Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

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Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. 
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Deutsche SallerLe schlägt 
am 24. Jul 915 bei Über 
schreitung dWindau nörd 
lich von Kchany russische 
Kavallerie^ dem Felde. 
Nach einer önalzeichnung von 
W HaueL. 
lenka—Nowo-Georgiewsk. Wo die Russen nicht in ihren Be 
festigungen und Brückenkopfstellungen Schutz fanden, wichen 
sie über den Narew zurück. Die Zahl der Gefangenen er 
höhte sich arn 18. Juli auf 101 Offiziere und 28 760 Mann. 
In Kurland wurde am 19. Juli der deutsche Vormarsch 
fortgesetzt. Die Russen mutzten bei Groß-Schmarden, 
östlich Tuckum, bei Eründorf und bei Usingen zurück 
gehen. Auch östlich von Kurschany mutzten sie voüden deut 
schen Angriffen weiter zurückweichen. Tags darauf wurde 
westlich Szawle die letzte feindliche Verschanzung im Sturm 
genommen und besetzt und die Verfolgung in östlicher Rich 
tung fortgeführt. Nördlich Nowogrod bemächtigten sich am 
19. Juli die deutschen Truppen 
am Narew feindlicher Stellungen 
nördlich des Zusammenflusses der 
Bäche Skroda und Pissa. Neu 
eingetroffene Landsturmtruppen, 
die hier zum ersten Male ins Feuer 
kamen, zeichneten sich besonders 
aus. Rötlich der Szkwamündung 
wurde an diesem Tage der Narew 
erreicht. Es gelang auch die Be 
setzung der am nordwestlichen Flutz- 
ufer gelegenen ständigen Befesti 
gungen von Ostrolenka. 
Südlich der Straße Mariam- 
pol—Kowno führte ein deutscher 
Vorstotz am nächsten Tage zur 
Fortnähme der Dörfer Kiekie- 
ryszki und Janowka. Gleichzeitig 
wurden hier drei hintereinander 
liegende russische Stellungen er 
obert. Angriffe der deutschen 
Landwehr gegen noch gehaltene 
feindliche Stellungen nördlich von 
Nowogrod waren von vollem Er 
folge begleitet, und die Russen 
gingen unter Zurücklassung von 
2000 Gefangenen und 2 Ma 
schinengewehren zurück. Weiter 
südlich, am Narew, wurde an 
diesem Tage ein starkes Werk der 
Vorstellung von Roshan erstürmt; 
560 Gefangene und 3 Maschinen 
gewehre waren die Beute. Der 
Gegner versuchte, an diesem Fluß 
hartnäckigen Widerstand zu leisten: 
seine verzweifelten Gegenstöße 
mit zusammengerafften Truppen 
aus den Brückenkopfstellungen 
Roshan, Pultusk und Nowo-Geor- 
giewsk mißlangen jedoch. Die 
Russen hatten auch hier schwere 
Verluste und ließen 1000 Gefan 
gene in den Händen des Gegners. 
Die Blonie-Erojec-Stellung, auf 
die sich der Feind zurückzog, ver 
mochte er nur kurz zu halten: un 
ter dem Zwange des sich von allen 
Seiten verstärkenden Drucks gaben 
die Russen westlich von Erojec 
ihre Befestigungen auf und gingen 
in östlicher Richtung zurück. 
Die Kämpfe nordöstlich von 
Szawle führten am 21. Juli zu einer Entscheidung. Die 
konzentrisch vorgehenden deutschen Truppen machten hier 
in erfolgreichen Kümpfen 4150 Gefangene; außerdem fielen 
ihnen 5 Maschinengewehre, viele Bagagen und ein Pionier 
park zur Beute. Gleichzeitig gelang den Deutschen an der 
unteren Dubissa ein Durchbruch, der sie bis in die Gegend 
von Grynkiszki—Gudziuny führte. Auf dem Wege dorthin 
wurden mehrere feindliche Stellungen gestürmt. Die Russen 
wichen auf der ganzen Front vom Rakiowasee bis zum 
Njemen zurück. 
Südlich der Stratze Mariampol—Kowno gewannen die 
deutschen Truppen am 21. Juli weiter Gelände im Vor 
dringen nach Osten und in Erweiterung des hier in die 
feindliche Stellung getriebenen Keils; in den hartnäckigen 
Kämpfen nahmen sie 4 Offiziere und 1210 Mann gefangen 
und erbeuteten 4 Maschinengewehre. Die Armee Eallwitz 
setzte an den nächsten Tagen ihre schweren Kämpfe um die 
Narewfront fort und erzwang schließlich eine siegreiche Ent 
scheidung. Am 22. Juli schoben sich die deutschen Kräfte 
gegen den Narew und die Brückenkopfstellung bei Warschau 
vor. Vor der Narewfestung Roshan gelang an diesem Tage 
die Erstürmung des Dorfes Miluny und des Werkes Szygi, 
in dem nach blutigen Bajonettgefechten 290 Gefangene 
gemacht wurden. Ihren Lohn fand die ununterbrochen 
kämpfende und marschierende Armee am nächsten Tage 
in dem herrlichen Sieg, den sie mit der Erstürmung der 
Narewfestungen Pultusk und Roshan und der Erzwingung 
des Weichselübergangs zwischen den beiden Festungen da- 
Die ganze litauisch-kurländische Front leim ins Weichen, und 
die hartnäckig verfolgenden Deutschen gelangten sehr bald 
bis an die Bahnlinie von Szawle nach Kowno. Die hier 
vorgehende Annee Below packte den Feind nordöstlich von 
Szawle und nahm ihm am 22. Juli unter schweren 
Kämpfen 4150 Gefangene, 5 Maschinengewehre, viele 
Bagage und Pionierparke ab. Am 23. gelang es den 
deutschen Truppen, die Russen in der Gegend Rozalin und 
Szadow zu stellen, entscheidend zu schlagen und zu sprengen. 
In ihren beständigen Kümpfen vom 13. bis 23. Juli trug 
diese Armee eine Beute von 27 000 Gefangenen, 25 Ge 
schützen, 40 Maschinengewehren, über 100 bespannten 
vontrug (siehe die Bilder Seite 109 u° 110). Sie machte 
dabei eine große Anzahl zu Gefangenen und eroberte viel 
wertvolles Kriegsmaterial. Die Gesamtbeute aus den 
Kümpfen der letzten zehn Tage zwischen Weichsel und 
Njemen betrug bei der Armee Eallwitz 41000 Gefangene, 
90 Maschinengewehre und 14 Geschütze. Außerdem fielen 
in kleineren Kämpfen vor Warschau in dieser Zeit weitere 
1700 Gefangene und 2 Maschinengewehre in die Hände 
der überall siegreich vorstoßenden deutschen Truppen. 
Die starken Kräfte, die die Russen der gegen den Narew 
vorgehenden Heeresgruppe immer aufs neue entgegen 
warfen, ohne sie indessen zum Stehen bringen zu können, 
entzogen sie anderen Teilen der Front, wodurch sie in 
verhängnisvoller Weise besonders den nördlichen Teil ihrer 
Stellungen schwächten. Die anfangs so lebhaft verteidigte 
Stellung an der Dubissa ging den Russen so verloren. 
Munitionswagen mit vollem Inhalt, zahlreichen Bagagen 
und vielem anderem Kriegsgerät davon. In heftigen Nach 
hutkämpfen brachte sie bereits am folgenden Tage abermals 
6000 Gefangene ein, drang in den nächsten Tagen weiter 
östlich vor und kam bis in die Gegend von Poswol und 
Poniewitz, wobei wieder zahlreiche Gefangene und viel 
Material erbeutet wurden. Die Russen vermochten dem 
zähen Vorwärtsdrängen der Armee Below keinen Halt 
mehr entgegenzusetzen, so daß diese kämpfend schnell voran 
kam und am 1. August Mitau nahm. Dieses greifbarste Er 
gebnis des Sieges von Szawle konnten die Russen trotz Auf 
bietung aller noch verfügbaren Kräfte nicht verhindern. Mit 
vollem Grund wehrten sie sich gegen den Verlust Mitaus, 
weil es als Knotenpunkt mehrerer Eisenbahnen für sie von 
größter Bedeutung war. In Mitau münden die Bahnen 
von Windau über Tuckum und von Riga; ferner führt die 
wichtige Linie, die Libau mit Moskau verbindet, an Mitau 
vorüber. Die Stadt ist mit der Geschichte des deutschen 
Ritterordens eng verbunden und da sie laut dem deutschen 
Tagesbericht „im allgemeinen unversehrt" den Herrn wech 
selte, darf angenommen werden, daß ihre geschichtlichen 
Erinnerungstätten erhalten blieben. Mitau war das letzte 
Hindernis, das die deutschen Truppen von Riga trennte; 
seine Besetzung mußte deshalb für den weiteren Verlauf 
des Feldzuges im äußersten Nordosten von großer Trag 
weite sein. Riga (siehe Bild Seite 168) liegt von dort nur 
noch 46 Kilometer, also kaum zwei Tagemärsche entfernt. 
Dorthin richtete sich auch der fluchtartige Rückzug der Russen 
und ebenso die grausige und mit 
leiderregende Flucht der litauischen 
Bevölkerung, zu der diese ent 
weder durch die über die Schreck 
lichkeit der Deutschen ausgespreng 
ten Märchen verleitet, oder wo 
diese keinen Glauben fanden, von 
den Kosaken gezwungen wurde. 
Die Massen der 40 000 aus Kur 
land ausgewiesenen Juden und 
der litauischen Bauern bewegten 
sich auf und durch Riga. Dort 
erweckte der jammervolle Anblick 
der Flüchtigen den Eindruck, als 
tobe die Schlacht schon vor den 
Mauern der Stadt und treibe die 
Flüchtlinge vor sich her. Neben 
Juden und Bauern kamen auch 
zahlreiche Soldaten ohne Gewehr 
und auf sattellosen Pferden durch, 
mit Straßenkot bedeckt, im Gesicht 
den stumpfen Ausdruck kraftloser 
Erschöpfung. 
Während die Armee Below zu 
einem so schönen Erfolge voran 
schritt, kamen südlich von ihr im 
mer größere Teile der russischen 
Front ins Schwanken. An der Jes- 
la, südlich von Kowno, und in der 
Gegend von Dembowo, 10 Kilo 
meter nordöstlich von Suwalki, fie 
len am 24. Juli mehrere russische 
Schützengräben. Am 28. erfochten 
deutsche Kräfte nordöstlich von Su 
walki beiderseits der Bahn nach 
Olita einen Teilsieg, der ihnen 
2190 Gefangene, 2 Maschinenge 
wehre und einen neuen Abschnitt 
der feindlichen Stellung einbrachte. 
Am Narew gelang nach wechsel- 
vollen Gefechten am 24. und 
25. Juli der Übergang von ober 
halb Ostrolenka bis Pultusk (siehe 
auch das Bild Seite 144/145). 
Unterhalb Ostrolenka wurden die 
sich verzweifelt wehrenden Russen 
gegen den Bug zurückgedrängt, 
wobei sie einige tausend Ge 
fangene und 40 Maschinengewehre 
verloren. Der wachsenden Gefahr, 
die ihnen von diesen ^ mischen 
Heeresteilen drohte, suchten die 
Russen durch einen einheitlich angelegten Gegenangriff aus 
der Linie Goworowo (östlich von Roshan) —Wyskow— 
Cerock (südlich von Pultusk) zu begegnen mit der beson 
deren Absicht, die Deutschen über den Narew zurückzu 
drängen. Doch mißlang dies vollständig unter Verlust von 
3319 Gefangenen und 23 Maschinengewehren. Der deutsche 
Angriff wurde am 27. Juli östlich und südöstlich von Roshan 
weiter vorgetragen und Goworowo genommen. Die an 
demselben Tage nördlich von Serock, beiderseits des Narew 
und südlich von Nasielski unternommenen Gegenangriffe 
scheiterten wieder vollständig und brachten 2500 Gefangene 
und 7 Maschinengewehre in die Hände der Deutschen. 
Inzwischen war auch das Zentrum der riesigen Front 
linie in die entscheidenden Kampfhandlungen mit ein 
getreten. Vor der Hauptstadt Polens hatten sich die Russen 
unter dem Druck des Gegners auf die letzte Verteidigungs- 
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