Volltext: Der Feldzug in Polen (6 / 1915)

Wörtlein „Post" jetzt für uns geworden ist. Ich z. B. habe 
drei Brüder im Westen vor dem Feind, von denen der eine 
feit dem 29. August verschollen war und jetzt erst als Schwer¬ 
verwundeter in Belgien wieder aufgetaucht ist. Da wartet 
man mit sehnsüchtigem Herzen auf jede Nachricht. 
Den freien Nachmittag über ruhten wir uns gründlich 
aus und taten uns an den vorhandenen Konserven, Kakes, 
Wurst und einer Flasche Rotwein gütlich. Bei Eintritt der 
Dunkelheit bezogen wir wieder unsere Schützengräben, aus 
denen ich Ihnen diese Zeilen schreibe. Die Nacht über hat 
unsere Artillerie hinter uns eifrig gefeuert. Am heutigen 
Morgen begann die russische Artillerie sich zu regen, sie schießt 
aber fortwährend über uns hinweg, denn glücklicherweise 
haben sie uns noch nicht gefunden. 
Im Schützengraben vor Jwangorod. 
20. Oktober 1914 
Heute morgen um 4 Uhr empfing ich in meiner „Burg", 
die ich mir im Schützengraben gebaut habe, Dein wunder¬ 
bares Paket. Als ich es öffnete, hätte ich jauchzen mögen 
vor Freude. Denn Zigarren sind Leckerbissen für uns Krie¬ 
ger, ebenfalls Schokolade. Ich danke Dir vielmals für diese 
hochherzige Spende. Meine Kameraden, denen ich von der 
Sendung abgegeben habe, und ich haben in dem Schützengra¬ 
ben ein dreifach Hoch auf Euch ausgebracht. Auch für die 
Zeitungen, insbesondere die „Illustrierte", danke ich viel¬ 
mals. Wenn es Dir möglich ist, dann schicke mir die „Il¬ 
lustrierte" doch noch einige Male zu. Zeitungen werden von 
uns stets aufs freudigste begrüßt, da wir, ausgenommen von 
unserem Regiment, nichts von der Außenwelt erfahren. 
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