Volltext: Der oberösterreichische Volksbildungsverein in den Jahren 1872 bis 1912

Mit dem neuen Vereinsheim, Linz, Lustenanerstraße 14, ist einem wirklich schon 
druckend gewordenen Bedürfnisse abgeholfen worden, da die Räumlichkeiten auch 
für spätere Jahre ausreichend erscheinen. In diesen Räumen ist nunmehr die 
Vereinskanzlei, ein Arbeitszimmer für die Zusammenstellung der Landbüchereien, 
die Dunkelkammer zur Herstellung der Lichtbilder und die Holzinger-Bücherei unter¬ 
gebracht. Die verschiedenen Lehrmittel, Apparate, Behelfe, Druckschriften und Akten 
des Vereines haben nunmehr eine bleibende Stätte, so daß es nicht mehr not¬ 
wendig erschien, die Gemeinde, Schuldirektionen oder Private um Überlassung von 
geeigneten Räumlichkeiten bittlich zu belästigen. Für diese Räumlichkeiten erließ 
die Gemeindevorstehung der Landeshauptstadt Linz in hochherziger Weise zur 
Zahlung die Hälfte des Wasserzinses sowie die ganze Leistung an Zinskreuzern. 
Da die Volksbücherei in Urfahr wegen der Nähe und der durch größere 
Reichhaltigkeit bedingten besseren Auswahl der Holzinger-Bücherei in Linz wenig 
in Anspruch genommen wurde, erfolgte ihre Auflassung. 
Das Vereinsjahr 1897 schloß mit einem erfreulichen Erfolge der Vereins¬ 
tätigkeit, da am 30. Dezember dem k. k. Landesgerichte Linz nicht weniger als 
343 Bände als Grundstock für eine Häftlings-Bücherei übermittelt werden konnten. 
In Würdigung der ganz besonderen Verdienste, die sich Herr Josef Huster, 
Privat in Linz, als langjähriger Säckelwart und opferfreudiges Mitglied erworben 
hatte, ernannte die Hauptversammlung am 30. April 1898 den verdienstvollen 
Förderer des Vereines zum Ehrenmitgliede. 
Die Ausschußsitzung vom 26. September 1898 gab dem Vereine Gelegenheit, 
seine Liebe zum Kaiserhause zu betätigen. Der Anlaß hiezu war der denkbar 
traurigste. „Eine Mörderhand, das Werkzeug des wahnwitzigen Fanatismus, der 
die. Vernichtung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung sich zum Ziele setzt, hat 
sich gegen die edelste der Frauen erhoben und im blinden, ziellosen Hasse das 
Herz getroffen, das keinen Haß gekannt und nur für das Gute geschlagen hat."* 
Kaiserin Elisabeth war von Mörderhand getroffen! 
Herr Vereinsvorstand Fr. Scholz hielt eine warmempfundene Gedächtnisrede 
auf unsere ermordete Kaiserin Elisabeth und lieh den Gefühlen der Trauer und 
und des Beileides, die alle Mitglieder unseres Vereines beseelen, ergreifenden 
Ausdruck. Der Ausschuß entsendete eine Abordnung zum Herrn Statthalter mit 
der Bitte, den Ausdruck des Beileides unseres Vereines an die Stufen des Aller¬ 
höchsten Thrones gelangen zu lassen. Der „Volksbote" widmete eine Nummer 
dem Gedenken der edlen Toten. 
Die einlaufenden Spenden zeigten dem Vereine, welcher Wertschätzung er sich 
zu erfreuen hat, die stetig wachsende Mitgliederzahl und der rege Besuch seiner 
Veranstaltungen und Vorträge waren der Beweis des Erfolges feiner Bestrebungen. 
Um sich auf der Höhe zu erhalten und noch größere Erfolge zu erzielen, trat in 
der außerordentlichen Ausschußsitzung vom 25. Oktober 1898 der Verein der Frage 
* Dank des Kaisers „An meine Völker", 16. September 1898. 
28
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.