Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
<Fortsetzm,g.) 
Der Versuch Lloyd Georges bei der Zusammenkunft 
der Verbandsmächte in Rapallo, der Westfront, die nun 
mehr von der flandrischen Küste bis an die Piavemündung 
reichte, eine einheitliche militärische Leitung—natürlich unter 
einem englischen General — zu verschaffen, war mißlungen. 
Es blieb keine Hoffnung mehr, die obersten Heeresleitungen 
der Westmächte unter einem Oberbefehl zusammenzu 
bringen. Die Franzosen würden sich jedem englischen 
General fachmännisch überlegen gefühlt haben, der aus 
geprägte Eigensinn der Engländer hätte wiederum die 
Zusammenarbeit der Heerführer unter einem französischen 
General unmöglich gemacht. 
In England wurden Lloyd Georges in seiner Pa 
riser Rede ausgesprochene Angriffe auf die militärische 
Leitung als Vorstoß gegen Haig aufgefaßt. Sein alter 
Widersacher Asquith, her dem Waliser, der ihn von der 
politischen Leitung vertrieben hatte, immer noch grollte, 
benützte die anscheinend günstige Gelegenheit, den Dik 
tator einem schweren parlamentarischen Angriff auszu 
setzen, bei dem er der Unterstützung aller Unzufriedenen in 
Eugland sicher war. Er zwang Lloyd George gleich nach 
seiner Rückkehr am 19. November, sich vor dem englischen 
Unterhaus wegen seiner Pariser Rede zu rechtfertigen. 
Anstatt seinen Gegner dabei unmöglich zu machen, bereitete 
er ihm aber damit den Weg zu einem glänzenden rednerischen 
Erfolg. Was Lloyd George in Rapallo hinter verschlossenen 
Türen gefordert hatte» schallte nun aus seinem Munde in 
die Öffentlichkeit hinaus. Es war die Feststellung, daß 
Mangel an Einheit die Sache des Vierverbandes gefährde, 
Eagland habe aber keine Lust, die ganze Last des Krieges 
allein weiterzutragen. Der „Oberste Kriegsrat" würde dem 
abhelfen, oder anders ausgedrückt, die englische Bevor 
mundung müsse in Zukunft noch viel weiter ausgedehnt 
werden; nur unter dieser Voraussetzung könne England und 
im besonderen Lloyd George die Verantwortung für die 
Leitung des Krieges länger auf sich nehmen. Da diesen 
, Posten wohl niemand in England ihm freiwillig abnehmen 
wollte, konnte Asquiths Haß gegen ihn nichts ausrichten 
und der vielen Kreisen schon längst lästig gewordene Mi 
nisterpräsident blieb in seiner Stellung. 
Zur vermeintlichen Entlastung der Italiener, aber mehr 
noch, um die schlechte politische Stimmung zu heben, unter 
nahmen die Engländer mit ihrer dritten Armee am 20. No 
vember bei Cambrai (siehe das Bild in Band V Seite 367 
oben) einen unvermuteten Massenangriff größter Art. 
Die neue Schlacht kam für die Deutschen überraschend, 
weil sie zum ersten Male auf Feindesseite nicht durch 
einen wochenlangen Artillerie angriff vorbereitet wurde. 
Nur ein ganz kurzer Feuerüberfall ging dem Vorstoß 
voraus. Das trübe, regnerische Wetter, das die deutschen 
Flieger und Fesselballone in ihren Beobachtungen be 
hinderte, hatte es dem Feind ermöglicht, seine Vorberei 
tungen geheim zu halten. In aller Stille, selbst von den 
englischen Erabentruppen unbemerkt, waren zwei Korps, 
und drei Kavalleriedivisionen unter dem Befehl des Gene 
rals Byng zusammengezogen worden zur Eroberung von 
Cambrai. Anstatt durch die Riesenmengen ihrer schweren 
Geschosse hofften die Feinde diesmal durch Masseneinsatz 
ihrer Tanke einen Erfolg zu erringen. 
Im Morgennebel des 20. Novembers sahen die deutschen 
Erabenverteidiger westlich und südwestlich Cambrai eine 
riesig weit ausgedehnte eherne Mauer auf sich zupoltern; 
weit über dreihundert der größten englischen Schlachtwagen 
bewegten sich in engeren Zwischenräumen als je zuvor zum 
Angriff vor. Feuerspeiende Ec schütze und rasselnde, hackend 
klopfende Maschinengewehre spritzten Zehntausende tod 
bringender Geschosse in die Weite. Krachend packten die 
schweren Panzerwagen in die deutschen Drahtverhaue und 
Zerstampften sie übermütig wie eine Elefantenherde, die 
sich den Weg durch den dichtesten Urwald bahnt. Ächzend 
überwanden sie die hintereinander liegenden deutschen 
Gräben und arbeiteten sich in den Rücken der wackeren 
Verteidiger vor, die der deutschen Artillerie (siche das unten 
stehende Bild) die Bekämpfung der Schlachtenungeheuer 
Im feindlichen (Nranatenfeuer vorgehende deutsche Artillerie. Nack einer Origtnalzeichnung von Hrtch Mattschaß 
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