Volltext: Der oberösterreichische Volksbildungsverein in den Jahren 1872 bis 1912

Volksschule und zu den Lehrern für diese geleistet, wissen nur jene zu schätzen, 
denen ein Einblick in sein so reiches Geistes- und Herzensleben gegönnt war. Für 
uns bleibt er persönlich, bleiben seine Verdienste um das Bildungswesen Ober¬ 
österreichs, dem er durch 27 Jahre vorgestanden war, unvergeßlich, seinem Namen 
gebührt in unserer Chronik die ehrendste Stelle. Wer es unternimmt, eine Geschichte 
der Entwicklung der Volksbildung in Oberösterreich zu schreiben, kann den Namen 
Schwämme! nicht umgehen; sein Wirken und Streben bleibt unvergänglich. 
Diesem unersetzlichen Verluste folgte ein zweiter, eben so großer, durch das 
Ableben des Herrn Dr. Eduard Michlstetter am 29. November 1899. Ursprünglich 
Gerichtsadjunkt, widmete er sich sodann dem Kaufmannsstande und zog sich Ende 
der Achtzigerjahre ins Privatleben zurück. Wegen seiner persönlichen hervor¬ 
ragenden Eigenschaften allgemein geachtet und beliebt, berief ihn das Vertrauen 
seiner Mitbürger in die Gemeindevertretung von Bad Ischl. Die größten Verdienste 
hat sich Dr. Michlstetter auf dem Gebiete der Volksbildung erworben. Ihm ver¬ 
dankt der Verein jene hochherzige Spende von 3000 fl., welche er zum Andenken 
an seinen Vater mit der Widmung stiftete, daß aus den Zinsen zunächst im Gerichts¬ 
bezirke Ischl, dann im weiteren Salzkammergut Volksbüchereien errichtet werden, 
bestehende erhalten und vermehrt werden. Sein Andenken bleibt für uns und 
jeden gesinnungstreuen Oberösterreicher mit dem Gefühle der Dankbarkeit und 
aufrichtigen Verehrung verbunden. 
Im Jahre 1900 erweiterte der Verein sein Wirken, indem er nach dem Muster 
der Wiener Hochschulkurse volkstümlich wissenschaftliche Kurse einführte. Deren 
Abhaltung erstreckte sich naturgemäß nur auf Linz. Die Beteiligung der Bevölkerung 
an denselben (Beitrag für die Kursdauer 1 K) war eine recht rege, der Versuch 
der Abhaltung solcher Kurse, angeregt von Herrn Professor Heinrich Langer, 
gelungen und vielversprechend. Die seit ihrer Schaffung im Jahre 1900 gehaltenen 
volkstümlich-wissenschaftlichen Kurse gelangen in einem eigenen Abschnitte zur 
Darstellung. 
Das Jahr 1900 sollte nicht ohne Verlust für den Verein verlaufen. Landes¬ 
hauptmann Dr. Moritz Eigner, Oberst Gustav Bancalari, Schulrat Eduard 
Kittel und Bürgermeister I. E. Wimhölzel segneten das Zeitliche. Dr. Eigner, 
der erste Vorstand, Schulrat Kittel, das langjährige Ausschußmitglied, waren 
beide gleich den Herren G. Bancalari und I. E. Wimhölzel tatkräftige Freunde 
unseres Vereines und Förderer des Fortschrittes, deren Andenken hochgehalten 
zu werden verdient. 
Ihnen sollte im Jahre 1901 Moritz Hellauer, der hochverdiente erste Verweser 
der Holzinger-Bücherei, im Tode nachfolgen, eine unermüdliche, treue Arbeitskraft, 
ein echter ganzer Mann mit überzeugungstreuem, unbeugsamen Charakter und 
unermüdlichem Fleiße bei gemeinnütziger Arbeit. 
Die Arbeit des Jahres 1901 verlief ruhig, friedlich. Die Gründung der 
Ortsgruppen hatte ihren Anfang genommen. Die an den Orten der Ortsgruppen 
bisher tätig gewesenen Vertrauensmänner wurden infolge der Arbeitsteilung in den 
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