Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Erster Band. (Erster Band)

Ein Blick auf Serajewo, die Hauptstadt Bosniens, von Nordost. 
Das große Gebäude im Vordergrund rechts vom Miljackafluß ist das Rathaus, dem der Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin einen Besuch abstatteten. 
Vom Rathaus zieht den Fluß entlang der Appelkai. Das Attentat wurde vor der letzten Brücke stur Hintergrund), wo die Franz-Joseph--Straße auf den 
Appelkai stößt, ausgeführt. Das große weiße Gebäude im Mittelgrunde links ist die Franz-Josephs-Kaserne, das von Pappeln umgebene Gebäude der Konak. 
Die Geschichte des Weltkrieges 1914. 
Auf, Deuifchland, auf, und Gott mit dir! 
Ins Feld! Der Würfel klirrt! 
Wohl fchnürt's die Brust uns, denken wir 
Des Bluts, das fließen wird! 
Dennoch das Auge kühn empor, 
Denn siegen wirst du ja: 
Groß, herrlich, frei, wie nie zuvor! 
Hurra, Germania! 
Hurra, Viktoria! 
Hurra, Germania! 
Wir können die Geschichte des Weltkrieges 1914 nicht 
besser beginnen, als mit diesen Worten Freiligraths, die 
die Einleitung zu unserer „Illustrierten Geschichte des Krie 
ges 1870-71" abschlössen. 
„Zürn drittenmal seit hundert Jahren," schreibt Theobald 
Ziegler, „stehen wir den Feinden gegenüber; es sind im 
mer dieselben, im Westen die Franzosen; zu ihnen kom 
men aber diesmal noch die Russen im Osten und unsere 
germanischen Vettern in England. Unsere Begeisterung ist 
in allen diesen drei Kriegen gleich groß. Und doch sind 
unsere Gefühle jedesmal andere. 
Als 1813 der Sturm losbrach, da zogen wir aus zur Her 
mannsschlacht und wollten Rache haben. Denn das deutsche 
Volk war gequält und mißhandelt von dem großen Korsen, 
der unseren Idealismus halb verachtete und halb fürchtete, 
und von seinen kleinen französischen Werkzeugen, denen 
Quälen eine Lust war. Für die Mißhandlungen wollten 
wir Rache nehmen und haben sie genommen, wie jene 
Schwaben, die in Frankreich ,Uhlbacher' (ein bekannter 
Württemberger Wein) trinken wollten, weil die Franzosen 
in Uhlbach Bordeaux begehrt hatten. Und trotz dieses Rache 
gefühls — es war der heiligste Krieg, den je ein Volk geführt 
hat, ein gerechter Krieg; denn um des Volkes Selbständig 
keit und Freiheit ging es, um seine Existenz: darum war 
jedem als Pflicht aufgegeben der Kampf auf Leben und Tod. 
Amertkan. Copyright 1914 bu Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
Und 1870 war es ein nationaler Krieg: nach einem 
blutigen Bürgerkrieg die Sühnetat des geeinten deutschen 
Volkes und die Abwehr eines Gegners, der uns nicht zur 
nationalen Einheit, zur staatlichen Zusammenfassung kom 
men lassen wollte, weil er wußte, daß das geeinte Deutsch 
land für alle Zeit stärker war als er. Daß wir damals das 
stattliche Haus des Deutschen Reiches gebaut und im Spiegel 
saal zu Versailles die Kaiserkrone erneuert haben, gab diesem 
Krieg die Weihe. Wir fühlten zum erstenmal nach Jahr 
hunderten wieder deutsch, nur deutsch und ganz deutsch. 
Hurra Germania! war die Losung! 
Und jetzt wir —: jetzt kämpfen wir um unsere Macht 
stellung gegen die Russen im Osten, gegen die Revanche-- 
gelüste im Westen und gegen den Neid und die Eifersucht, 
die längst schon die britischen Herzen erfüllen und vergiften. 
Wir haben unsere Macht wahrlich nicht mißbraucht; wir 
waren friedlich — zuweilen nur zu friedlich und nur zu ge 
duldig; wir wollten in Ruhe gelassen werden, um arbeiten 
zu können. Da fielen sie über uns her, Rußland voran, das 
in Serbien die Mörderbomben bereitgestellt und in Sera 
jewo das blutige Zeichen zum Losschlagen gegeben hat, und 
wie die russischen Gewehre losgingen, da folgten, freilich 
zu einer ihnen nicht sonderlich genehmen Stunde, die fran 
zösischen ganz von selber nach; und in dem edlen Bund zwi 
schen Republik und Zarenreich durfte natürlich auch das 
parlamentarische England nicht fehlen: es ist das perfideste 
und schamloseste Glied in diesem edlen Dreierverbande, 
weil seine Verbindung mit den zwei anderen die unnatür 
lichste ist. 
Wollten wir den Krieg? Keiner von uns, obgleich wir 
seit Jahresfrist wissen, wie rastlos Rußland rüstet, wie Frank 
reich gegen uns die dreijährige Dienstzeit einführte und wie 
England uns durch das auf leichtgläubige Gemüter berech 
nete Spielen mit dem Abrüstungsgedanken und durch seine 
scheinheilige Freundlichkeit einzulullen suchte. Und so er- 
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