Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/15 
«Fortsetzung.» 
Nach den schweren Kämpfen in Flandern vom 3. Juni 
(Seite 22) blieb es auf diesem Frontabschnitt im Westen 
verhältnismäßig lange Zeit ruhig. Die Deutschen ver 
harrten dort weiter in der Verteidigung und gingen wie 
bisher nur dann zu meist örtlichen Angriffstößen vor, 
wenn die Sappenarbeiten und andere Vorbereitungen 
die Stellung des Gegners überfallreif gemacht hatten 
oder irgendwelche andere, von der örtlichen Lage ab 
hängende Gründe, wie die Möglichkeit einer Frontver 
besserung und ähnliche besondere Anreize, einen Vorstoß 
wünschenswert und erfolgreich erscheinen ließen. Zu dieser 
im ganzen abwartenden, nur gelegentlich kräftig zupackenden 
Kriegführung waren die Deutschen gezwungen, weil ihre 
Hauptkräfte noch durch die große Eesamtabrechnung im 
Osten gebunden waren. 
Die Feinde im Westen 
zögerten wegen der vielen 
schlechten Erfahrungen, 
die sie bei Versuchen zum 
Einbruch in die lebende 
Mauer der deutschen 
Truppen gemacht hatten, 
trotzdem immer wieder 
so auffallend mit der 
naheliegenden Verstär 
kung ihrer Anstrengun 
gen, daß die Russen ihnen 
die Möglichkeit und Not 
wendigkeit erneuter An 
griffsunternehmungen je 
länger desto deutlicher be 
greiflich machen mußten. 
Selbst der russische Ge 
neralstabsbericht wies 
ganz öffentlich und mit 
nicht zu übersehender 
Dringlichkeit mehrfach 
darauf hin, daß, da so 
undso viele deutsche Ar 
meekorps aus der West 
front nach dem Osten 
verlegt worden seien, nun 
der geeignete Augenblick 
für eine Haupthandlung 
der Engländer und Fran 
zosen gekommen sei, und 
darüber hinaus, daß die 
Russen nun endlich voll 
sten Anspruch auf die tat 
kräftige Hilfe der ihnen 
verbündeten Heere im 
Westen hätten. 
In Flandern rafften 
sich die Engländer und 
Franzosen aber erst am 
16. Juni wieder zu einem 
Angriff auf die Deutschen 
auf und drückten sie aus 
ihrer Stellung nördlich 
des Teiches von Belle- 
waarde sogar etwas zu 
rück. Doch gelang den 
Deutschen sehr bald die 
fast vollständige Zurück 
eroberung der aufgege 
benen Grabenstücke. 
In der Folgezeit blieb 
die Kriegslage auf diesem 
Teile der Westfront besonders unbewegt. Deutsche Artillerie 
befeuerte gegen Ende Juni des öfteren die Festung Dün 
kirchen (siehe Seite 74). Am 22. wurden feindliche Truppen 
ansammlungen auch bei den Ortschaften Bergues, Hond- 
schoote, Furnes und Cassel durch die deutsche Artillerie 
gestört. Pariser Blättermeldungen zufolge wurde bei einer 
der Beschießungen Dünkirchens die dortige Eisenbahnstation 
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III. Band. 
im Hafen vollständig vernichtet und die Mole derart zu 
gerichtet, daß es eine Zeitlang völlig unmöglich war, in 
Dünkirchen Truppen zu landen. Zwei Drittel der Bevöl 
kerung waren während der Beschießung aus der Stadt 
geflohen. 
Erst Anfang Juli erfuhren wir wieder etwas von den 
Kämpfen um Ppern. Am 4. Juli wurde nördlich der 
Stadt an der Straße nach Pilkem ein englischer An 
griff abgewiesen. Zwei Tage später gelang es den Eng 
ländern, in einen unserer Schützengräben einzudringen, 
aber schon am Abend waren sie wieder daraus vertrieben. 
Am 10. Juli wiederholten sie ihren Versuch, sich in den 
Besitz der deutschen Stellung am Kanal zu bringen, aber 
auch diesmal mußten sie mit schweren Verlusten von ihrem 
Vorhaben abstehen. Am 
12. gelang am Nordhang 
der Höhe 60 südöstlich 
von Ppern die erfolg 
reiche Sprengung eines 
Teils der englischen Stel 
lung; auch Minenspren 
gungen wurden in Flan 
dern bald darauf mehr 
fach mit gutem Erfolg 
ausgeführt, so besonders 
am 14. Juli bei Wyt- 
schaete in Südflandern. 
Auch der Feind bediente 
sich fleißig dieses Kriegs 
mittels. Im Anschluß an 
eine Minensprengung bei 
Schloß Hooge östlich von 
Ppern setzten die Eng 
länder am 19. Juli beider 
seits der Straße Hooge— 
Ppern zum Angriff an. 
Er brach vor unseren Stel 
lungen zusammen oder 
ward teilweise durch die 
deutsche Artillerie schon 
im Keime erstickt. Am 
28. Juli schoß diese einen 
auf dem Furneskanal 
liegenden Prahm in den 
Grund, auf dem ein 
schweres Schiffsgeschütz 
eingebaut war. Ein Er 
folg von größerer Wich 
tigkeit war den Deutschen 
am 30. Juli beschieden. 
Das am 3. Juni eroberte 
Hooge östlich von Ppern, 
von dem noch einige 
Häuser am Westrande des 
Ortes im Besitz des Fein 
des waren, wurde bis auf 
d en letzten Rest im Sturme 
genommen; auch ein 
feindlicher Stützpunkt 
südlich der Straße nach 
Ppern geriet in deutschen 
Besitz. Die am selben 
Tage und tags darauf 
erfolgten Gegenangriffe 
des Feindes waren für 
ihn völlig ergebnislos. 
4 Maschinengewehre, 5 
Minenwerfer und etliche 
gefangene Engländer blieben in der Hand der Deutschen. 
An der in den Gräben des Feindes gefundenen Zahl Toter 
ließ sich die Größe seiner blutigen Verluste ermessen. 
In Nordfrankreich herrschte auch im Juni und Juli 
regere Tätigkeit. Die Franzosen und die Engländer rafften 
sich zu neuen Durchbruchsversuchen auf. Nördlich des 
Kanals von La Bassöe wurden am 16. Juni die Engländer 
Phot. M. Oberganner, München. 
Der Eroberer von Warschau: Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern. 
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