Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914. 
^«SSSSN aber vor 44 Jahren war es schon 
eine stattliche Zahl. Und diese eine 
Sammelstelle hatte täglich gegen 
130 000 Briefe und 3000 Eeld- 
. U\ briefe zu bewältigen. 
In den Dienst der Beförde- 
||lrung wurde alles gestellt, was 
jmH; möglich und entbehrlich war; ein- 
.... ^ zelne Lokomotiven, Draisinen, 
' - Kohlenzüge nahmen die Sen- 
^ ^tbBBbP - — düngen mit. 
Als seit dem September 1870 
pPPSt , MW die Operationen der deutschen 
Heere sich über eine Fläche von 
170 000 Quadratkilometern er- 
W streckten, mutzte die Feldpost ihre 
ganze Kraft aufbieten, um allen 
' Anforderungen seitens des Heeres 
^#wSSSirg W* und der Daheimgebliebenen zu 
genügen. Alif den Schlachtfel- 
dern sammelten ihre fliegenden 
Bureaus die Briefe ein. Nach 
Eravelotte sah man sie schon iin 
Morgengrauen ihre Feldtische in 
mitten von Toten und Verwun 
deten aufschlagen, nur die Grütze 
unserer Soldaten zur Beförderung in die Heimat zu sam 
meln, und auch bei Sedan walteten sie mitten im Kugel 
regen ihres Amtes. Wind und Wetter, später auch Schnee 
gestöber, hinderten sie nie, ihrem Dienst nachzugehen, über 
all fand man ihre fliegenden Amtsstuben. 
Für die Verwundeten, die es selbst nicht vermochten, 
wurden die Karten geschrieben. An bedrohte Punkte sandte 
man starke Trupps von Pferden, Postillionen und zahl 
reichen Fahrzeugen. Natürlich konnte die Feldpost nicht 
ungestört arbeiten. Oftmals wurden einzelne Beamte oder 
ganze Postbeförderungen von Freischärlern überfallen, ge 
plündert und niedergemacht. Für den dadurch erlittenen 
Verlust wurden die Dörfer, in denen oder in deren Nähe 
es geschah, haftbar gemacht. 
Auf allen Etappenstratzen der deutschen Heere in einer 
Ausdehnung von 6100 Kilometern wurden regelmäßige, 
meist tägliche Posttransporte in Gang gebracht. Eine 
Postenkette ward bis in Feindesland gelegt. Als das Erotze 
Hauptquartier Ferneres erreicht hatte, ging Stephan selbst 
Gin Aushilfs-Feldpostwagen. 
ermüdlich tätig gewe>en, die Feldposteinrichtung zu ent 
wickeln und zu verbessern. 
Ihre glänzende Ausgestaltung aber knüpft sich, wie gesagt, 
an den Namen des Generalpostmeisters Stephan. Er hat die 
Feldpost auf die Höhe gebracht, auf der sie heute steht. Als 
der Krieg 1870 begann, wurden auch Stephan und die Seinen 
mobil gemacht. In vierzehn Tagen sollte er mit seinen 
Vorbereitungen fertig sein, aber dank der ausgezeichneten 
Organisation brauchte er nur neun und konnte schon am 
24. Juli seine Vorarbeiten für beendet erklären. Es mutzte 
mit einem gewaltigen Verkehr gerechnet werden, und so 
wurden Sammelstellen eingerichtet in Berlin, Hamburg, 
Leipzig, Kassel, Köln, Frankfurt a. M. und Saarbrücken 
mit einem großen Stabe von Beamten, die bis zum Äußersten 
in Anspruch genommen waren. 
Heute, wo zum Beispiel ein Münchner Postamt allein 
mit einer Schar von 100 Beamten den Feldpostverkehr 
versieht, will die Angabe, daß die Sammelstelle Berlin damals 
150 Beamte beschäftigte, nicht sonderlich hoch erscheinen, 
Ein Etappenwagen der Feldpost. 
> Photothek, Berlin.
	        
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