Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. DritterBand. (DritterBand)

Verwundete erhalten Unterricht Ln Korbflechter,, Bast-- und Binsenarbeiten. 
Die Geschichte des Weltkrieges 1914/13 
iFortsetzung.) 
Der Balkan war in der Geschichte der neuesten Zeit 
von jeher das Gebiet der unbegrenzten Möglichkeiten am 
politischen Himmel Europas. Seit Jahrzehnten drohte dort 
schwarz zusammengeballtes Gewölk mit einem Gewitter, 
das den gewaltigsten Umfang gewinnen und für die ganze 
Welt verheerend werden konnte. Die erste wuchtige Ent 
ladung erfolgte in den jüngsten Balkankriegen 1912. Die 
eigentliche Ursache dafür war der verbrecherische Angriff 
Italiens auf die Türkei. Dieser italienische Raubkrieg ist 
der Funke gewesen, der endlich auch auf dem Balkan die 
Flinten wie von selbst losgehen ließ. Der Verlauf des 
Balkankrieges schien den Friedenswillen der Großmächte 
als unzerreißbar stark zu erweisen, weil selbst in jenen 
Augenblicken der allerschärfsten Spannung noch eine ver 
hältnismäßig schnelle Einigung über sehr heikle politische 
Streitfragen zur Tat wurde. Nicht zuletzt durch den un 
bedingt treuen, ehrlichen Friedensgeist Österreich-Ungarns, 
der in äußerster Geduld und einer bis an die Grenze der 
Möglichkeit gehenden Nachgiebigkeit zutage trat. Heute 
wissen wir nur zu gut, daß unsere Feinde damals die Zeit 
noch nicht für gekommen hielten, daß sie aber den Überfall 
auf uns und Österreich-Ungarn seit der Zeit der ersten 
Balkankämpfe mit unentwegter Zielsicherheit vorbereitet 
haben. Ein Balkanstaat, Serbien, fiel, zum Glück für uns, 
griffen waren und ihnen gegenüber der Schutz durch eine nicht 
sehr starke Erenzwacht ausreichte. Wir berichteten (Band II 
Seite 62 ff.), daß Österreich-Ungarn nach einem heldenhaften 
und erfolgreichen Vorstoß tief in das schwierige, von der 
Grenze an dauernd steigende serbische Gebiet hinein seine 
Streitmacht wieder an die Grenze zurückzog. Anfang Januar 
wurde nach der Umgruppierung der österreichisch-ungarischen 
Armee, die an Stelle des Feldzeugmeisters Potiorek unter 
den Oberbefehl des Erzherzogs Eugen gekommen war, 
ein erneutes Vorgehen gegen Serbien beabsichtigt. Es 
ist aber bisher nicht zur Ausführung gekommen, vermutlich 
auch, um Italien nicht einen weiteren Vorwand für seinen 
Verrat zu geben, well angeblich ein österreichisch-ungarisches 
Vorgehen in Serbien gegen den vielumstrittenen Para 
graphen 7 des Dreibundvertrages verstoßen sollte. Monate 
lang hörte man nichts von größeren Kampfhandlungen. Im 
Februar regten sich die Serben durch Beschießung offener 
österreichisch-ungarischer Grenzstädte. Am 10. gaben sie 
hundert Schüsse aus ihren schwersten Kalibern auf Semlin 
ab und beschädigten das dortige Hauptpostamt und andere 
Gebäude, verwundeten Zivilpersonen und töteten zwei Kin 
der. Am 17. Februar erfolgte ein ebensolcher Feuerüberfall 
auf Mitrowitza. Als Vergeltungsmaßregel wurde kurze Zeit 
Belgrad wirkungsvoll beschossen und durch einen Parla- 
Phot. R. Guschmann, Berlin. 
in seiner unbezähmbaren Beutegier so frühzeitig aus der 
Rolle, daß wir noch im rechten Augenblick gewarnt waren 
und uns der geplante Todesstoß nicht unvorbereitet für die 
Abwehr traf. Auf dem Balkan, an der serbischen und der 
montenegrinischen Grenze Österreich-Ungarns, entspannen 
sich gleich beim Ausbruch des Krieges Kämpfe und Schlachten 
von hervorragendem Umfang. Bald aber sank der Balkan 
kriegschauplatz zu einer Kampfstätte von untergeordneter 
Bedeutung herab, weil Österreich-Ungarn und Deutschland 
an anderen Fronten wichtigere Aufgaben zu lösen hatten 
und die beiden Balkanstaaten im verlustreichen Kampfe mit 
den österreichisch-ungarischen Truppen ihre Kräfte so voll 
ständig ausgegeben hatten, daß sie unfähig zu weiteren An- 
Amerikan. Copyright 1915 by Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. 
III. Band. 
mentär der serbische Höchstkommandierende verständigt, 
daß sich solche Bombardements auf die feindliche Haupt 
stadt wiederholen würden, wenn die Serben die Beschießung 
offener österreichisch-ungarischer Ortschaften nicht unter 
ließen. Das wirkte für einige Zeit. Am 6. April erst 
ward eine neue tatsächliche Ausführung dieser Drohung 
notwendig, weil die Serben sehr wahrscheinlich durch ihre 
Verbündeten, die ja die Kosten des Krieges für Serbien 
übernommen haben, gedrängt wurden. An diesem Tage 
warf ein österreichisch-ungarischer Donaunronitor nach einem 
serbischen Bericht dreißig schwere Granaten auf Belgrad, 
die erheblichen Schaden anrichteten und dämpfend auf 
die Kampflust der Serben wirkten. Anfang Mai aber 
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