Volltext: Deutsch-türkische Freundschaft [13]

wichtigsten der türkischen Mineralschätze. Auch für die Türkei 
gilt daher grundsätzlich das alte Wort des großen National¬ 
ökonomen Friedrich List: „Eine Nation, die bloß Agrikultur treibt, 
ist ein Individuum, dem in seiner materiellen Produktion ein Arm 
fehlt." Aber trotzdem ist die Türkei vor einem Industriefanatis¬ 
mus zu warnen. Noch wirken große Lemmungsmomente einer 
allgemeinen Industrialisierung entgegen, in erster Linie die Rück¬ 
ständigkeit der Landwirtschaft und die mittelalterliche Volks¬ 
psychologie. Die Steigerung der Kaufkraft des Bauern und die 
Erziehung des Industriearbeiters zum „Sechs-Tage-Arbeiter" sind 
die unerläßlichen Vorbedingungen für eine allgemeine Industriali¬ 
sierung der Türkei. 
Hüter den künftigen großen türkischen Industrien hat die 
Petroleumindustrie die nächste Zukunft, da das Großkapital 
infolge steigenden Weltbedarfes für das Petroleum in der Türkei 
großes Interesse zeigt. Abgesehen von Petroleumlagern in 
verschiedenen Küstenstrichen Kleinasiens, ferner in Armenien und 
in Syrien, ist es vor allen Dingen wiederum Mesopotamien, 
das, wie als Getreide- und Baumwolland, so auch als Petroleum¬ 
gebiet eine große Zukunft hat. Hber die verschiedenen Öllager¬ 
stätten gibt die Karte auf der folgenden Seite, die wir der Zeit¬ 
schrift „Petroleum" entnehmen, Aufschluß. 
Von den Petroleumlagern Mesopotamiens haben bereits die 
antiken Schriftsteller berichtet. Geologen wie der hervorragende 
Petroleumforscher Professor Äöfer und Reisende wie der Welt¬ 
politiker Paul Rohrbach haben diese Öllager von neuem unter¬ 
sucht und bestätigt. Nach Äöfer handelt es sich in Mesopotamien 
(wie auch in Persien) um Erdölvorkommen von ganz außer¬ 
gewöhnlicher Länge der Öllinien. Die ganze Zone, die sich von 
Nordost-Mesopotamien über die türkisch-persische Grenze bis nach 
Benderabbas erstreckt, ist insgesamt über 1000 km lang. Die 
einzelnen Öllagerstätten selbst, die nicht immer bei den natürlichen 
Ölquellen zu liegen brauchen, bedürfen noch der genaueren Fest¬ 
stellung durch Geologen. Wiederholte Versuche in Mesopotamien, 
die Ölschätze zu heben, wie sie schon Ende der sechziger Jahre 
des 19. Jahrhunderts gemacht wurden, sind bisher aus klimatischen 
und politischen Gründen, namentlich aber infolge Kapitalmangel 
und schlechter Verkehrsverhältniffe mißlungen. Da nun aber 
das notwendige Kapital bereitgestellt werden soll, andererseits 
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