Volltext: Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15. Achter Band. (Achter Band)

Die Geschichte des Weltkrieges 1914/18. 
«Fortsetzung.» 
Die Frühlingschlacht an der Westfront hatte nach vier 
wöchiger Dauer bereits außerordentliche Ergebnisse ge 
zeitigt. Die Deutschen waren in der Picardie auf 80 Kilo 
meter breiter Front bis zu 60 Kilometer tief vorgestoßen 
und hatten in Belgisch- und Französisch-Flandern auf halb 
so langer Linie bis zu 20 Kilometer Raum gewonnen. 
Dabei war die deutsche Heeresleitung immer darauf be 
dacht gewesen, zur Schonung ihrer Streitkräfte die feind 
lichen Stellungen durch Umgehung zu nehmen, was viel 
fach auch gelang und zur Folge hatte, daß die Verluste 
verhältnismäßig gering blieben. Es überwogen die leichten 
Verwundungen; die Hälfte aller Verletzten war marsch 
fähig, und viele davon konnten sich bald wieder zu ihren 
Truppenteilen begeben. Die Zahl der Schwerverletzten 
blieb niedrig, weil nur ein kleiner Teil der Verwundungen 
von Artilleriegeschossen herrührte. Auch die gefährliche, 
als „Gasbrand" bezeichnete Wundkrankheit war in diesen 
Kämpfen wenig aufgetreten. 
Der Abgang von Kriegsgeräten war durch die den Fein 
den, namentlich den Engländern entrissene Beute reichlich 
ersetzt worden. Der Wert der vom 15. Oktober 1917 bis 
zum 15. April 1918 gemachten Beute belief sich auf viele 
Milliarden Mark. Davon entfiel allein auf Geschütze und 
Artilleriemunition über eine Milliarde, die genommenen 
Maschinengewehre waren mit 60 Millionen zu bewerten, 
das rollende Eisenbahnmaterial mit 250 Millionen, die ab 
geschossenen feindlichen Flugzeuge und Ballone mit 60 Mil 
lionen Mark. Sehr groß war auch der Gewinn an Kriegs 
bedarf jeder Art, besonders an Pionierausrüstung, Hand 
feuerwaffen» Gasmasken, Bekleidungstoffen, Verpflegungs- 
mitteln, Kupfer und Gummi. Den Feinden waren 7246 Ge 
schütze, über 20 000 Maschinengewehre, mehr als 300 Tanke, 
100 Panzerkraftwagen, 630 Kraftwagen, 7000 Fahrzeuge, 
unübersehbares Eisenbahnmaterial, darunter 800 Loko 
motiven und 8000 Wagen, abgenommen worden. Außer 
dem verloren sie über 1100 Flugzeuge und mehr als 
100 Fesselballone; dazu kamen noch 517 000 Gefangene. 
Wie bedeutend die Mannschaftsverluste der Feinde ge 
wesen waren» ging auch daraus hervor, daß von den zwei 
portugiesischen Divisionen vier Brigaden zum Zwecke der 
Neuordnung zurückgezogen werden mußten; auf Nachschub 
aus Portugal war nicht zu rechnen, weil dort eine Flecktyphus- 
epidemie herrschte. Da wollte es nicht viel heißen, wenn 
der italienische Ministerpräsident Orlando verkündete, daß 
in kurzer Zeit auf den Schlachtfeldern der Picardie und 
Flanderns bald auch italienische Fahnen flattern würden: 
denn besonderen Umfang konnte diese Hilfe nicht annehmen, 
da Italien wegen des erwarteten Angriffs der Österreicher 
und Ungarn an der italienischen Front seine Truppen selbst 
nötig brauchte. 
Trotzdem hofften die Verbandsmächte noch auf ihren 
Sieg. Besonders die Engländer waren entschlossen, ihre 
Stellungen bis zum äußersten zu verteidigen und zu halten. 
In erster Linie sollte diese Absicht nördlich und südlich von 
Armentiöres durchgeführt werden. Dennoch machten die 
Deutschen auch dort in harten Kämpfen bedeutende Fort 
schritte, obwohl das Gelände westlich von Armentiöres und 
fast im ganzen Gebiet der Lys beträchtliche Schwierigkeiten 
bot. Infolge der Beschießung durch die Deutschen waren 
die alten englischen Linien zu einem unergründlichen 
Sumpf mit ungezählten kleinen Seen geworden, zwischen 
denen sich die Wege und Kolonnenstraßen nach der neuen 
Front hinzogen (siehe untenstehendes Bild). Zersplitterte 
Bäume, Blindgänger, Handgranaten, Pserdeüberreste lagen 
überall umher und erschwerten den Nachschub aller Art 
für die Kämpfenden ungemein. 
Die Engländer rafften im Kampfabschnitt an der Lys 
alle verfügbaren Mannschaften zusammen und führten 
Leute ins Gefecht, die kaum die erste Ausbildungszeit 
hinter sich hatten; General Foch war genötigt, ihnen von 
Eroberte englische Stellung vor Armentiöres; durch deutsche Artillerie stark zusammengeschossen. 
VIII. Band.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.