Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

190 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
und Jubel über die Befreiung Lublins von jahrhundert 
langer Fremdherrschaft, und allenthalben wurden die öster 
reichisch-ungarischen Soldaten von der Bevölkerung gefeiert 
und beschenkt. Wie ganz anders wurden doch die Heere 
des Zaren in dem „befreiten" Galizien empfangen! 
Marschrichtung: Sienno—Jwangorod. 
Von Paul Otto Ebe. 
(Hierzu die Kunstbeilage und die Kartenskizze Seite 181.) 
Die Armee des Generalobersten v. Woyrsch befand sich 
seit längerer Zeit starkbefestigten Stellungen der Russen 
gegenüber, in der Linie Kamenna — südlich Sienno — 
südlich Jlsha (siehe Skizze Seite 181). Diese haben, nach 
späteren russischen Eefangenenaussagen, wohl bemerkt, daß 
ihnen gegenüber etwas im Gange war. Schließlich, nach 
sorgfältiger, von allen erdenklichen neuzeitlichen Hilfsmitteln 
Gefangenschaft abgeführt zu werden. An die schlechte Be 
handlung in den deutschen Gefangenenlagern glaubten sie 
schon lange nicht mehr so wie anfangs, obwohl man ihnen 
mit allen zu Gebote stehenden Mitteln die Wahrheit dar 
über verheimlicht, wie aus folgendem russischen Eeheim- 
befehl klar ersichtlich ist: „Eeheimbefehl des General 
kommandos XII. Armeekorps Nr. 181, 12. Juni 1915, 
an das Kommando der 12. Infanteriedivision: Das General 
kommando befiehlt, von den eingehenden Briefschaften alle 
geschlossenen Briefe zurückzubehalten, besonders solche, 
die aus dem Ausland kommen, weil diese in letzter Zeit 
Mitteilungen darüber enthalten, daß es die Soldaten in 
der Gefangenschaft sehr gut haben. Solche Mitteilungen 
dienen dazu, unsere Soldaten zu verführen. Es wird daher 
befohlen, alle derartigen Briefe unter strenger Geheimhaltung 
an . . . abzuliefern. Unterschrift: Generalmajor Danilow." 
Am 18. Juli konnte das deutsche Große Hauptquartier 
Phot. R. Sennecke, Berlin. 
Wiederaufbau der gesprengten Weichselbrücke bei Warschau. 
4 
m ' 
m 
unterstützter Vorbereitung, war es so weit, daß der deutsche 
Tagesbericht am 17. Juli melden konnte: „Westlich der 
oberen Weichsel, bei der Armee des Generalobersten 
v. Woyrsch, ist die Offensive wieder aufgenoinmen worden." 
Die Russen hielten sich ausnahmsweise tapfer. Das Ver- 
trauen zu ihrer sehr stark und günstig ausgebauten Feld 
befestigung mag ihnen die moralische Kraft gegeben haben. 
Durch eine schmale Lücke des feindlichen Drahthindernisses 
stürmten unsere Truppen noch unter heftigem feindlichen 
Feuer, trotz des stundenlangen vorbereitenden Trommel 
feuers, gegen die Hauptstellung an. In manchen Schützen 
grabengruppen kam es zum wilden Handgemenge (siehe 
die Knnstbeilage). Die deutschen Bajonette, die bekanntlich 
erst kurz vor dein Sturm aufgepflanzt werden, kreuzten 
sich mit den russischen Standbajonetten. Aus nächster Nähe 
fielen vereinzelte Schüsse. Sie gingen unter im allgemeinen 
Kampflärm. Allmählich merkten die Verteidiger ihre Unter 
legenheit: immer rascher ließen sie ihre Waffen mutlos zu 
Boden fallen, immer mehr von ihnen kamen aus den wenigen 
noch nicht eingestürzten Unterständen hervor, um in die 
melden, daß die allmählich auf 2 Kilometer erweiterte 
Durchbruchstelle einen Vorstoß erlaubte bis tief in die 
feindlichen Stellungen. „Am Abend war der Feind — 
das Moskauer Grenadierkorps (siehe auch Seite 186 und 
die Kunstbeilage) — von unseren Landwehr- und Reserve 
truppen geschlagen; 20000 Mann wurden gefangen ge 
nommen, 5 Maschinengewehre erbeutet." Besonders fei 
an dieser Stelle auf die Zusammensetzung unserer tapferen 
Angriffstruppen hingewiesen, die die nach russischen An 
sichten soldatisch vorzüglich geschulten, eine Auslese dar 
stellenden Gardetruppen in die Flucht schlugen. 
Westlich an die deutschen Truppen sich anlehnend, 
kämpften die österreichisch-ungarischen Bundesgenossen im 
selben Kampfabschnitt bei Jlshanka, wo sie ebenfalls durch 
brachen und die feindlichen Höhenstellungen stürmten. 
Einmal ins Rollen gekommen, wälzte sich die Masse der 
russischen Truppen gegen die Festung Jwangorod. Eine 
günstige Gelegenheit, den Kampf von neuem aufzunehmen, 
nachdem man sich vom nachdrängenden Gegner etwas 
gelöst hatte und durch Truppen der Festung verstärkt worden
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.