Der serbische Ministerpräsident
Paschitsch.
Graf Leopold v. Berchtold,
österreichisch-ungarischer Minister
des Äußern.
Kronprinz Alexander von Serbien, Erzherzog Friedrich,
Oberbefehlshaber der serbischen der neue Generalinspekteur der öster-
Streitkräfte im Kampfe gegen reichisch-ungarischen Armee.
Österreich-Ungarn. Nach einer Phot, von L. Pietzner, Hofphot, in Wien.
füllt uns diesen sauberen Verbündeten gegenüber derlkuror
(l'sutonionZ, der deutsche Zorn gegen die Mörderbande im
Osten, Zorn gegen die alle ihre freiheitlichen Ideale ver
leugnenden Franzosen und Zorn vor allem gegen die Nieder
tracht des englischen Volkes, das sich nicht schämt, da mit
zutun. Zorn aber ist das aktivste Gefühl, das die Faust
ballt, das Schwert kraftvoll fassen und den Gewehrkolben
auf die Schädel der Feinde niedersausen läßt. Zorn macht
stark, und Zorn erfüllt heute die Herzen unserer tapferen
Soldaten, die Lüttich gestürmt und die große Schlacht
zwischen Metz und den Vogesen geschlagen, die den Feind
aus dem Oberelsaß hinausgeworfen haben, Zorn erfüllt
uns alle gegen die über uns herfallenden Gegner. Zorn
ist etwas echt Menschliches und etwas ganz Männliches; er
ist nichts Unheiliges; auch der Gott des Alten Testaments
ergrimmte über die Bosheit der Menschen, und der sanft
mütige Jesus von Nazareth ergrimmte über die schein
heiligen Pharisäer. Also seien wir zornig, also lassen wir
dem Zorn Raum: er soll uns helfen, er soll uns zum Sieg
führen! Und darum rufen wir unserem Heere zu:
,Sei schrecklich heut, ein Schlotzenwetter,
Und Blitze laß dein Antlitz spei'n!"'
Mars schreitet durch die Welt! Ein europäischer Krieg,
der durch das Vorgehen Japans auch nach Asien über
greift, ist entfesselt worden, wie ihn die Weltgeschichte noch
nicht gesehen hat. Sechs Großmächte mobilisierten und so
tut sich ein Schauspiel von erhabener Schaurigkeit vor
unseren Augen auf. Heilig seien uns jene Helden, die, für
deutsche Kultur kämpfend, in diesem Kriege fallen. Und
dreifach glücklich die Generation, die diesen Völkerkampf
erlebt und als Sieger daraus hervorgeht. Die Bluttat von
Serajewo ist der Markstein, von welchem man ausgeht,
wenn man dieses furchtbare Ringen beschreiben will. Wer
sich aber auf einen höheren Standpunkt zu stellen ver
mag, wird erkennen müssen, daß auch ohne den zufälligen
Anstoß, den jenes Verbrechen gab, die Welt mit Zündstoff
gefüllt war, der sich endlich mit mächtiger Naturgewalt ent
laden mußte. Zur Zeit, da wir diese Zeilen schreiben, hat
das Ringen erst begonnen, aber es kann nicht zweifelhaft
sein, wer in diesem Kampfe Sieger bleiben wird. Die
Welt geht nicht zurück, sie schreitet immer vorwärts, und
nur der unbestrittene Sieg des Dreibundes, der mächtigen
Schöpfung unseres großen Bismarck und seines hervor
ragenden Zeitgenossen Grafen Andrassy, kann einen Fort
schritt unserer Kultur bedeuten.
Die Bluttat von Serajewo, der der österreichische Thron
folger und dessen GemahlW zum Opfer fielen, bildete nur
den äußeren Anlaß zu der begonnenen Abrechnung. Wie
ein Alp lastete es seit langem auf der friedlichen Mensch
heit Deutschlands und Österreichs, als ringsum die ver
bündeten Feinde mit Truppenverschiebungen, Probemobil
machungen, Verstärkung ihrer Streitkräfte durch Verlänge
rung der Dienstzeit ihre Absichten verrieten, obwohl sie den
deutschen Michel mit schönen Worten zu täuschen suchten.
Mit Bangen haben sich Tausende in unserem Vaterlande
in dieser Zeit oft die Frage vorgelegt: Werden wir den
rechten Zeitpunkt nicht versäumen? Wird es nicht zu spät
sein, wenn wir unsere Gegner erst „ganz fertig" werden
lassen? Ein Zug der Befreiung ging durch die österreichi
schen und deutschen Lande, als der greise Kaiser Franz
Joseph den Serben den Krieg erklärte, um die Monarchie
freizumachen von den Übergriffen der serbischen Mörder-
hände. Das war eine Angelegenheit, die allein Österreich
und Serbien betraf. Daß jetzt Rußland, ohne selbst bedroht
zu sein, in die Händel zwischen Österreich und Serbien ein-
griff, nötigte Deutschland, seinem Bundesgenossen zu Hilfe
zu eilen. Auch auf Deutschland lastete ja schön seit Jahr
zehnten der Druck der russischen Drohung. Rußlands An
griffslust war gestärkt worden durch das Drängen der fran
zösischen Revancheschreier, und von England wußte man
im voraus, daß es darauf brannte, dem mächtigen Deutsch
land, dessen sich immer weiter ausdehnende Handels
beziehungen es längst mit eifersüchtigen Augen verfolgte,
einen Schlag zu versetzen. Diese Länder wollten den Krieg,
und die Bluttat von Serajewo, die man als Ursache des
gegenwärtigen Völkerringens ansieht, war nichts weiter als
der Funke, der in das volle Pulverfaß europäischer Zwie
tracht fiel. Es konnte gar nicht anders kommen, als daß
Deutschland und Österreich sich vor die Aufgabe gestellt
sahen, durch die Abwehr russischer Kosakengreuel, fran
zösischer Revanchegelüste und englischer Habgier das Ent
stehen von Zuständen zu verhüten, die gleichbedeutend
gewesen wären mit dem Verluste ihrer politischen und kul
turellen Existenz.
Bis zum 29. August lagen folgende Kriegserklärungen vor:
Österreich-Ungarn an Serbien (28. Juli)
Deutschland an Rußland (1. August)
Deutschland an Frankreich (3. August)
Deutschland an Belgien (4. August)
England an Deutschland (4. August)
Österreich-Ungarn an Rußland (6. August)
Serbien an Deutschland (6. August)
Montenegro an Österreich-Ungarn (7. August)
Frankreich an Österreich-Ungarn (11. August)
Montenegro an Deutschland (12. August)
England an Österreich-Ungarn (13. August)
Ägypten an Deutschland (13. August)
Japan an Deutschland (23. August)
Österreich-Ungarn an Japan (28. August)
Österreich-Ungarn an Belgien (28. August).
Einige dieser Kriegserklärungen wirkten geradezu humo
ristisch, so zum Beispiel die Kriegserklärungen von Serbien
und Montenegro an Deutschland. Daß Ägypten seine
Neutralität aufgab, war kein Wunder, denn es steht unter
dem Protektorate Englands, das dort das Zepter schwingt.
Aus die Neutralität des Suezkanals brauchen Deutschland
und Österreich daher keine Rücksicht mehr zu nehmen.
Gegen Deutschland kämpft im Osten Rußland, im
Westen Frankreich, Belgien und England. Eine gewaltige
Kriegsmacht zu Lande, nicht minder aber zur See, wenn
auch die üherlegene Flottenmacht Englands uns nicht bange
zu machen braucht, denn sein Flottenbauplan ist noch nicht
ganz durchgeführt und seine Schiffe sind in der ganzen
Welt zum Schutze der englischen Kolonien zerstreut. Für
den europäischen Kriegschauplatz, für eine Seeschlacht