Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Phot. A. Grohs, Berlin. 
Pioniere beim Zerschneiden der russischen Drahtverhaue. 
so schreibt ein Tiroler Mitkämpfer, „hinter einem Felsblock gut 
gedeckt, war eine Fernsprecherstelle, die sowohl mit unserem 
Kommando als auch mit der weiter rückwärts und westlich 
von uns stehenden Gebirgsbatterie in Verbindung stand und 
es den Beobachtern von dort aus ermöglichte, genau das Feuer 
zu dirigieren. Am zweiten Tage, früh morgens, meldeten 
die Sicherungsposten durch das Telephon den anrückenden, 
stark überlegenen Feind. Die Vorhut wurde eingezogen 
und die vordersten Deckungen sofort besetzt. Es verging 
eine gute halbe Stunde. Da auf einmal erzitterte die Luft 
und ein vielstimmiges Echo brach sich an den ringsum 
emporragenden Felswänden. Unsere Batterie, von deren 
Standpunkt nur der gut Eingeweihte eine Ahnung hatte, 
sandte dem anrückenden Feinde eine Lage Schrapnelle als 
Morgengruß." Die Wirkung dieses Feuers war eine derartige, 
daß die vordersten Sturmkolonnen der Alpini unter schweren 
Verlusten zu schleunigem Rückzug gezwungen wurden. Ihr 
Angriff geriet ins Stocken und erst nach zwei Stunden, nach 
dem die italienische Artillerie nochmals die österreichifch-un- 
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garischen Linien bestri 
chen hatte, suchten Alpini 
und Bersaglieri, gedeckt 
durch ein kleines Gehölz, 
von einer anderen Seite 
nach dem Tonalepaß wie 
der vorzudringen. Sie 
hatten aber noch nicht das 
Vorgelände der vor 
dersten österreichisch-un 
garischen Schützenlinien 
erreicht, als sie von einem 
hinter den Felsgraten in 
Stellung gebrachten Ma 
schinengewehr Flanken 
feuer erhielten. Die Wir 
kung, die durch das Ee- 
wehrfeuer der sicher zie 
lenden Landesschützen 
noch gesteigert wurde, 
war eine verheerende. 
Eine ungewöhnlich große 
Anzahl an Toten und 
Verwundeten mußten die 
Italiener, die nach kur 
zem Gefecht in ihre alten 
Stellungen zurückgingen, 
zurücklassen. Noch hatten 
sie aber nicht alle Hoffnung, den Tonalepaß zu erobern, 
aufgegeben. Am 24. August griffen mehrere italienische Ba 
taillone den Paß von beiden Seiten an und auch die Ar 
tilleriekämpfe dauerten mit unverminderter Heftigkeit an. 
Erst am 26. August sahen die Italiener die Aussichtslosigkeit 
ihrer Angriffe ein, und am anderen Tage stellten sie die 
selben endlich ganz ein. Was im Jahre 1800 die napoleo- 
nischen Generale Macdonald und Vandamme vergebens 
versucht hatten, das sollte auch nicht den Truppen Cadornas 
gelingen, nach wie vor blieb der Tonalepaß und seine Höhen 
im Besitz der österreichisch-ungarischen Landesschützen, deren 
unerschrockene Tapferkeit und Ausdauer auch die heftigsten 
Angriffe des Feindes zum Scheitern brachte. 
Erfindungen im Kriege. 
Von Paul Otto Ebe. 
(Hierzu die Bilder Seite 378—380.) 
Man wird sich kaum einen Begriff davon machen können, 
wie außerordentlich zahlreich die Leute sind, die sich be 
rufenfühlen, durch Neue 
rungen,Erfindungen oder 
neue Anregungen zum 
Wohl des Vaterlandes 
mitzuarbeiten. Nun ist 
gewiß dieses Streben sehr 
anerkennenswert, befon- 
ders wenn die Motive 
auch wirklich die selbst 
losen sind, die in den Ein 
gaben an die Behörden 
meist genannt werden. 
Aber selbst wenn dieses 
bei einigen nicht der Fall 
wäre, so sind doch ernst 
hafte Probleme, die das 
Ergebnis eingehender, 
fachmäßiger Studien dar 
stellen, seit Kriegsbeginn 
oft schon von großem 
Nutzen gewesen. Leider 
laufen jedoch bei allen 
höheren Kommandostel- 
len unzählige Pläne ein, 
die in einer müßigen 
Stunde ein Mann sich er 
träumt hat, der von dem 
betreffenden Fach nicht 
die kleinsten Vorkenntnisse besitzt. Mer die kritischen, also 
meist unausführbaren Stellen geht er mit einem kühnen 
Eedankensprung hinweg oder „überläßt die nähere Ausarbei 
tung darüber der Heeresleitung oder dem Kriegsministerium, 
was ja nicht mehr viele Schwierigkeiten haben dürfte" — 
nachdem er nämlich die schwere Hauptarbeit des „Erfindens" 
schon geleistet hat. 
Ganz im Gegensatz zu den meisten der Einsendungen, 
die oft seitenlange Einleitungen enthalten, warum sich der 
Einsender zum Bearbeiten verpflichtet gefühlt zu haben 
glaubte, und nur wenige Seiten darüber, wie er sich die 
Ausführung „ungefähr" denkt, stehen natürlich die leider 
sehr in der Minderheit vertretenen mehr wissenschaftlichen 
Bearbeitungen mit den unumgänglich nötigsten Berech 
nungen und Tabellen. Es ist aber durchaus nicht gesagt, daß 
diese nun auch wirklich brauchbar sind. Nur ein ganz geringer 
Bruchteil der riesenhaften Eingänge verdient in engere 
Wahl und weitere Ausarbeitung genommen zu werden. 
Doch lohnt sich an diesen wieder die anscheinend nutz 
lose Mühe, die man auf die vielen anderen verschwenden 
mußte. Sie sind wie Eoldkörner im Sande. Daß wir 
Deutsche nach einigem Suchen schon mehrere gefunden 
haben, erhellt aus den ganz neuzeitlichen Kampfmitteln, 
die die Tagesberichte unserer Gegner von unseren Truppen 
hin und wieder erwähnen. Doch auch diese sind nicht müßig 
gewesen. Da es empfehlenswerter ist, von den neuen Er 
findungen unserer Feinde zu reden, wollen wir aus wohl- 
weislicher Bescheidenheit, ohne näher darauf einzugehen, nur 
einige Dinge nennen, mit denen wir erstklassige Erfolge 
zu verzeichnen haben: Riesenmörser, Ballonabwehrgeschütze, 
Gasgranaten, Gewehrgranaten, Fliegerheliographie, Schutz- 
schilde, Easschutzmasken. 
Eine neue Erfindung der Russen zeigt die Abbildung 
Seite 380 oben. Man sieht dicht über der Laufmündung die 
am feststehenden russischen Bajonett angebrachte Draht 
schere. Für die Schußleistungen eines Gewehrs ist natürlich 
ein Arbeiten mit dieser Drahtschere nicht besonders förderlich, 
denn moderne Gewehre sind sehr heikle, empfindliche 
Abschießen von Ankern zur Zerstörung von ^^Hindernissen. Nach einer englischen Darstellung.
	        
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