Volltext: Gramastetten

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Bild des Mühlviertels zeichnet Hans Commenda in dem pracht¬ 
vollen Werke: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und 
Bild. Ans Anregung und unter Mitwirkung weiland Seiner kaiser¬ 
lichen und königlichen Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen 
Erzherzog Rudolf begonnen, fortgesetzt unter dem Protektorate Ihrer 
kaiserlichen und königlichen Hoheit der durchlauchtigsten Frau Kron¬ 
prinzessin-Witwe Erzherzogin Stephanie. Oberösterreich und Salz¬ 
burg. Wien, 1889. Druck und Verlag der k. k. Hof- und Staats¬ 
druckerei. Wir heben daraus hervor (S. 22ff.): „Kaiser Max I., 
der sich gerne in Oberösterreich aufhielt, hatte Recht, als er das 
Mühlviertel mit einem zusammengefalteten Reitermantel verglich. 
Eine dieser tiefen Falten ist das romantische große Rotteltal, das 
sich von den fruchtbaren Donaugeländen bei Ottensheim als felsige, 
ruinengeschmückte Schlucht hinaufzieht, vorüber am hochgelegenen 
Gramastetten, „mit der hohen Schule," wie deshalb der Volkswitz 
sagt, bis Zwettl, von wo an es sich als breiteres Wiesental dar¬ 
stellt. Am waldigen Sternstein, nach dem Blöckensteingebirge der 
höchste Punkt des Mühlviertels, entspringt die große Rottel in 
breiter Mulde. Durch luftigen Wald, dessen dunkles Tannengrün 
freundlich durch eingestreute Buchen und Bergahorne gemildert wird, 
führt der Pfad zum Gipfel. Der Sternstein selbst ragt als ein 
imposanter Felsturm über die Kronen der ihn umgebenden Fichten 
empor. Eine weite Rundschau in den Böhmerwald nach Böhmen 
hinein, über den größten Teil des Mühlviertels und die Tiefen¬ 
region südlich der Donau bis zur fernen Alpenkette eröffnet sich. 
Das Rotteltal entlang zieht sich der Brunnwald empor zum langen 
Bergrücken, auf welchem die Türme von Ober-Neukirchen und 
Traberg sich zeigen, eine flache Einsenkung davor führt nach Weißen¬ 
bach und Helfenberg hinüber. Auf der braunen Hochfläche vor uns 
liegt mauerumgürtet die treue Grenzwarte Leonfelden. Wald¬ 
dörfer liegen hingestreut am Wege, überall ist noch der Wald vor¬ 
herrschend, trotzdem hier viel gerodet wurde, so daß ein Drittel der 
Ortsnamen auf Reut und Schlag endigen." 
Als die ältesten Bewohner des Mühlviertels gelten die Men¬ 
schen, welche ihre Waffen, Werkzeuge, Geräte und Schmucksachen aus 
Stein verfertigten und der ältesten Kulturperiode des europäischen 
Völkerlebens, der Steinzeit, angehören. 
Ueberreste aus der jüngeren Steinzeit hat man in Limberg, 
einer Ortschaft Gramaftettens, gefunden. 
Zunächst begegnen wir den Bojern, einem Stamm der Kelten. 
Sie waren von großer Körpergestalt. Aus ihrem trotzigen Antlitz 
leuchteten die kühnen, blauen Augen und eine zügellose Tapferkeit 
zeichnete sie aus. Mit wahrer Todesverachtung stürzten sie sich in 
den Kampf. Wie die Männer, zeigten auch die keltischen Frauen 
starken Mut. Treue, Gastfreundschaft und Vaterlandsliebe adelte sie. 
Sie neigten aber auch zur Prahlerei und Putzsucht. Die Kelten
	        
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