebt, in dem England durch 
das bloße Vorhandensein unserer Flotte mehr als halb 
gelähmt wäre. 
Seit dem Abbruch unserer diplomatischen Beziehungen 
zu Japan und der Abreise des japanischen Botschafters 
aus Berlin trafen vom ostasiatischen Kriegschauplatz keine 
direkten Nachrichten mehr ein. Wir wußten also auf 
direktem Wege nichts über das Schicksal unserer braven 
Verteidiger Tsingtaus, die durch ihren Gouverneur das 
Gelübde ablegen ließen, daß sie diesen ihnen anvertrauten 
Außenposten deutscher Kultur bis zum letzten Bluts 
tropfen verteidigen würden. Auch sollen die in Japan 
zurückgebliebenen Deutschen gut behandelt werden. An 
scheinend auf dem Wege über das deutsch-niederländische 
Kabel in Ostasien traf die erste Nachricht ein. 
Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" vom 25. August 
berichtete nämlich aus Tokio: Eine besondere Ausgabe des 
Hofphot. A. Kühlewindt, Photoverlag, Königsberg i. P 
Aus der Schlacht bei Sadweitschen. Das Generalkommando beobachtet im Feuer schloever Artillerie den Fortgang der Schlacht; 
im Hintergrund einschlagende Granaten. 
Atuerikan. Copyright 1914 by Union Deutsche Verlagsgesellschast in Stuttgart. LI
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.